Jugendschutz bei Spielen: Online-Petitionen gestartet
Auf der Webseite des deutschen Bundestages beschäftigen sich aktuell zwei Petitionen mit dem Jugendschutz. Die beiden Eingaben nähern sich der Thematik allerdings aus zwei gegensätzlichen Richtungen: Die eine verlangt ein toleranteres Jugendschutzsystem, die andere die Erschwerung des Zugangs zu Rollenspielen mit Suchtpotenzial.
Den bisher größeren Zuspruch findet die Eingabe des Petenten Dominico Gentner, der die Einführung des PEGI-Systems zur Bewertung von elektronischer Unterhaltungssoftware anregt. Bisher fanden sich hier rund 3.500 Mitzeichner. Bei der Pan European Game Information (PEGI) handelt es sich um ein europaweites Alterseinstufungssystem für Computerspiele, das von der Interaktiven Softwareföderation Europas (ISFE) verwaltet wird. Für die praktische Umsetzung des PEGI-Systems ist das niederländische Institut für die Klassifizierung audiovisueller Medien (NICAM) zuständig.
In der Petitionsbegründung heißt es, dass das PEGI-System in Deutschland eingeführt werden solle, um den Alleingang der hierzulande zuständigen Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) zu ersetzen. Die strengere Beurteilung von Unterhaltungssoftware in Deutschland führe nämlich dazu, dass Hersteller von Computerspielen ihre Titel extra für Deutschland entschärfen müssen. Dies stellt zum einen einen Mehraufwand für die Spieleentwickler dar, die deshalb teilweise auf eine Veröffentlichung in Deutschland verzichten, und beeinträchtigt andererseits die Spieler in Deutschland, die eine zensierte Version des Spiels vorgesetzt bekommen. Gleichwohl ist der Import ungekürzter Versionen aus dem europäischen Ausland möglich.
Dem Willen des Petenten nach soll die USK aber nicht abgeschafft werden. Sie soll allerdings nur noch als letzte Instanz jene Fälle prüfen, die gegen geltendes deutsches Recht verstoßen oder eine überproportionale Gewaltdarstellung beinhalten. Zudem soll der Verkauf von nur für Erwachsene freigegebenen Titeln (PEGI 18, USK ab 18) besser kontrolliert werden. Dies kann geschehen, in dem etwa abgetrennte Bereiche im Fachhandel geschaffen und Verkäufer stichprobenartig von minderjährigen Testkäufern überprüft werden. Auch eine funktionierende Alterskontrolle beim Onlinekauf sowie eine Sensibilisierung der Eltern wird angeregt. Die Petition zur Einführung des PEGI-Systems in Deutschland läuft am 4. März aus.
Die zweite Petition, die sich des Jugendschutzes bei Computerspielen annimmt, wurde durch den Petenten Christian Mutter eingereicht. Er regt die Erschwerung des Zugangs zu Online-Rollenspielen an, die nicht nur ein hohes Suchtpotenzial aufweisen würden, sondern auch gewaltverherrlichend seien. In der Petitionsbegründung heißt es, dass ein Internetzugang ausreiche, um auf diesen Typ von Computerspielen zugreifen zu können und dass durch das gemeinschaftliche Spielen ein Gruppenzwang, insbesondere bei männlichen Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren entstehe. Als Beispiel für die angeprangerten „aggressiven Kampfspiele“ dient der Egoshooter „War Rock“. Die Petition hat bisher etwa 140 Mitzeichner gefunden und läuft am 17. März aus.