Test Drive Unlimited 2 im Test: Rennspiel und MMO verschmelzen weiter

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Sasan Abdi
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TDU 2 auf einen Blick

Es will schon etwas heißen, wenn der Hersteller eines Spiels höchstselbst explizit darauf hinweist, dass ein Titel unbedingt unter Verwendung der Online-Funktionen bewertet werden sollte, da andernfalls kein komplettes Bild entstehen würde. Und in der Tat wird bereits in der ersten Stunde klar, weshalb es fast unumgänglich ist, „Test Drive Unlimited 2“ als Rennspiel mit klarer MMO-Tendenz anzunehmen – ohne die integrierten Mehrspieler-Aspekte ist das Spiel schlichtweg langweilig. Doch der Reihe nach.

Wer den ersten Teil kennt, wird sich im Nachfolger schon nach wenigen Minuten zurecht finden, denn am grundlegenden Insel-Prinzip wird nicht gerüttelt. Statt auf der hawaiianischen Insel Oahu startet man im zweiten Teil allerdings auf Ibiza, wo primär die Einführung in die Features sowie knapp 1.000 Kilometer frei befahrbare Strecken auf den Spieler warten. Ist dieser Abschnitt mit Level 10 erst einmal gemeistert, findet man sich abermals auf Oahu wieder, dessen Streckenanteil von 1.600 auf 2.200 Kilometer erweitert wurde.

Neues Party-Setting: Zunächst Ibiza, dann Oahu
Neues Party-Setting: Zunächst Ibiza, dann Oahu

Betrachtet man TDU 2 allein aus dieser Perspektive, so könnte man trotz der ordentlichen Erweiterung der Strecken den etwas trostlosen Eindruck gewinnen, dass die Macher neben einer etwas besseren Grafik vor allem mehr Quantität zu bieten haben. Dieser Eindruck ist allerdings nicht ganz fair, denn bei näherer Auseinandersetzung fällt schnell auf, dass die Verantwortlichen durchaus an der Spielmechanik gedreht haben. Das primäre Ziel ist dabei offenkundig, das mäßige MMO-Erlebnis aus dem ersten Teil zu verbessern, um so eine solidere Symbiose mit dem in dieser Hinsicht bis dato komplizierten Rennspiel-Genre zu erschaffen.

Die grundlegend verfolgte Idee ist nach wie vor gut und wird in TDU 2 in der Tat besser umgesetzt als im Vorgänger. So gibt es keine eindeutigen Grenzen zwischen Einzel- und Mehrspielerpart; stattdessen kann der Spieler während der freien Fahrt über die Insel(n) jederzeit nach Belieben entscheiden, ob er alleine oder aber eben im Verbund mit anderen Spielern zur Tat schreiten möchte. Die Struktur gebende Konstante stellt dabei der Einzelspieler dar: Hier wird man an die Modi und Rennarten herangeführt; hier lernt man unterschiedliche Fahrtechniken; und hier bestreitet man gegen – über diverse (leider nicht abbrechbare!) Videosequenzen eingebundene – ziemlich stereotype NPCs Rennserien, mit denen sich gutes Geld verdienen lässt. Letzten Endes ist dieser Teil von TDU 2 auch immer eine Art Notanker, der für Unabhängigkeit vom Online-Betrieb sorgt, was mit Blick auf die im Vorfeld zur Veröffentlichung logischerweise noch recht leeren Strecken auch wirklich notwendig ist.

Übrigens und um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Der „Open World“-Charakter bezieht sich ausschließlich auf das Spiel hinter dem Steuer – den Charakter als solchen steuert man nur in eng begrenzten Locations wie den Fahrschulen, dem Community Center oder beim Shopping. Außerhalb dieser Räumlichkeiten darf man deswegen auch nicht mit anderen NPCs rechnen. Die daraus resultierende Leere auf den Straßen – man trifft nicht einen Passanten an – sorgt leider für eine etwas sterile Umgebung, was mit Blick auf die Anforderungen im sog. MOOR-Genre aber zu verschmerzen ist.

Einige Modifikationsmöglichkeiten in TDU 2

Auf Basis dieser Konzeption ist TDU 2 tendentiell sehr dynamisch und vor allem umfangreich. Der Spieler kann jederzeit frei entscheiden, ob er in der etwas lahmen Handlung des Einzelspielerparts voranschreiten – lange Geschichte kurz erzählt: vom Noname-Hotelangestellten zum Racing-Gott – oder ob er stattdessen Multiplayer-Herausforderungen annehmen möchte. Das in beiden Fällen recht schnell verdiente Geld lässt sich, sozusagen um den MMO-Charakter zu unterstreichen, vielfältig für Anpassungen und Extra einsetzen: Man legt sich bei einem der vielen Autohändler neue oder gebrauchte Gefährte zu, investiert in neue Frisuren und Kleidungsstücke, tuned die bereits vorhandenen Vehikel und versieht diese mit einem neuen Anstrich sowie selbst-kreierten Aufklebern. Um den Aufstieg zu unterstreichen, investiert man auch immer wieder in neue Immobilien, die allerdings nur dazu dienen, neue Stellplätze für die diversen Gefährte des Spielers bereitzustellen. Hier findet sich ein Faktor, der den ohnehin großen Umfang noch erweitert, da die Summen für die recht kostspieligen Anwesen zunächst angespart werden müssen und so für einige Zeit den Kauf neuer Fahrzeuge verhindern – hier hätte eine etwas flexiblere Konzeption gut getan. Unverständlich ist bei der Betrachtung der Anpassungsmöglichkeiten auch, wieso von Beginn an nur sechs Basischaraktere zur Verfügung stehen. Zwar lassen sich diese dank der diversen Shops durchaus individuell gestalten, doch führt dieser Umstand dazu, dass in der Summe zahlreiche – unterschiedliche gestylte – Klone durch die TDU 2 Welt hetzen.

Das Matchmaking funktioniert überraschend solide: Während der strukturierte Spielertyp im Community Center unter Geld-Einsätzen Mehrspieler-Herausforderungen annimmt oder eigene Rennen auf im Handumdrehen im einfachen Sofort-Editor konzipierten Strecken anbietet, kann sich der spontane Spieler jederzeit auf Adhoc-Rennen einlassen, indem er einen beliebigen, auf den Straßen der Insel angetroffenen Mitspieler per Lichthupe zu einer Session einlädt. Dabei stehen sowohl klassische kompetitive Wettrennen als auch kooperative Modi zu Verfügung, die gerade im Verbund mit einer Gruppe befreundeter Spieler für einen ordentlichen Spaßfaktor sorgen können. So muss man einem Mitspieler grundsätzlich oder in einem bestimmten Abstand folgen oder man lässt sich auf einen rudimentären Polizei-Verfolgungsmodus ein. Auch „Club vs. Club“-Spiele sind möglich, wobei abzuwarten bleibt, welche Aktivitäten die langsam entstehende Community in dieser Hinsicht entfalten wird.

Nicht spannend, aber kurz: Eine TDU-2-Mission aus den Anfangsminuten

Ein echtes Missionsdesign wird dadurch unnötig, sodass der Spieler sich auf der jeweiligen Insel von einigen kurzen, langweiligen Ausnahmen abgesehen (siehe Video oben) nur von Wettbewerb zu Wettbewerb bewegen muss. Übrigens: Die vielerorts bemängelten, dazu notwendigen langen Fahrtzeiten können ohne Probleme umgangen werden, indem bei einer in der Nähe befindlichen Location der „Gehe hierhin“-Button bemüht wird.