Intel Sandy Bridge im Test: Fünf Modelle auf 54 Seiten untersucht
54/54Fazit und Empfehlung
Nach unzähligen 53 Seiten sind wir am Ende angelangt. Unterm Strich überwiegen die positiven Eindrücke, komplett glanzvoll ist auch dieser Auftritt allerdings nicht. Doch der Reihe nach.
Sehr gut ist die reine Prozessorleistung der „Sandy Bridge“-CPUs. Das nicht einmal 300 Euro teure Flaggschiff Intel Core i7-2600 geht – umgangssprachlich gesagt – schlichtweg „ab wie Schmidts Katze“. Dabei ist insbesondere die Leistung in Spielen nichts anderes als herausragend. Hier düpiert das Modell jeden bisher erhältlichen Prozessor und hebt die Messlatte teilweise so hoch, dass wir mit einer GeForce GTX 580 als aktuell schnellste Grafiklösung schon wieder an das Grafiklimit stoßen. Deshalb gibt heute am ehesten der Spiele-Benchmark in geringer Auflösung den Blick in die Zukunft – so wie es bereits der letzte Test gezeigt hatte. Und in diesen Benchmarks mit geringer Spiele-Auflösung wird nicht nur die Intel-Vergangenheit auf die Plätze verwiesen, auch die schnellste AMD-Konkurrenz wird mit fast 50 Prozent Vorsprung mehr als deutlich geschlagen.
Taktnormiert sind die Zuwächse ebenfalls nicht zu verachten. Im Schnitt 16 Prozent mehr leistet ein „Sandy Bridge“ im Vergleich zu beiden Vorgänger-Modellen „Lynnfield“ und „Bloomfield“, wenn man auf die Hilfsmittel Turbo und Hyper-Threading verzichtet. Letzteres ist bei allen drei Prozessorfamilien aber ohnehin identisch, lediglich mit dem Turbo würde man das Ergebnis bei den normalen Desktop-Modellen zu Gunsten der älteren Prozessoren verfälschen. Denn die herkömmlichen Desktop-Prozessoren auf Basis des „Sandy Bridge“ können mit dem neuen Turbo nicht mehr viel anfangen. Zu schnell sind sie schlichtweg schon von Grund auf und dadurch bedingt zu gering die Turbo-Schritte, um wirklich etwas ausrichten zu können. Bei stromsparenden Modellen und Notebook-CPUs mit einem Turbo, der um bis zu 1.100 MHz variieren kann, sieht das Bild allerdings wieder ganz anders aus. Dies wird uns im Detail jedoch ein anderes Mal beschäftigen.
Anlass zur Kritik gibt es in jedem Fall bei der Namensgebung. Während das Desktop-Segment – von oben betrachtet – noch halbwegs logisch beginnt, werden die Bezeichnungen ganz schnell zu einer nicht zu durchschauenden Materie. Beispiele gefällig? Warum trennen den Core i5-2300 und den Core i5-2400 nur aufgrund der 300 MHz Taktunterschied ein Schritt von 100 im Rating, während beim Core i3-2100 und Core i3-2120 die 200 MHz Taktdifferenz mit einer Differenz von 20 unterschieden werden? Und warum heißt ein Dual-Core-Prozessor Core i5 (2390T) und wird über Modelle mit echten vier Kernen, den Core i5-2300, gestellt? Warum nimmt man den Notebooks einige Buchstabenkürzel und fügt sie den Desktop-CPUs zu, während man für die Notebooks neue Zahlen erfindet – wäre eine einheitliche Lösung nicht besser gewesen? Die Notebook-Prozessoren sind letztendlich auch die Spitze des „Bezeichnungs-Übels“ und in der neuen Generation nicht einmal mehr für den Profi zu unterschieden: Vier Ziffern, dazu Buchstaben und Core-Klassifizierungen, die für alles Mögliche stehen können und dabei auch vorgeben, dass ein von der Leistung her eigentlich höher stehendes Modell einen „kleineren“ Namen bekommt, sind schlichtweg ein Graus.
Ebenfalls kritisch sehen wir trotz Verbesserung die Grafikleistung. Die Treiber sind nach wie vor Intels größte Schwäche, die auch die stärkere Hardware nicht übertünchen kann. Einige Anwendungen starten nicht oder erst nach vielen Versuchen, wirklich „gamen“ kann man mit den Modellen weiterhin nicht. Eine genauere Analyse dazu folgt in den kommenden Tagen.
Doch was am Ende des Tages bei einem Prozessor zählt, ist fernab nicht zu durchschauender Bezeichnung und dem Boni einer integrierten Grafik ein Vergleich der reinen CPU-Leistung auf preislicher Augenhöhe. Und dort begegnet ein Core i5-760 ab heute dem mit 205 US-Dollar (170 Euro) exakt preisgleichen Core i5-2500. Letzterer kann ab heute in Sachen Preis/Leistung den „Alten“ als einer der am besten aufgestellten Prozessoren in unserem Abschlussrating mit Anwendungen und Spielen geringer Auflösung um satte 30 Prozent auf die Plätze verweisen, selbst bei Anwendungen und Spielen in hoher Auflösung sind es noch 23 Prozent. Und nebenbei benötigt er für die gebotene Leistung auch noch deutlich weniger Energie. Dafür hat sich das Modell Core i5-2500 – gern auch als „K“-Version mit frei wählbarem Multiplikator für zehn Euro Aufpreis – die Redaktionsempfehlung mehr als verdient.
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