Google-Chef Schmidt will noch mehr Daten

Maximilian Schlafer
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Der Google-Chef Eric Schmidt hat in der Abschluss-Keynote der IFA in Berlin kundgetan, dass Internetuser noch mehr Daten freigeben sollten. Damit würde man die Suchergebnisse verfeinern können. "Letztlich geht es buchstäblich um alle Ihre Informationen - E-Mail, Sachen, die Ihnen am Herzen liegen. Mit Ihrer Erlaubnis natürlich."

Google brauche ungeachtet aller Bedenken diese Daten deshalb, weil man auf dieser Basis die „Suchmaschine der Zukunft“ gestalten möchte. Man wolle die Fragen beantworten, die dem jeweiligen Nutzer selbst am Herzen lägen, denn das Suchen an sich sei eine persönliche Aktivität. Daher müsse eine „autonome Suche“ auch Zugriff auf die jeweiligen persönlichen Daten, wie etwa E-Mails, haben. Auf diese Weise könnte die Suchmaschine dann Inhalte vorschlagen, die man als User vielleicht nicht kenne, aber interessant finden würde. So würde die Suchmaschine nicht nur mehr Anfragen beantworten sondern auch Vorschläge unterbreiten, die auf der Kenntnis der individuellen, intimen Vorlieben der Nutzer basieren. So sei es etwa wichtig herauszufinden, was jemand gerade tue, sodass Google dann Vorschläge machen kann, „was Sie als nächstes machen sollten".

Wenn man etwa wissen wolle, wie das Wetter sein werde, stünden in der Regel verschiedene zu treffende Entscheidungen an, ob man etwa Regensachen einpacken oder die Blumen auf dem Balkon gießen sollte. Man sei darauf fokussiert, dass man den Menschen diese eigentlichen Probleme lösen könne. "Das ist aus meiner Sicht der nächste große Schritt bei der Suche" meinte Schmidt darüber, der dieses Thema im Übrigen bei jeder sich bietenden Möglichkeit propagieren soll. Für die Verwirklichung dieses Konzeptes brauche man aber eben auch möglichst viele Daten über die Nutzer. Zum daran hängenden Thema des Datenschutzes meinte Schmidt weiter, dass solche Diskussionen verständlich und gesund seien. Das Internet verändere eben alles, es schaffe eine neue Situation. In dieser gehe es um Informationen, die den Menschen wichtig seien. Die Veränderungen des Lebens durch Internettechnologien würden aber auf jeden Fall weitergehen.

In Anbetracht der durchaus nicht gerade unbeachtlichen Widerstände gegen Googles aktuelles Street-View-Projekt mag es zumindest gewagt anmuten, eine solche Forderung gerade jetzt zu tätigen. Dies zudem in einer Zeit, wo man sogar in den USA von behördlicher Seite aus beginnt, Googles Gebaren mit Argusaugen zu verfolgen und selbst normale Betroffene wegen Googles Datensammelaktionen den Klageweg beschreiten. So musste das Unternehmen aus Kalifornien erst letzte Woche einem Vergleich über 8.5 Millionen Dollar zustimmen, weil es die Privatsphäre von Nutzern seines E-Mail-Dienstes verletzte. Die Kläger – sieben an der Zahl – stießen sich daran, dass mit der unangekündigten Einführung des Buzz-Features zum Teil private Informationen aus ihrem Korrespondenzverhalten veröffentlicht wurden. Pikant an der Sache: Knappe 70 Prozent der Vergleichssumme – so sie auch für Google ein Peanut sein wird – geht an Organisationen, die Aufklärungsarbeit über Datenschutz leisten.

Ungestört dessen schmiedet Schmidt weiterhin Projektpläne, wie etwa das ans Internet angebundene Google-TV. Dieses soll im Gegensatz zu herkömmlichen Fernsehanbietern nicht nur mit der Zuschauerquote sondern auch mit einer präzisen Erhebungsmöglichkeit der tatsächlichen Angebotsnutzung dienen können, wenn nötig bis zum einzelnen Zuschauer hinab. Eine solche Option wäre für Werbekunden eine ausgesprochen willkommene Möglichkeit, wenn es darum ginge, eine möglichst punktgenau platzierte Werbekampagne lancieren zu können.

Ob diese Entwicklungen ohne geharnischte Kritik vonstatten gehen werden, darf in Anbetracht des sich vermehrt formierenden Widerstandes gegen solch ausgeprägte Datensammelfreude wohl angezweifelt werden.

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