Android gegen iOS im Test: Zwei Religionen im Vergleich
11/14Multimedia und Freizeit
Wenn wir auch in den letzten Abschnitten des Öfteren auf die Marktplätze App Store und Android Market verwiesen haben – beim Thema Multimedia und Freizeit sind sie keine Ergänzung, sondern ein notwendiges Hilfsmittel. Auf beiden Plattformen fehlt es beim ersten Start des Smartphones nämlich an Spielen. Zwar gilt auch hier, dass manche Hersteller von Android-Smartphones gelegentlich Einsicht zeigen und kleine Spiele gegen die Langeweile mitliefern. Üblich ist dies jedoch nicht.
In den endlosen Weiten von Android Market und App Store macht sich der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Plattformen bemerkbar. Auch wenn der Fokus gerade auf freizeitliche Aktivitäten gerichtet ist, so lässt sich die folgende Beobachtung auf fast alle Kategorien im aktuellen Vergleich „Android oder iOS?“ übertragen: Fertige Lösungen bietet in der Regel eher iOS, wer aber gelegentlich auch abseits vom Mainstream unterwegs ist und etwa spezielle Video- oder Musikformate abspielen möchte, sollte zu Android greifen. Apps für iOS wirken grundsätzlich angepasster und „runder“, was nicht zuletzt an der strengen Einhaltung der Design-Richtlinien aus dem Hause Apple liegt. Im App Store ist der Anteil kostenpflichtiger Spiele und Multimedia-Apps zudem deutlich höher als im Android Market. Dies mag nicht automatisch auf höhere Qualität hindeuten, es liegt aber die Vermutung nahe, dass viele dieser Anwendungen ihr Geld wert sein müssen.
Eine Notwendigkeit, Apps zum Abspielen von Ton und Bild zu installieren, besteht auf beiden Systemen nicht. Unter Android sollte man es allerdings in Erwägung ziehen, da der interne Player die Aufgabe, Videos und Musik wiederzugeben, zwar erwartungsgemäß erfüllt, darüber hinaus lässt der Komfort aber stark zu wünschen übrig. Im Gegensatz zur iPod-App unter iOS kann der Android-Player nicht mit komfortablen und optisch ansprechenden Menüs aufwarten. Überraschend ist dies nicht – Apple hat dank der iPod-Serie viel Erfahrung in diesem Bereich, Google mit Android hingegen noch viel Potenzial zur Verbesserung.
Beide Betriebssysteme kommen von Haus aus mit den Video-Codecs H.264 und MPEG-4 zurecht, iOS unterstützt zudem Motion-JPEG. Unter Android lassen sich darüber hinaus auch H.263-Videos abspielen. Bei den Audioformaten ist die Vielfalt naturgemäß etwas größer: Beide bringen Codecs für AAC, HE-AAC, MP3 und WAVE mit, iOS bietet zudem Audible-, Apple-Lossless- und AIFF-Unterstützung. Android hingegen spielt AMR, MIDI und Vorbis ab. MKV-Container mit x264-kodiertem Inhalt lassen sich auf beiden Betriebssystemen nicht zufriedenstellend abspielen. Hier empfiehlt sich die Umwandlung mit entsprechender Software. An einem manuellen Equalizer fehlt es sowohl in Android als auch im Apple-OS. In der iPod-App für iOS kann man aber aus verschiedenen Voreinstellungen wählen.
Zur Verwaltung von Musik und Filmen dient bei iOS einzig und allein iTunes. Zwar lassen sich dort auch manuell „fremde“ Dateiformate auf das iPhone übertragen, dies macht aber in der Regel keinen Sinn, da sie sich in diesem Fall auch nicht in iOS abspielen lassen – Ausnahmen mag es allerdings dank der Verfügbarkeit vieler Multimedia-Apps im App Store geben. Android-Geräte lassen sich per USB-Kabel beispielsweise unter Windows als Massenspeicher im Explorer verwalten. Hersteller wie Sony Ericsson bieten gelegentlich auch von iTunes inspirierte Software an, um auf komfortablere Weise Multimediainhalte zu synchronisieren.
Wer das Potenzial von potenter Hardware und Touchscreen-Bedienung ausnutzen möchte, kann sich gelegentlich zu einem Spiel hinreißen lassen. Android und iOS bieten hier eine große Vielfalt an ausgereiften Spielen. Nach einigen Wochen Spielspaß im Dienste von ComputerBase und dem Meinungsaustausch mit einer weiblichen Nutzerin beider Betriebssysteme liegt der Schluss nahe, dass der Spaßfaktor der Spiele im App Store deutlich höher ist. Es ist nicht einfach zu sagen, ob es an der meist bunter und liebevolleren Gestaltung, an der meist besseren Steuerung oder einfach an der größeren Vielfalt professionell entwickelter Spiele liegt, aber insgesamt hat Apple hier die bessere Auswahl zu bieten. Wer gerne spielt und das nötige Kleingeld hat, sollte das iPhone oder den iPod Touch bevorzugen – nicht nur wegen des Preises eines iPhone oder iPod Touch, sondern auch aufgrund vieler Apps, die beim ersten Download ein paar Euro kosten. Prominente Titel aus dem Portfolio von EA oder Gameloft sind nämlich meist nur gegen eine kleine Gebühr erhältlich. Unter Android sucht man derart professionelle Spiele hingegen vergeblich – auch hier gibt es aber Ausnahmen.
Zur Navigation hat nur Android eine mitgelieferte Software parat. Diese ist allerdings auf eine Datenverbindung angewiesen und ist daher nur für üppige Datentarife empfehlenswert. Für beide Plattformen stehen allerdings Lösungen wie Navigon bereit, bei denen die geografischen Daten auf der SD-Karte Platz finden.
In der Summe kann man das „Erlebnis“ beim Konsum von Musik, Filmen und Spielen nur unter iOS als solches bezeichnen. Hier ist Apple-typisch vom Erwerb bis zur nachträglichen Bewertung der Inhalte alles aus einem Guss. Android bietet diese Funktionen auch, allerdings muss man auf dem Weg oft die Ideallinie verlassen und auf Software von Drittanbietern zurückgreifen – ein harmonischer und reibungsloser Ablauf gelingt da nur selten. Hersteller wie HTC, Samsung und Sony Ericsson leisten jedoch gute Dienste bei der Verbesserung dieses Umstandes, weshalb sich potenzielle Kunden vor der Kaufentscheidung über die Multimedia-Fähigkeiten explizit informieren sollten. Erfahrungsberichte von Kunden sind in mancherlei Hinsicht aussagekräftiger als die Spezifikationen auf den Websites der Anbieter.
Außerdem gilt: Wer gern spielt und dabei viel Abwechslung genießen möchte, sollte das Argument „Spielspaß“ auf der Pro-und-Contra-Liste für iOS gleich dreifach positiv werten.