Mafia 2 im Test: Ultra linear und trotzdem ultra gut

 2/8
Sasan Abdi (+1)
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Inhaltliches

Plot

„Mafia“ schließt nicht an den Vorgänger an, sondern erzählt eine völlig neue Geschichte, die den Spieler in die Wirren und Abenteuer der Nachkriegs-USA mitnimmt – eine Zeit, in der die Unterwelt die großen Metropolen regiert und in der der Staat eine bloße Statistenrolle im Kampf der unterschiedlichen Familien und Einwanderer-Ethnien um Macht und Reichtum spielt.

Dieses Setting bleibt auch nach unzähligen Filmen, Spielen und Büchern spannend, doch hätte man sich für manche Aspekte der grundsätzlichen Handlung von „Mafia 2“ durchaus ein wenig mehr Innovation erhofft: Im Mittelpunkt steht der italienisch stämmige Vito Scaletta, dessen Eltern als kleine Leute vor Mussolini flohen und die im Land der unbegrenzten Möglichkeiten – weitgehend vergeblich – ihr Heil suchten.

Klar, dass Vito mit diesem Background schon früh mit dem Gesetz in Konflikt gerät und einer zünftigen Haftstrafe nur durch den freiwilligen Dienst am Vaterland entkommt. Ehrenhaftes Verhalten sowie eine Verletzung bringen den jungen Protagonisten allerdings beinahe ebenso schnell wieder aus den Gefahren des 2. Weltkriegs zurück ins Zentrum der Handlung, die fiktive US-Metropole Empire Bay, in der sich schnell alte Verbindungen und Möglichkeiten auftun.

Und wie der Zufall so will (hier hätte beispielsweise eine alternative Erzählung gut getan), muss Vito, wieder daheim angelangt, erfahren, dass sein mittlerweile verstorbener Vater sich bei einem fiesen Kredithai vor nicht allzu langer Zeit eine satte Summe geliehen hat, die nun niemand bedienen kann. Um seine Schwester und seine Mutter vor den raffgierigen Schlägern zu schützen, muss Vito also schleunigst Geld auftreiben – doch woher? „Zum Glück“ gibt es die Mafia.

Ein solcher Einstieg ist, wie angedeutet, nicht sonderlich originell, schließlich folgt er dem typischen „Guter-Junge-kann-ja-nichts-dafür“-Schema, was zwar eine leichtere Identifikation mit dem Hauptcharakter ermöglicht, dafür aber schon allzu oft durchgekaut wurde.

Szenen aus dem Plot von „Mafia 2“

Umso erfrischender ist, dass das besagte „Schema F“ durch eine Priese Zynismus aufgepeppt wird. So wird Vito zu Beginn nicht zur Gänze als braver Junge gezeichnet, der einzig und allein durch seine Umwelt zu den Taten gezwungen wird, die er im Verlauf der gut zwölfstündigen Kampagne begehen wird. Stattdessen lassen die Verantwortlichen den Protagonisten immer wieder deutlich machen, dass es für ihn, nicht zuletzt bedingt durch den Vater, der stets für einen Hungerlohn einer ehrlichen Arbeit nachging, im Leben darum geht, möglichst schnell an Besitz und Macht zu gelangen: Waffen, Weiber, Autos und Geld, je mehr desto besser – so lautet die Devise. Zwar handelt es sich auch dabei nicht um ein besonders tiefgründiges oder neues Statement, doch wird dem Plot dadurch der andernorts so stark bediente Herzschmerz à la „das Leben hat mich hart gemacht, dabei war ich doch eigentlich ein Engel“ genommen, der im Rahmen eines Spiels wie „Mafia 2“ ohnehin nicht ziehen würde.

Was den Verantwortlichen ebenfalls gut gelingt, ist die Vermittlung eines (zunächst) nicht-überzogenen Gangster-Alltags. Damit wäre indirekt bereits das Missionsdesign angesprochen: Realistischer Weise wird Vito nicht gleich in die ganz großen Geschäfte geworfen, in denen es um Ehre, Verrat und die ganz dicken Batzen Geld geht, sondern verdient sich Stück für Stück mit der harten Arbeit auf der Straße seine Sporen.

Mafia-Bosse: Es geht doch nichts über die Familie
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Kurzum: Was mancher Zeitgenosse eine „schleppenden Handlung“ nennt, nennen wir „realistisch“. Vito klaut angesagte Fahrzeuge, vermöbelt zahlungsunwillige Personen und den Auftraggebern unliebsame Konkurrenten, verkauft Zigaretten vom Lastwagen – und endet schließlich doch wieder im Knast. Diese Einführung ins Mafiosi-Dasein ist inhaltlich tatsächlich von einer langsamen Erzählgeschwindigkeit geprägt, was allerdings in unseren Augen völlig in Ordnung geht.

Die im Spiel überraschend umfassend behandelte Gefängniszeit dient dann als Vorbereitung für die Zeit als wirklich großer Fisch im Teich, wobei die drei in der Stadt aktiven Familien inklusive rustikaler Machtkämpfe, Verrat und mancher mehr oder weniger überraschender Wendungen die Bühne betreten. Auch hier gilt bis zum etwas abrupten Ende: Wirklich innovativ ist das Gebotene nicht, doch weiß die solide erzählte Geschichte den Spieler bis zum bitteren Ende bei der Fahnenstange zu halten.