Intel liefert Systeme mit 48-Kern-CPU aus
Knapp ein Jahr nach der ersten öffentlichen Vorführung der 48-Kern-CPU vermeldetet Intel anlässlich des zehnten Bestehens des Braunschweiger Forschungs- und Entwicklungslabors die erfolgreiche Auslieferung der ersten Systeme. Der Andrang sei dabei so groß, dass man die Nachfrage aktuell nicht bedienen könne.
Die mehr als 200 Vorschläge von mehr als 100 Institutionen für die Multi-Core-Systeme, die an eben solche forschenden und entwickelnden Einrichtungen im Bereich von „Multi Threading“ verteilt werden sollen, überstiegen bisher selbst Intels Erwartungen. Deshalb wurde bisher erst einmal der erste Schwung ausgeliefert, unter dessen Empfängern auch einige deutsche Einrichtungen zu finden sind. Die aktuellen Mitglieder der dafür gegründeten MARC-Initiative (Many-Core Applications Research Community) umfassen heute über 20 Institutionen aus Europa und sechs davon allein aus Deutschland. Zu den deutschen Mitgliedern zählen das Karlsruhe Institute for Technology (KIT), die RWTH Aachen, die Technische Universität Braunschweig, das Hasso-Plattner-Institute Potsdam, die Universität Paderborn und das Fraunhofer-Institut für Optronik. Zu MARC gehören derzeit insgesamt 38 Forschungseinrichtungen mit über 50 Projekten.
Da man diese nicht mit einer der großen Evaluierungs-Plattformen verschrecken wollte, hat man den „Singe Chip Cloud“-Computer auf ein klassisches ATX-Mainboard gesetzt. Während dieses zu Show-Zwecken in einem aus heimischen Gefilden bekannten ATX-Tower verbaut war, wird es an die Empfänger in einem gängigen 19“-Rack geliefert.
Neben dem einen oder anderen System auf Basis des 48-Kern-Prozessors, dass beim Festakt zugegen war, lagen hier und da auch Wafer sowie der einzelne Chip aus. Intel hat dabei erstaunlicherweise auf einen bekannten Sockel zurückgegriffen – der bisher für die Xeon unter dem Codenamen „Beckton“, besser bekannt als Acht-Kern-Prozessor „Nehalem-EX“, genutzt wird. Außer diesem Sockel haben die CPUs aber nichts mehr gemein, was direkt auch heißt, dass man nie einen Xeon auf dem SCC-Board und natürlich umgekehrt betreiben könnte. Vielmehr umging man so geschickt die erneute Entwicklung beispielsweise eines passenden Kühlers – jetzt nimmt man einfach das Jahre lang bekannte Server-Modell.
Voller Stolz wiederholte Intel im Rahmen der Vorführungen vor viel Politprominenz, dass in quasi jedem aktuellen Intel-Prozessor Know-How aus Braunschweig steckt – dies hören insbesondere Lokalpolitiker, aber auch Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister, der seinen Worten mit einem sauberen englisch und feinem schottischem Akzent ein Ohr verlieh, äußerst gern. Denn nachdem sich die Stätte in den ersten fünf Jahren primär der Kommunikationstechnik gewidmet hatte, folgte danach der Sprung in die Königsklasse bei Intel – Forschung und Entwicklung von zukünftigen Prozessoren. Da die komplette Entwicklung solcher Prozessoren bis zu fünf Jahre in Anspruch nimmt, sind die aktuellen Core-Prozessoren diejenigen, in denen das meiste aus Braunschweig steckt. Parallel dazu widmet sich der Standort mit seinen 120 Mitarbeitern vor allem Projekten rund um Many-Core-CPUs, Speicherlösungen der Zukunft und auch um „Larrabees“ Erben „Knights Ferry“ und „Knights Corner“. Doch dazu später mehr.