Verwirrung um „Radeon HD 6700“-Spezifikationen
Die ersten Vertreter von AMDs neuer Grafikkartengeneration sollen zur „Radeon HD 6700“-Serie gehören. Zu den Karten mit den Codenamen „Barts Pro“ und „Barts XT“, die voraussichtlich als Radeon HD 6750 und HD 6770 kommen werden, sind nun weitere Infos aufgetaucht, die sich von den bisherigen Details deutlich unterscheiden.
Die vor knapp zwei Wochen enthüllten „Details“ zu den „Barts“-Modellen werden nun durch eine neue Folie größtenteils widerlegt. Die neue vermeintliche AMD-Folie bescheinigt den Radeon HD 6700 ein noch weitaus höheres Leistungspotenzial als das ältere Material, dessen Authentizität ebenfalls noch unbestätigt ist. Den neuen Spezifikationen zufolge werde die HD 6750 über 280 und die HD 6770 über 320 Stream-Prozessoren verfügen. Dabei handele es sich allerdings um 4D-Shadereinheiten und nicht 5D-Shader, wie bei der „Radeon HD 5000“-Reihe, woran die veränderte Architektur ersichtlich würde – dazu später mehr. Das geänderte SIMD-Design brächte auch ein anderes Verhältnis der Textureinheiten und ROPs zu den Stream-Prozessoren mit sich. Die HD 6750 soll nun über 56 TMUs und 32 ROPs verfügen, während es die HD 6770 auf 64 TMUs und ebenfalls 32 ROPs brächte. Der GPU-Takt der Grafikkarten wird nun ebenfalls höher angegeben und soll 725 MHz bzw. 900 MHz bei der HD 6770 betragen. Der GDDR5-Speicher (1.024 MByte) taktet angeblich mit 1.000 und 1.050 MHz und damit etwas geringer als bei den „HD 5700“-Karten, er werde allerdings über ein 256-Bit-Speicherinterface angebunden, wodurch die Bandbreite deutlich höher ausfiele. Die Mutmaßungen zum 256-Bit-Interface basieren nun bereits auf drei verschiedenen Quellen und erscheinen daher noch am realistischsten.
Die in der Abbildung aufgeführten vermeintlichen Spezifikationen der „HD 6700“-Serie deuten darauf hin, dass man gegenüber den Vorgängermodellen HD 5750 und HD 5770 mehr als deutlich an Leistung zulegen will. Die Vorgänger überflügelt man – zumindest auf dem Papier – offenbar mit Leichtigkeit und die HD 6770 dürfte sogar eine aktuelle HD 5850 überbieten. Die allgemeine Rechenleistung gibt man mit 2,304 TFLOPS (HD 6770) und 1,624 TFLOPS (HD 6750) an. Auch die Textur- und Pixelfüllrate liegen weit über den HD-5700-Karten, von der Speicherbandbreite ganz zu schweigen. Angesichts dieser übermächtigen theoretischen Leistungswerte im Vergleich zur „HD 5700“- und sogar zur „HD 5800“-Serie, wirken die Spezifikationen doch eher unrealistisch. Zudem unterscheiden sie sich deutlich von der zuvor enthüllten, angeblich offiziellen AMD-Folie, die insgesamt einen plausibleren Eindruck für eine „HD 6700“-Serie hinterlässt, aber dennoch eine Fälschung sein könnte. Passend dazu gab es in den vergangenen Wochen das Gerücht, dass AMD die „Barts“-Familie nicht als HD 6700 sondern als HD 6800 herausbringen werde, obwohl für die „HD 6800“-Serie bisher „Cayman“ gehandelt wurde. Hierbei wird berichtet, dass „Barts“ offenbar besser als erwartet ausfallen würde und AMD daher eine „Beförderung“ zur HD 6850/6870 entschlossen habe, wozu die neuen „Spezifikationen“ wiederum eher passen würden.
Völlig neu sind hingegen die ersten Angaben zur maximal möglichen Leistungsaufnahme der Karten. Bedingt durch die hohe Leistung kommt die HD 6770 fast auf das Niveau einer HD 5850 – die Träume von einer passiv gekühlten schnellen Mittelklasse-Lösung von einem AMD-Partner dürften, sofern dies stimmt, nahezu ausgeschlossen sein. Selbst die HD 6750 wird noch höher klassifiziert als eine aktuelle HD 5770.
Als vorläufiges Fazit bleibt also nur die Bestätigung der weiteren Ungewissheit, was die Spezifikationen von AMDs „Radeon HD 6000“-Generation angeht, deren Markenname selbst noch nicht einmal offiziell bestätigt wurde. Bislang geht man davon aus, dass die ersten „HD 6000“-GPUs im Oktober vorgestellt werden und spätestens im November verfügbar sein sollen. Dabei sollen die „Barts“-Karten den Anfang machen und darauf bereits „Cayman XT“ folgen, die bisher als HD 6870 gehandelt wurde. Als sicher gilt lediglich, dass die neue Grafikkartengeneration erstmals auf das ATI-Branding verzichten wird.
Wie Semiaccurate vor einiger Zeit berichtete, wird die „HD 6000“-Generation nun doch unter dem Codenamen „Northern Islands“ geführt, während man zunächst von „Southern Islands“ ausgegangen war. Letztere Bezeichnung soll nun aber für die ersten 28-nm-GPUs im kommenden Jahr gelten. „Northern Islands“ bringt demnach eine neue Architektur mit sich, bei der die Anordnung der Recheneinheiten von einem 5D- auf ein 4D-Design geändert wurde. Angeblich soll die Leistung darunter nur in Ausnahmefällen leiden, da das 5D-Design nur selten voll ausgelastet werde. Somit will man offenbar vor allem die Effizienz pro Shadereinheit erhöhen und kann durch die geringere Größe einer 4D-Einheit mehr solcher Shader auf dem Die unterbringen. Semiaccurate spricht zudem von einer Änderung von einem „4 simple + 1 complex arrangement“ zu einem „4 medium complexity arrangement“, wodurch die Leistung bei einfachen Berechnungen praktisch nicht sinken soll, bei den meisten komplexeren Kalkulationen aber steigen könne. Im Vorfeld war man bereits von einer höheren Dreieck- und somit Tessellation-Leistung unter DirectX 11 ausgegangen sowie einer gesteigerten Effizienz. Diese Annahmen scheinen sich nun zu bestätigen, auch wenn sie ebenfalls in die Kategorie der Spekulationen und Gerüchte einzuordnen sind, solange eine offizielle Bestätigung fehlt. Bereits im nächsten Monat könnte AMD mit der Vorstellung der neuen Generation den Vermutungen und verwirrenden „Informationen“ ein Ende gebieten.