FIFA 11 für den PC im Test: Auf die Kritik folgt die Auferstehung

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Sasan Abdi
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Auf einen Blick

Trotz der Lobhudelei im Vorwort muss bei der Betrachtung von „FIFA 11“ für den PC eines absolut klar sein: Auf dem Stand der Konsolenversion bewegt sich auch die aktuelle Ausgabe nicht. Dies bedeutet, dass neue Funktionalitäten und Verbesserungen wie das Online-„Creation Center“ zur Erstellung eigener Spieler, das verbesserte Pass- und Management-System sowie Spielereien wie die KI-Modifikation „Personality+“ und die Integration von eigenen Fangesängen nicht verfügbar sind.

Dennoch hat sich einiges getan, was zum einen unterstreicht, wie grausig „FIFA 10“ war, zum anderen aber vor allem belegt, dass sich die Verantwortlichen dieses Mal durchaus Mühe gegeben haben. Dank der Abstellung eines starken Entwicklerteams bei EA Canada bewegt sich „FIFA 11“ für den PC gefühlt auf dem Niveau der Konsolenvariante aus dem vergangenen Jahr, was bedeutet, dass der Titel endlich „Next-Gen“-Niveau erreicht hat.

Einige Eindrücke aus „FIFA 11“

Dies äußert sich natürlich vor allem optisch: „FIFA 11“ ist grafisch zwar kein ultimativer Hochgenuss, doch erfreut sich das vom Vorjahr noch getrübte Fußballer-Auge in höchstem Maße an den schicken neuen Texturen, den flüssigen, detaillierten Jubelszenen und Wiederholungen und an den überarbeiteten Menüs. Hinzu kommen Spielergesichter, die zumindest bei den bekannteren Dribblern häufig – aber leider nicht immer – den Originalen entsprechen. All dies ist einer gründlichen technischen Überarbeitung geschuldet, die beispielsweise auch die Möglichkeit mit sich bringt, ohne ewiges Tüfteln „in game“ bis zu 4 x AA zu aktivieren. Was in der 10er-Variante nur über kleinere Kniffe im Grafikkartentreiber funktionierte und in der Regel mit kaum spielbaren Bilderraten bestraft wurde, geht also endlich gewohnt kinderleicht und sogar flüssig von der Hand: Auf unserem praxisnahen Testsystem lief „FIFA 11“ in einer Auflösung von 1680 x 1050 bei maximalen Details und 4 x AA bei stabilen, durch VSync bedingten 60 Bildern pro Sekunde – ein Niveau, das nur bei manchen Torsequenzen leicht heruntergezogen wurde.

Auch in puncto Physik hat sich einiges getan. Statt mit roboterhaften, einförmigen Bewegungen glänzen die Pixel-Kicker in „FIFA 11“ mit menschlichen, authentischen Bewegungen. Diese fallen endlich unterschiedlicher und bewegungsechter aus, was in Teilen sogar darin gipfelt, dass die typische Bewegungsweise eines Bastian Schweinsteigers überraschend lebensnah eingefangen wird. Außerdem wurde am Zweikampf- und Kollisionsverhalten geschraubt, sodass Zustammenstöße, Kopfballduelle und Grätschattacken angenehm realistisch herüberkommen – nun profitieren also ganz offensichtlich auch die armen PC-Spieler von Technologien wie „Motion Capturing“. Komplettiert wird der in dieser Hinsicht positive Eindruck von einer nochmals verbesserten Ballphysik, sodass unrealistische Abpraller und Aufsetzer weiter minimiert wurden.

Weniger umfangreich, aber doch erwähnenswert fallen die Änderungen an den taktischen Möglichkeiten aus. Über an die Konkurrenz von „Pro Evolution Soccer“ erinnernde Schieberegler kann nun auch im Spiel das Mannschaftsverhalten festgelegt werden; außerdem können außerhalb von Spielen Varianten für Standardsituationen angelegt werden.

Die künstliche Intelligenz (KI) wurde ebenfalls nennenswert verbessert. Von einigen Aussetzern einmal abgesehen, gibt sich die Feld-KI weitgehend fehlerfrei und stellt unter höheren Schwierigkeitsgraden auch für Kenner der Reihe eine ordentliche Herausforderung dar. Wirklich bemerkenswert ist aber die verbesserte Torhüter-Intelligenz: Vormals aufgrund ihrer Einfältigkeit zurecht vielerorts als „Klöpse“ bezeichnet, handelt es sich bei den Keepern aus „FIFA 11“ nunmehr um absolut solide Mitspieler, was bedeutet, dass das vielleicht größte KI-Manko der Serie endlich ausgemerzt wurde.

Altbekannt aber gut: Der Managermodus in „FIFA 11“
Altbekannt aber gut: Der Managermodus in „FIFA 11“

Bei den Spielmodi hat sich dagegen wenig getan. Neben den gängigen Turnier-Möglichkeiten sowie Freundschaftsspielen kann man auch dieses Mal wieder einen Managermodus starten, bei dem man rudimentär die Geschicke eines ganzen Vereins übernimmt. Hier haben einige Verbesserungen in der Menüführung sowie realistischere Vertragsverhandlungen und Liga-Ergebnisse Einzug gehalten. Im „Be A Pro“-Modus lenkt man weiterhin einen Spieler durch bis zu vier Saisons – hier hat sich, von der Möglichkeit, ein eigenes Bild zu integrieren abgesehen, ebenfalls wenig getan.

Zur Teilnahme am Mehrspieler-Modus muss beim Online-Dienst von Electronic Arts ein kostenloses Konto erstellt werden und zwar auch dann, wenn nur im LAN gespielt werden soll. Nach der kurzen Erstellung eines Profils kann es dann aber gleich losgehen. Die technische Abwicklung der Online-Partien läuft weitgehend flüssig ab; allerdings muss man sich je nach Gegenspieler ab und an über längere Wartezeiten und vorzeitige Spielabbrüche ärgern – hundertprozentig ausgereift ist das Gebotene also noch nicht. Überzeugend fallen dagegen wieder die Spielvarianten aus: Im 5 vs. 5 „Be a Pro“ übernehmen bis zu zehn Spieler jeweils einen Kicker, was für größten Spaß sorgt, sofern Mitspieler diszipliniert ihre jeweiligen Positionen abdecken. Zudem kann auch hier ein eigener „Be a Pro“-Nachwuchsstar erstellt und mit eigenem Foto versehen werden.

„Be A Pro“ in „FIFA 11“

Die eigentlich einzige große Stärke von „FIFA 10“ wird natürlich auch in diesem Jahr wieder ausgespielt: Der EA-Fußballvertreter verfügt nach wie vor über die stärksten Lizenzen, sodass man sich über weitgehend aktuelle Original-Ligen, -Mannschaften und –Spielernamen freuen darf.

Doch nicht nur dies ist der Atmosphäre zuträglich: Die Soundkulisse stimmt dank variierender, teilweise an das Stadion angepasster Fangesänge und überarbeiteter Stadionsprecher. Der Kommentar von Tom Bartels und Sebastian Hellmann macht die ersten zehn Spiele Spaß, sofern man mit einigen Scriptschnitzern leben kann – danach kann man ihn wie gewohnt getrost abstellen.