1. Politiker-LAN im Bundestag: Am Ende bleibt die Hoffnung

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Jirko Alex
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Wegfindung: Wo geht's zu den Politikern?

Die 1. Politiker-LAN begann mit einem zeitverzögerten Doppelstart: Ab 18 Uhr durften die Abgeordneten, ab 19:45 Uhr die Pressevertreter die Fraktionsebene des Bundestages betreten. Dieses Vorgehen wurde gewählt, um es auch kamerascheuen Politikern zu ermöglichen, einen unbeobachteten Blick auf die Spiele zu werfen. Für den Kontakt mit den Computer- und Videospielen standen dabei über 30 Spielestationen bereit, auf denen insgesamt 22 Spiele aus den Genres Shooter, Strategiespiel, Musikspiel, Bewegungsspiel, Rennspiel, Sportspiel, Point-&-Click-Adventure, Denkspiel, Arcade sowie Kinder-/Familienspiel präsentiert wurden. Begleitet wurde die Veranstaltung durch Fachvorträge etwa durch Vertreter der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) sowie durch Redebeiträge der Fachhochschule Köln und der Universität Leipzig. Auch ein Counter-Strike-Turnier zwischen den beiden ESL-Teams „Icybox“ und „n!faculty“ konnte mehrmals beobachtet werden.

Liste aller an den Stationen anspielbaren Titel

Das Medieninteresse an der 1. Politiker-LAN war dabei groß. Weit über 100 Pressevertreter fanden sich zu gegebener Zeit an den Spielestationen ein, die stets von Einweisern erklärt wurden. Zwischen diesen hundert sowie den Vertretern der Spieleindustrie, Catering-Mitarbeitern sowie anderen Tragpfosten des reibungslosen Ablaufes war nur eines rar: Politiker. Natürlich wäre es absolut unrealistisch gewesen, alle der rund 600 Bundestagsabgeordneten in einem konstanten Fluss auf der Veranstaltung anzutreffen. Neben den drei Initiatoren der 1. Politiker-LAN, Dorothee Bär (CSU) sowie Jimmy Schulz und Manuel Höferlin (jeweils FDP), fanden sich aber nur einige weniger Abgeordnete ein, um ihre Chance wahrzunehmen. Augenscheinlich am aktivsten nahmen dabei Mitglieder der FDP am Geschehen teil, allen voran Burkhardt Müller-Sönksen, der nicht nur viele Spielestationen ausprobierte, sondern sich als einer der wenigen auch an Counter Strike versuchte. Seine Teilnahme begründete er damit, dass man nicht immer „als Blinde von der Farbe reden“ dürfe. Aggressive Gefühle seien in ihm nach einigen Runden nicht aufgekeimt, er könne sich aber dennoch vorstellen, dass für einige Daddler von Spielen wie Counter Strike ein Rausch ausgehe.

Expertin für derartiges dürfte Mechthild Dyckmans (FDP) sein, die ebenfalls Drogenbeauftragte der Bundesregierung ist. Auch sie bekam man am Abend kurz zu sehen, allerdings nicht spielend an einer der Stationen sondern als „Spielverderberin“, wie sie sich selbst bezeichnet. Dyckmans betonte die Gefahren der Online-Spielesucht und die Notwendigkeit dafür, noch mehr über die Gründe hierfür in Erfahrung bringen zu müssen. Ein generelles Verbot von möglicherweise süchtig machenden Spielen hält sie allerdings für untauglich; vielmehr müssten die Eltern häufiger in die Kinderzimmer hineinschauen.

Brigitte Zypries – eine der wenigen bekannten Gesichter auf der Politiker-LAN
Brigitte Zypries – eine der wenigen bekannten Gesichter auf der Politiker-LAN

Diese Meinung vertritt auch Brigitte Zypries (SPD), die ehemalige Bundesministerien für Justiz. Sie probierte sich unter anderem an einem Autorennen, Tennis auf der Wii sowie beim Wuseln mit den Siedlern aus. Ihrer Meinung nach bestehe eine große Notwendigkeit darin, die Medienkompetenz von Jugendlichen und Eltern zu stärken und dort, wo Eltern nicht mehr so genau hinsähen, andere Instanzen wie Sozialschularbeiter oder Vereine zu stärken, um Jugendliche nicht nur der Anziehungskraft von Spielen auszusetzen.

Die drei Veranstalter der Politiker-LAN: Manuel Höferlin, Dorothee Bär, Jimmy Schulz (v.l.n.r.)
Die drei Veranstalter der Politiker-LAN: Manuel Höferlin, Dorothee Bär, Jimmy Schulz (v.l.n.r.)

Damit folgten die wenigen anwesenden Politiker dem Tenor und dem Wunsch der Initiatoren, die Wirkung der Spiele selbst zu erfahren und über Chancen und Risiken zu diskutieren. „Einige meiner Kollegen kennen die digitale Welt der Computerspiele noch nicht und urteilen über das Unbekannte, Neue, scheinbar Gefährliche. Mein Anliegen ist es, diese Vorurteile zu hinterfragen. Aber auch kritische Fragestellungen sollen offen diskutiert werden. Ich wünsche mir, dass jeder, der Entscheidungen über Computerspiele treffen muss, selbst einmal ein Spiel ausprobiert hat“, so Jimmy Schulz. Die größten Kritiker von PC- und Videospielen bekam man am Mittwoch allerdings nicht zu sehen.