Erste Tests von AMDs Fusion-APU E-350 alias „Zacate“
Nachdem es bisher nur kurze Ausblicke auf die Leistung von AMDs Fusion-Chip „Zacate“ gab, sind nun die ersten ausführlichen Tests aufgetaucht. Die Ergebnisse entsprechen den bisherigen Erwartungen: In Relation zur geringen Leistungsaufnahme kann die APU bei der GPU-Leistung punkten, während die CPU-Leistung weniger überzeugt.
Die amerikanischen Kollegen von PC Perspective und Anandtech waren zu Gast bei AMD und durften die Testplattform mit der Fusion-APU E-350 („Zacate“) einigen Tests unterziehen. Der Prozessor verfügt über zwei „Bobcat“-Cores mit 1,6 GHz Takt und einer integrierten Radeon HD 6310 mit 80 Shadereinheiten und 500 MHz Takt. Seine TDP liegt bei 18 Watt. Dabei ist anzumerken, dass es sich bei dem AMD-System um eine reine Demonstrations- bzw. Testplattform handelt und die erzielten Ergebnisse von denen kommender Endprodukte abweichen können.
PC Perspective vergleicht im Testartikel die AMD-Plattform mit zwei aktuellen Intel-Plattformen – zum einen ein Dual-Core-Celeron SU2300 mit 1,2 GHz und Nvidias ION-Chipsatz und zum anderen ein Dual-Core-Atom D510 mit 1,66 GHz und NM10-Chip – sowie bei manchen Benchmarks auch VIAs Nano-CPU mit zwei Kernen. In den synthetischen Tests von SiSoft Sandra 2011 zeigt sich bereits eine mögliche Schwachstelle der AMD-Plattform: die Speicherbandbreite, welche sich CPU und GPU teilen müssen. In dieser Disziplin kann man aber zumindest mit der Atom-Plattform mithalten. Beim CPU Arithmetic Test lässt der E-350 den Atom D510 hinter sich, liegt aber deutlich hinter Celeron SU2300 und VIA Nano zurück. Dieses Bild spiegeln auch die Ergebnisse von CineBench 10/11 wieder.
In Tests, wo die Rechenleistung der GPU gefragt ist, kann der Fusion-Chip hingegen überzeugen. Dies gilt sowohl für Spiele als auch andere Anwendungen mit GPU-Support. So lässt der E-350 die Konkurrenz im OpenGL-Test des CineBench 11 alt aussehen und bei den HTML5-Benchmarks liegt man auf dem Niveau der Celeron-Plattform, während der Atom weit abgeschlagen zurückliegt. Das gleiche Bild zeigt sich bei den 3D-Anwendungen/Spielen. Den Atom D510 haben die Tester hierbei außen vor gelassen, da sie bereits wussten, dass er dort aufgrund der schwachen GPU-Leistung keine Chance haben würde. Im 3DMark Vantage liegt der AMD E-350 bereits vor der Celeron-Plattform mit ION-GPU und auch beim Spiel „Left 4 Dead“ kann sich der „Zacate“-Chip an die Spitze setzen, wenn auch recht knapp.
Die Messungen zur Leistungsaufnahme der verwendeten Testsysteme zeigt neben der relativ guten GPU-Leistung eine weitere Stärke der AMD-Plattform auf. Im Idle kommt das E-350-System auf geringe 9,3 Watt; Atom (16,4 W) und Celeron (21,2 W) verbrauchen deutlich mehr im Leerlauf. Bei CPU-Auslastung im CineBench 11 liegt der E-350 ebenfalls an der Spitze (19,1 W), obgleich die Atom-Plattform sich nur ein Watt mehr genehmigt. Das Celeron-System benötigt hier etwa 50 Prozent mehr Energie. Bei „Left 4 Dead“ fällt der AMD-Prozessor allerdings mit knapp 29 Watt auf Platz zwei zurück, die GPU-Auslastung fordert hier offenbar ihren Tribut.
Anandtech stellt dem E-350 im Test noch einige andere CPUs gegenüber, darunter auch Konkurrenz aus den eigenen Reihen auf Basis der „K8“-Architektur. Bei den CPU-Tests zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Kollegen von PC Perspective. Der Intel Atom D510 wird meist geschlagen, allerdings zum Teil auch recht knapp. Die Konkurrenz in Form vom Celeron E1500 oder gar dem Pentium Dual-Core E2200 liegt erwartungsgemäß in weiter Ferne und VIAs Dual-Core-Nano mit 1,8 GHz ist ebenfalls schneller. Das Niveau eines Athlon X2 3250e mit 1,5 GHz liegt hingegen oftmals in Reichweite.
Die Tests zur GPU-Leistung bescheinigen dem AMD E-350 ebenfalls eine überwiegend gute Grafik-Performance, allerdings mit Ausnahmen. Je nach Spiel liegt der Fusion-Chip mit Radeon HD 6310 entweder vor sämtlicher Desktop-IGP-Konkurrenz (bis auf die diskrete Radeon HD 5450) oder auf dem Niveau einer 890GX-Chipsatzgrafik. Bei „Dragon Age Origins“ landet die APU allerdings auf dem letzten Platz, was womöglich an der geringeren CPU-Leistung liegt.
Im Vergleich zu den mobilen IGP-Lösungen von Intel schneidet die AMD-Plattform oftmals sehr gut ab und muss sich meist nur der Chipsatzgrafik von Nvidia (320M) geschlagen geben. Allerdings gibt es auch einige krasse Ausnahmen, wie z.B. „StarCraft 2“, wo der AMD-Chip auf dem letzten Platz landet. Laut Anandtech soll dieser Ausreißer ebenfalls an der eher schlechten CPU-Leistung vom E-350 liegen, wobei die Intel-Systeme hingegen punkten können.
Die kompletten Tests der Kollegen sind unter folgenden Links zu erreichen:
Weitere Tests gibt es unter anderem bei Tech Report, Tom's Hardware und Legit Reviews.
Zur CES 2011 im kommenden Januar wird AMD voraussichtlich die ersten Endprodukte auf Basis der „Brazos“-Plattform samt „Zacate“- und „Ontario“-APUs präsentieren. Auf dem Financial Analyst Day 2010 vor einer Woche hatte AMD verkündet, dass die „Brazos“-Plattform für schlanke Notebooks und Netbooks bereits mehr als 100 „Design Wins“ für sich beanspruchen konnte. Angesichts dieser Zahlen und der aktuellen Testergebnisse, könnte es AMD durchaus gelingen im mobilen Sektor einige Marktanteile zu erobern. Allerdings könnten zeitgleich oder etwas später bereits die ersten (Ultra-)Low-Voltage-Ableger von Intels mobilen „Sandy Bridge“-CPUs auf der Matte stehen, die voraussichtlich mit einer TDP von 17 Watt und einer gegenüber den Vorgängern verbesserten Grafikleistung aufwarten werden.