Dragon Age 2 im Test: Tausche mehr Action gegen weniger Rolle

 2/5
Sasan Abdi
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Inhaltliches

Einstieg & Plot

Es gehörte zu den Highlights von „Dragon Age Origins“ (DAO), dass die Macher schon für den Einstieg ein kleines Schmankerl bereithielten. Während andere Genre-Vertreter an dieser Stelle gleich den obligatorischen Charaktereditor sowie den direkten Einstieg in die Handlung platzieren, wurden diese zwei Aspekte in DAO clever verknüpft: Je nachdem, für welche Spieler-Klasse man sich entschied, wurde man mit einem von drei umfassenden Einstiegen belohnt – ein satter Pluspunkt für die Kategorie „Wiederspielwert“.

Auf dergleichen verzichten die Entwickler bei „Dragon Age 2“ (DA 2) leider weitgehend. Hier fällt der Einstieg weniger umfangreich aus, wobei eine Art Mini-Tutorial weiterhin clever mit der Haupthandlung verbunden wird und die Wahl der Spieler-Klasse immerhin Einfluss auf die Party-Zusammensetzung hat. Auch wenn es sich hierbei nur um ein Detail in der Betrachtung von DA 2 handelt, so lässt sich doch feststellen, dass dieses Vorgehen – weg von maximaler Detailverliebtheit, hin zu solider aber weniger ambitionierter Kost – exemplarisch für das Gesamtprojekt ist.

Doch der Reihe nach. „Dragon Age 2“ stellt ein komplett neues Kapitel dar, dass zwar inhaltlich durchaus an den Vorgänger anschließt, jedoch keinesfalls als klassische Fortsetzung verstanden werden kann. So spielen die Geschehnisse aus dem Vorgänger zwar im Hintergrund ständig eine Rolle – auf die prominenten Charaktere aus DAO trifft man allerdings nur am Rande und das auch nur höchst selten. Insofern ist es ein nettes, aber nicht sehr relevantes Gimmick, dass man seine alten DAO-Spielstände laden kann, um bestimmte Story-Wendungen aus dem Vorgänger zu übernehmen. Dies hat aber nur insofern Einfluss, als das je nach früheren Entscheidungen unter Umständen andere „alte“ Charaktere Eingang in die neue Handlung finden. Wer über keine Spielstände verfügt, kann natürlich auf vorhandene Standard-Story-Endungen zurückgreifen, was unterstreicht, dass die Unterschiede minimal ausfallen.

Neue und alte Bekannte aus dem Plot von DA 2

Die DA-2-Handlung entspinnt sich rund um den neuen Helden Hawke – wahlweise männlich oder weiblich –, der mit seiner Familie just zu der Zeit, in der die DAO-Haupthandlung startete, vor der dunklen Brut in seine Herkunftsstadt Kirkwall flieht. Bei Kirkwall handelt es sich um den vielseitig in Szene gesetzten Hauptschauplatz des Spiels – eine Stadt, die mit einer Festung und diversen Bezirken von der schillernden Einkaufspassage bis zum gefährlichen dunklen Winkel unterschiedliche Facetten zu bieten hat. Die solide Ausgestaltung von Kirkwall ist allerdings auch zwingend notwendig, denn immerhin handelt es sich hierbei – man erinnere den eben erwähnten Wandel weg von der DAO-Detailverliebtheit – um die einzige Stadt, in die man sich in DA 2 begeben kann.

Auch wenn man den Machern in dieser Hinsicht eine den Spielumfang und -spass schmälerne Einschränkung vorwerfen kann: Der Ärger darüber wird weitgehend gemildert, da es BioWare auch in „Dragon Age 2“ gelingt, eine über weite Strecken spannende Geschichte zu erzählen. Im Kern geht es dabei natürlich stets um Garrett – und wie dieser sich und seine Familie von einer Gruppe geächteter Flüchtlinge in die hohen Gefilde von Macht, Politik und Verschwörungen hocharbeitet. Garniert wird dieser persönliche Erzählstrang natürlich durch eine externe Haupthandlung, in der zum Leidwesen von manchem DAO-Veteranen die dunkle Brut und die heldenhafte Geschichte des Kampfes gegen den Erzdämonen kaum zur Geltung kommen, sondern stattdessen die im ersten Teil nur angerissene Feindschaft zwischen der Kirche (bzw. ihren Templern) und den abtrünnigen Magiern thematisiert wird.

Die Bewertung dieser Perspektiven-Verschiebung kann objektiv kaum seriös erfolgen. Wie bereits angedeutet, dürften sich DAO-Kenner immer wieder nach einem konsequenteren Mehr an Anbindung an das bereits Erzählte sehnen – wer sich frischen Wind wünscht, kann darüber allerdings auch problemlos hinwegsehen. Lobenswert ist in jedem Fall wieder die größtenteils sehr konsistente Erzählung, die einen stimmigen Rahmen vorgibt und den geneigten Spieler ohne Probleme bis zur letzten Minute bei der Stange hält.

Party

Es gehörte auch zu den großen Stärken von „Dragon Age Origins“, dass die Macher eine umfassende Party integrierten. An dieses essentielle Element anknüpfend, kann man auch im Nachfolger auf bis zu neun unterschiedliche Begleiter zurückgreifen, wobei man sich nach wie vor von maximal drei weiteren Charakteren begleiten lassen kann.

Party-Mitglieder: Es geht nichts über gute Mitstreiter
Party-Mitglieder: Es geht nichts über gute Mitstreiter

Die Ausgestaltung der besagten NPCs ist auch in diesem Falle wieder als „gelungen“ zu bezeichnen. Auch wenn die Präsentation der nach wie vor komplexen Hintergründe der jeweiligen Mitstreiter unserem Gefühl nach etwas dünner ausfällt, als noch im Vorgänger, tragen die Party-Mitglieder auch dieses Mal wieder maßgeblich zum Spielspaß bei: Da ist beispielsweise der umtriebige Zwerg Varric, die mysteriöse Dalish-Elfin Merrill, die schöne Piratin Isabela und die eisern-gute Kriegerin Aveline – allesamt Begleiter, die nicht zuletzt über wieder einmal gelungene Dialoge und Hintergrundgeschichten, die man Stück für Stück herausfinden kann (aber nicht muss), für ein deutliches Mehr an Spieltiefe sorgen.

Dragon Age 2
Dragon Age 2

Ein kleiner Wermutstropfen ist dabei, dass man nun nicht mehr jederzeit in den Genuss der besagten Dialoge kommen kann: Wer zwischen ein paar Kämpfen einen seiner Begleiter anklickt, wird nur mit einem kurzen Kommentar abgefrühstückt – schade.