Stuxnet soll in Israel getestet worden sein
Seit bekannt ist, dass es das Computervirus Stuxnet auf Siemens-Steuerungstechnik abgesehen hat, die in Anlagen zur Urananreicherung eingesetzt wird und es dabei vor allem im Iran sein Unwesen treibt, gilt Stuxnet als Politikum. Neue Berichte weisen auf eine Kooperation der USA mit Israel hin; auch Siemens sei nicht unbeteiligt.
In einem Bericht der New York Times werden weitere Vorgänge geschildert, die nahe legen, dass Israel und die USA gemeinsam an dem Stuxnet-Virus arbeiteten und es sogar vorsorglich testeten. Als Testeinrichtung hierfür habe die israelische Urananreicherungsanlage in Dimona gedient, die den Anlagenaufbau der iranischen Einrichtung in Natanz in Teilen kopiert haben soll. In Israel habe man sich der New York Times zufolge vor allem mit dem Zentrifugenmodell auseinandergesetzt, das die Iraner in ihrem Atomprogramm einsetzen.
Stuxnet jedoch funktioniert vor allem auch deshalb, weil die Software Zero Day Exploits von Siemens-Steuerungen des Typs Process Control System 7 (PCS 7) ausnutzt. Bei deren Ausnutzung soll der deutsche Konzern unfreiwillig Schützenhilfe geleistet haben, wie weiter berichtet wird. So habe Siemens Anfang 2008 mit dem Idaho National Laboratory, einer Forschungseinrichtung des US-Energieministeriums, zusammen gearbeitet, um Schwachstellen in der besagten Steuerung festzustellen. Die hierbei aufgedeckten Sicherheitslücken (PDF) seien in die Entwicklung des Virus eingeflossen.
Weitere politische Tragweite erhält der Vorgang durch die Meldung, dass Stuxnet überaus genau auf das iranische Atomprogramm angepasst wurde. So berichtet die New York Times unter Berufung auf den deutschen Sicherheitsexperten Ralph Langner weiter, dass die Ersteller des Virus sehr darauf bedacht waren, nur bestimmte Anlagenkombinationen tatsächlich zu schädigen. Demnach habe man es auf einen Verbund aus exakt 984 Maschinen abgesehen, die in der Form in Irans Urananreicherungseinrichtungen in Natanz eingesetzt werden sollen. Eben diese Zahl an Maschinen sei von internationalen Inspektoren Ende 2009 auch als funktionslos in der iranischen Einrichtung festgestellt worden, was heute wohl als Indiz für den „Erfolg“ des Virus angesehen werden kann.
Obwohl bis auf weiteres keine offiziellen Äußerungen, weder von den USA noch von Israel, zu einer Beteiligung an Stuxnet zu erwarten sind, äußerten sich Vertreter beider Länder erfreut darüber, dass das iranische Atomprogramm um mehrere Jahre verzögert worden sei.