Analysten bewerten Chrome OS eher kritisch
Die verspätete Markteinführung von Chrome OS wird von Analysten des Marktforschungsinstituts Gartner kritisch bewertet. Gegenüber der „New York Times“ äußerten sich zwei hochrangige Gartner-Mitarbeiter eher zurückhaltend als optimistisch.
Ray Valdes – Vize-Präsident bei Gartner und auf die Analyse von Internet-Plattformen spezialisiert – begründet seine Einschätzung mit den Verschiebungen auf dem Markt für Mobil-Geräte: „Als Google mit der Arbeit an Chrome OS begann, steckte Android noch in den Kinderschuhen und den Tablet-Markt gab es noch nicht wirklich.“, so Valdes. Und weiter: „In der Zwischenzeit hat sich eine Menge verändert, Google wird seine Strategie und Produkt-Ausrichtung verändern und dies berücksichtigen.“
Ob sich die Unternehmens-Leitung dieser Problematik aber wirklich zu 100 Prozent bewusst ist, scheint nicht nicht ganz klar. Der Vorstandsvorsitzende Eric Schmidt zumindest wird vorerst keine Richtung an die beiden unabhängig voneinander arbeitenden Entwicklerteams vorgeben: „Momentan sieht es so aus, als ob Android bei Geräten zum Einsatz kommt, die in irgendeiner Art und Weise per Touch bedient werden, während Chrome OS für Tastatur-basierte Geräte bestimmt ist.“.
Michael Gartenberg – ebenfalls Gartner-Analyst – bestätigt die noch nicht erfolgte Festlegung des Kurses. Seiner Meinung nach hat Google noch nicht festgelegt, „[...] wie Chrome und Android nebeneinander existieren sollen.“. Und Gartenberg ist davon überzeugt, dass irgendwann ein Punkt erreicht wird, „[...] an dem die Leute sagen: Wie war Steve Jobs Telefon-Nummer gleich nochmal?“.
Dass beide Plattformen kostenlos zur Verfügung gestellt werden, ist aus Sicht des für das Chrome-Produkt-Management mit verantwortlichen Sundar Pichai sinnvoll. Denn schließlich ginge es nicht darum, mit den Systemen Geld zu verdienen, sie sind als Basis für die Google-Dienste gedacht. Und mit den darin geschalteten Anzeigen verdient das Unternehmen aus dem kalifornischen Mountain View letztendlich sein Geld.
Analyst Gartenberg sieht dennoch eine unter Umständen positive Zukunft für Chrome OS. Er ist der Ansicht, dass Android mit seinem Fokus auf „Apps“ die Antwort auf die heutigen Bedürfnisse ist, während Chrome OS seine Stärken ausspielen kann, wenn alles über das „Netz“ verfügbar sein wird.
Unberechtigt sind die Zweifel der beiden Gartner-Mitarbeiter nicht. So sollten die ersten Geräte auf Basis von Chrome OS bereits in diesen Tagen auf den Markt gebracht werden. Erst in dieser Woche gab Google-Chef Schmidt aber bekannt, dass sich der Start aber um einige Monate verzögern werde. Dass das Unternehmen analog zu Android ein eigenes Gerät mit Chrome OS vermarkten werde, wurde gegenüber der „New York Times“ bestätigt. Ob man auf dem sich derzeit eher negativ entwickelndem Netbook-Markt aber noch große Gewinne einfahren kann, erscheint zu Zeiten des Tablet-Booms eher fraglich.