Dead Space 2 im Test: Der neue Weltraumschocker ist anders
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Schon mal dran gedacht, wie es wäre, in einer Zwangsjacke gefesselt in einer ebenso entfernten wie schrecklichen Zukunft aufzuwachen und zu realisieren, dass die beklemmende Enge der Räume und die dort wütenden Kreaturen kein schlimmer Albtraum, sondern brutale Realität sind? Hoffentlich nicht, denn es reicht völlig, wenn ein Spiel wie „Dead Space 2“ diesen Wahnsinn übernimmt.
Inhaltlich schließt die Fortsetzung des Survival-Horror-Vertreters der Spieleschmiede Visceral Games an die Geschehnisse aus dem ersten Teil an: Nach den traumatisierenden Geschehnissen auf dem Bergbauschiff Ishimura, im Rahmen von welchen der „Dead Space“-Protagonist Isaac Clarke seine Frau verlor, wacht Clarke Jahre später im psychiatrischen Teil der Krankenstation der Weltraumbasis „Sprawl“ auf – doch nicht etwa, weil ein langer, freiwilliger, angenehmer Schlaf natürlicherweise zu Ende gegangen wäre.
Stattdessen wird die auf dem Saturn-Mond Titan erbaute Sprawl von den altbekannten Necromorphs heimgesucht – von jener Spezies also, die sich virusartig und brutal ausbreitet und deren einziges Ziel es zu sein scheint, anderes Leben zu vernichten. Ohne Gedächtnis an die vergangenen Jahre und in die besagte Zwangsjacke gefesselt, wird der Spieler in die Rolle von Clarke versetzt und verbringt gleich die ersten Minuten damit, der Kernkompetenz von „Dead Space“ gerecht zu werden: Überleben.
Ohne gleich ein näheres Ziel vor Augen zu haben, wird man mit Hilfe eines verstörten Mitpatienten zunächst die Zwangsjacke los, wobei sodann schnell die „Dead Space“-typische Grundausstattung wartet: Neben dem obligatorischen Plasmacutter (hierbei handelt es sich um die Grundwaffe) verfügt man schnell über den altbewährten Anzug, der nicht nur kleine Weltraumspaziergänge ermöglicht, sondern auch den Einsatz von Kinese und Stase: Mittels ersterer können Gegenstände aufgehoben und durch die Luft geschleudert werden, letztere erlaubt die Verlangsamung von Gegenständen, was sich bei schnell schließenden Türen oder besonders schnellen Vertretern der Necromorph als nützlich erweist.
An den Grundfesten von „Dead Space“ wird in dieser Hinsicht also nicht gerüttelt. Dementsprechend bleibt es auch im zweiten Teil dabei, dass Ausrüstungsgegenstände ganz dem „Survival-Horror“-Genre entsprechend echte Mangelware darstellen. Da Munition und Medikits selten sind, muss man häufig andere Taktiken anwenden oder gar zum aufreibenden Nahkampf übergehen. Bei letzterem macht sich aber ganz besonders bemerkbar, dass der Schwierigkeitsgrad nach wie vor vergleichsweise hoch ist, sodass allzu häufiger Nahkontakt mit der fiesen Brut schnell im Laden des letzten, glücklicherweise stets sehr fair gesetzten Speicherpunktes einhergeht.
Nicht zuletzt aufgrund der hohen Relevanz von Ausrüstungsgegenständen dürfen natürlich auch in „Dead Space 2“ nicht die vielen Upgrade-Möglichkeiten fehlen. So erhält man immer wieder die Möglichkeit, seine Waffen und Rüstungen in Punkten wie Schaden, Kapazität oder Gesundheit aufzuwerten.
Eine nennenswertere Neuerung findet man bei der Gewichtung der Inhalte und zwar insbesondere dann, wenn man den direkten Vergleich mit dem Vorgänger bemüht. Hier lässt sich bei „Dead Space 2“ im Verhältnis von ruhigeren, düsteren sowie actiongeladenen, aufreibenden Abschnitten eine Zweiteilung erkennen: Während die erste Hälfte der Einzelspielerkampagne noch vergleichsweise ausgeglichen ausfällt, ist die zweite deutlich actionlastiger konzipiert. Hierbei handelt es sich nicht per se um eine problematische Verschiebung, da diese solide mit der Handlung korreliert – plötzlich geht es nicht mehr nur um das persönliche Überleben, sondern um das große Ganze – doch dürfte sich mancher Freund der subtileren Art des Wahnsinns durchaus daran stören.
Aus einer jeden Perspektive ausgezeichnet fällt dagegen die Vielfalt der Abschnitte aus. Das Weltraumstation-Setting lädt förmlich dazu ein, die unterschiedlichen, vorstellbaren Areale zu visualisieren, sodass von der Krankenstation über den Shoppingbereich bis hin zum Kindergarten allerlei Gebiete durchstreift werden können. Löblich ist dabei, dass „Dead Space 2“ kaum etwas vom Charme des Vorgängers eingebüßt hat, denn auch hier wird man immer wieder geschockt: Selbst wenn man im Verlauf des Spiels zu wissen meint, was einen in den nächsten Sekunden in diesem und jenem Abschnitt passieren wird – am Ende kommt es selbst bei richtiger Einschätzung fast immer zur obligatorischen Gänsehaut. Garniert wird das ganze durch eine Handvoll kleiner Rätsel, die wie schon im ersten Teil nur als Beiwerk dienen und schnell gelöst sind. Neu ist ein auf Dauer etwas nerviges Mini-Spiel, bei dem man per Mausbewegungen einen Kurzschluss erzeugen muss.
Weitere Neuerungen fallen in kleinere, aber durchaus wichtige Bereiche: Neben einigen neuen Waffen – hier ist zum einen das Harpunengewehr hervorzuheben, mit dem sich Gegner an die Wand nageln und sodann mit einem Stromstoß maltretieren lassen sowie zum zweiten der Detonator, mit dem sich Minen verschießen lassen – wird man in „Dead Space 2“ auch mit neuen necromorphen Gegnern konfrontiert, zu denen einige neue Bosse aber auch Standard-Kreaturen wie der Säure kotzende Puker gehören. Die KI der Gegner bewegt sich dabei auf einem gewohnt ordentlichen Niveau, wird aufgrund der in der Regel aber sehr beengten Platzverhältnisse auch nicht übermäßig stark auf die Probe gestellt.