Medienkompetenz muss stärker vermittelt werden
Im Interview mit der Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“ haben sich die beiden Professoren Christian Pfeiffer und Stefan Aufenanger zum Umgang Jugendlicher mit digitalen Medien sowie den Auswirkungen geäußert.
Dabei stimmten beide darin überein, dass die Schulung von Medienkompetenz stärker als bislang gefördert werden müsse. Eine zentrale Rolle dabei sollten die Bildungseinrichtungen übernehmen, aber auch in den Familien müsse ein Umdenken stattfinden. Auf diesem Wege ließen sich unter anderem schlechte Schulleistungen bekämpfen.
Uneinig sind sich die beiden Experten aber bei den Details. Während Aufenanger den frühen Einsatz von Computern schon in Kindergärten und Grundschulen zur Erlangung von Kenntnissen über die Beschaffung von Informationen und deren Aufbereitung präferiere, steige laut Pfeiffer durch diesen frühen Einsatz digitaler Medien aber auch das Risiko einer späteren, übermäßigen Nutzung dieser. Insbesondere bei Jungen führe dies schon früh zu schlechteren Leistungen in der Schule und weniger Interesse an bewegungsintensiven Beschäftigungen. Grundsätzlich, so Aufenanger, solle der Computer in diesem Alter aber auch nur eine Ergänzung darstellen.
Generell sei aber zu beklagen, dass digitale Medien zu wenig im schulischen Alltag genutzt werden, hier verwies Pfeiffer unter anderem auf die im Schnitt zu alten Lehrer in Deutschland: „Die deutschen Lehrer sind ein bisschen überaltert und von daher mehrheitlich gar nicht in der Lage, die Medienwelt der Kinder nachzuvollziehen.“.
Bei der Frage des Zusammenhangs zwischen gewalthaltigen Spielen und gewalttätigem Verhalten äußerten beide, dass diese Spiele für sich genommen keine solches Verhalten auslösen würden. Viel eher würden durch den Konsum solcher Spiele schon bestehende Verhaltensweisen verstärkt werden. „Die Wahrscheinlichkeit steigt, ein Risikoverhalten zu zeigen“, so Aufenanger. In der Regel wären Kinder durch Probleme in der Familie – zum Beispiel Gewalt oder Armut – vorbelastet, was laut Aufenanger durch eine bessere Familienbildung und Veränderungen im Bildungssystem bekämpft werden müsste.
Laut Christian Pfeiffer wäre hier zum Beispiel eine stärkere Konzentration auf die Fächer notwendig, die für die Persönlichkeitsbildung eine Rolle spielen würde, zum Beispiel die künstlerischen Bereiche und Sport. Andere Länder seien Deutschland in diesen Belangen gegenüber weit voraus, hierzulande habe man nach dem „PISA-Schock“ die Prioritäten anders gesetzt.
Unterschiedliche Sichtweisen offenbarte zum Schluss dann die Frage nach der Jugendmedienschutzregelung und möglichen Veränderungen bei den entsprechenden Gremien und Herangehensweisen. Aufenanger ist hier davon überzeugt, dass die aktuellen Methoden ausreichend seien, Pfeiffer hingegen ist für Veränderungen sowohl bei den internen Abläufen als auch bei der zeitlichen Gültigkeit der Alterseinstufungen. Hier schlägt der Kriminologe vor, dass bei Online-Spielen – hier sieht er ein hohes Sucht-Potential – generell eine strenge Einstufung vorgenommen wird, die dann nach einer klar definierten Zeitspanne überprüft und gegebenenfalls herabgesetzt wird.
Wir danken unserem Leser „BlackHawk90“ für den Hinweis!