Toshiba Libretto W100 im Test: Der Notebook-Tablet-Hybrid

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Benjamin Beckmann
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Im Alltag

Man kann viel mit dem Libretto W100 anstellen – das stellt sich vor allem mit zunehmender Nutzungsdauer heraus. So findet man mit genügend Ausdauer auch Optionen, die etwa zwei gegenüber sitzenden Personen die Möglichkeit bieten, auf dem gleichen Gerät gleichzeitig zu arbeiten. Dazu lässt sich auf beiden Bildschirmen dasselbe anzeigen – um 180° gedreht.

Software und Eingabe

Außerdem gibt es trotz des kompakten Formats im Prinzip unendlich viele Möglichkeiten, das Libretto W100 einzusetzen – dank Windows 7. Dies setzt hier die Grenzen – und die muss man in Sachen Software-Auswahl erst einmal finden.

Störend sind hingegen die zu kleinen Bedienelemente im Microsoft-Betriebssystem. Zwar lassen sich in vielen Anwendungen Seiten durch das Ziehen mit dem Finger scrollen, manchmal ist dies jedoch nicht möglich und man muss etwa den recht schmalen Balken am Rand treffen. Ähnlich ist es mit Tray-Icons und Links auf Webseiten. Hier erschwert auch die recht spartanische Implementierung der Finger-Gesten das flüssige Arbeiten. Das Auseinanderziehen oder Zusammenführen zweier Finger etwa sorgt nicht für stufenlosen Zoom, sondern ist in nur in groben Abstufungen möglich. Windows 7 ist trotz der Bemühungen von Toshiba, durch Zusatz-Software eine allein durch die Finger bedienbare Oberfläche zu entwickeln, nicht zu einhundert Prozent auf das Libretto abgestimmt.

ComputerBase.de (beide Displays)
ComputerBase.de (beide Displays)
ComputerBase.de (beide Displays)
ComputerBase.de (beide Displays)
PDF-Ansicht (beide Displays)
PDF-Ansicht (beide Displays)
SPON und ComputerBase.de (beide Displays)
SPON und ComputerBase.de (beide Displays)

Abhilfe könnten Aufsätze wie die Software „FrontFace“ der deutschen Entwickler von Mirabyte schaffen. Mithilfe der Community-Preview-Version 0.9.9 machte das Libretto jedenfalls einen deutlich praktischeren Eindruck. Große Symbole und eine Übersicht über alle wichtigen Programme lassen eine Art Smartphone-Gefühl aufkommen. Zudem wird Software wie diese speziell für Netbooks und Tablets entwickelt.

Bedienhilfe für Fenster (beide Displays)
Bedienhilfe für Fenster (beide Displays)
Office 2010 (beide Displays)
Office 2010 (beide Displays)

Abgesehen davon ist die Eingabe sehr bequem. Die Tastatur-Varianten wissen zu gefallen, auch wenn die Bedienung im Landscape-Modus (Displays nebeneinander) etwas umständlich ist. Mit dem kapazitiven Display stellt Toshiba sicher, dass jede Berührung registriert wird – ohne dabei jedoch überempfindlich zu sein. Der Nachteil hiervon ist allerdings, dass die Eingabe per Stylus nur mit speziellen Stiften möglich und die Eingabe mit Handschuhen erschwert ist.

Vorinstallierte Software

Ohne ein ernstes Wort an Toshiba möchten wir diesen Abschnitt jedoch nicht beenden. Ein Kollege von Anandtech hat diesbezüglich einen „offenen Brief zur Bloatware“ in englischer Sprache verfasst, wir möchten dies jedoch auch selbst kommentieren.

Es sollte einfach nicht so sein, dass im vorinstallierten Windows-7-Image rekordverdächtige 92 Prozesse am Werk sind. Mein eigenes Windows-7-System bringt es nach rund sechs Monaten und vielen Installationen auf 68 Hintergrundanwendungen. Ein Tablet, das zum ersten Mal geöffnet und gestartet wird, sollte hingegen nicht mehr als 40, mit diverser Software möglicherweise 50 Prozesse im Hintergrund geöffnet haben. Zudem nerven Programme wie McAfee Internet Security mit ständigen Aufforderungen zur Registrierung. Insgesamt entsteht hierdurch ein ziemlich träger Eindruck vom System – irgendwo im Arbeitsspeicher schlummern die Dienste und Prozesse schließlich alle. Toshiba hätte hier – getreu dem Motto „weniger ist manchmal mehr“ – auf einige Dinge verzichten sollen.

Lautstärke

Welche Komponenten des Libretto W100 eine so starke Abwärme erzeugen, dass der eingebaute Lüfter ständig in zweithöchster Stufe läuft, ist wahrlich ein Rätsel. Mit 35 dB(A) aus 20 Zentimetern Entfernung wirkte das Tablet auf unsere Ohren ein. Spielt man ein Video ab oder lässt größere Kopiervorgänge ablaufen, sind es sogar 42 dB(A).

Subjektiv macht das Libretto zwar einen flotten Eindruck, gleichzeitig aber auch viel Lärm. Auf der Straße mag dies nicht ins Gewicht fallen, schwierig ist es allerdings in ruhiger Umgebung. Es wäre auch eher verschmerzbar, wenn die Lautsprecher im Libretto W100 dazu in der Lage wären, den Lüfter deutlich zu übertönen, dies gelingt jedoch nur knapp. Ein ganz klarer und großer Minuspunkt.

Angeblich hat Toshiba das Problem des zu hoch drehenden Lüfters mithilfe eines BIOS-Updates in den Griff bekommen. Das während unseres Tests verfügbare BIOS-Update aus dem August hat jedenfalls nicht geholfen. Hoffentlich kümmert sich das japanische Unternehmen in Zukunft noch um die von Lärm geplagten Ohren der Libretto-Käufer.