Crysis 2 im Test: Weniger opulent und deshalb weniger gut
3/6Kämpferisches
Nanosuit
Zu den inhaltlichen Innovationen von „Crysis“ gehörte stets der sogenannte Nanosuit – jener Kampfanzug also, den die Protagonisten des Spiels seit jeher tragen und der ihnen schon immer nennenswerte Boni im Kampf gegen menschliche und außerirdische Feinde bescherte.
Der Nanosuit stellt auch in „Crysis 2“ einen der Kernaspekte dar und das insbesondere deswegen, weil er eine nennenswerte Überarbeitung erfahren hat: Während einige Funktionen weggefallen sind, sind manche dazu gekommen, wobei sich sagen lässt, dass die in den Vorgängern in Teilen als hakelig empfundene Steuerung dank der Entschlackung der Funktionen deutlich flüssiger von der Hand geht.
Kurzer Video-Einblick in „Crysis 2“
So muss zwar auf die alte Kraft- und Tempo-Funktion verzichtet werden (was insofern verzichtbar ist, als das Alcatraz dennoch schnell rennen und Autos zur Seite treten kann), dafür können unübersichtliche Umgebungen nun mittels einer Taktikbrille vorab ausgekundschaftet werden, wobei strategisch wichtige Punkte und Gegner markiert werden können und Tipps zu taktisch relevanten Positionen gegeben werden. Die Sicht kann zudem per „Nanovision“ auf Wärmebild umgestellt werden – eine Funktion, die man selten braucht, die aber durchaus ihren Reiz hat. Zudem kann man sich über den Nanosuit weitgehend unsichtbar machen, was an manchen Stellen eine Alternative zum Rambo-Vorgehen sein kann. Kommt es dann doch zu einem der zahlreichen Auf-Die-Zwölf-Feuergefechte, so kann der Anzug für eine kurzzeitig erhöhte Panzerung sorgen. Bei der Nutzung der Funktionen gilt wie eh und je, dass sie Energie kosten, die sich allerdings schnell regeneriert.
Auch auf Basis der überarbeiteten Funktionalität ist der Nanosuit das relevanteste taktische Kriterium in der Welt von „Crysis“, da der Spieler durch die Kombination der Features durchaus unterschiedliche Wege bei der Verfolgung der jeweiligen Ziele beschreiten kann. Die Steuerung geht dabei deswegen einfacher von der Hand, weil man bei Crytek sinnvollerweise vom alten Radial-Menü Abstand genommen hat und die zwei Grundfunktionen – Tarnung und Panzerung – auf die Tastatur gelegt hat.
Neu ist auch, dass der Anzug ab einem bestimmten Spielzeitpunkt per Alien-DNA aufgewertet werden kann (siehe Bild oben), wobei die Anzahl der gesammelten DNA von der Größe des erledigten Gegners abhängt. Mit den so eingesammelten sogenannten „Nano-Katalysatoren“ werden neue Module des Anzugs freigeschaltet, sodass Alcatraz beispielsweise noch schneller rennen oder länger getarnt bleiben kann.
Alles in allem lässt sich festhalten, dass der neue Nanosuit trotz der Vereinfachungen dank sinnvoller Anpassungen zu gefallen weiß und nach wie vor für ein kleines Mehr an taktischer Tiefe sorgt.
KI
Geht es nach der bloßen Anzahl der Gegner-Arten, so hat „Crysis 2“ nicht viel zu bieten. Sieht man über die daraus entstehende, von deutlich zu wenigen Bosskämpfen unterbrochene, leichte Monotonie hinweg, so wissen die Feinde dank einer ordentlichen künstlichen Intelligenz (KI) durchaus zu gefallen: Sie suchen Deckung, kreisen den Spieler ein und nutzen die ihnen zur Verfügungen stehenden Waffen und Tricks umfassend aus, was insbesondere im Vergleich zu den stupiden Script-Gegnerscharen aus Titeln wie der „Call of Duty“-Reihe für frohe Gemüter sorgt.
Getrübt wird der sehr gute Eindruck ab und an nur durch kleinere Aussetzer, die zur Folge haben, dass ein Ceph schon mal dauerhaft gegen eine Wand läuft – ein Umstand, der zum Schmunzeln einlädt und darum schnell verziehen ist.
Multiplayer
Der Mehrspieler-Modus von „Crysis 2“ geht sich konventionell an. Sieht man von den auch hier solide integrierten Anzugfunktionen ab, so hat man es mit Standard-Kost zu tun, die auf schnelle Action und wenig Teamplay ausgelegt ist.
Auch beim Spielen mit menschlichen Mit- bzw. Gegenspielern bestimmen dementsprechend Upgrades auf den Anzug sowie deren Nutzung über die individuelle Strategie, denn auch hier kann man sich per Stealth-Modus anschleichen oder aber einen Frontalangriff bei aktivierter maximaler Panzerung wagen.
Durch diese leichte Varianz ist zu verzeihen, dass sich der Mehrspieler-Part auch beim Blick auf die Modi kaum von der Konkurrenz abgrenzt. Gleiches gilt für den Umfang: Ob verfügbare Waffen, Maps oder Modifikationen – man merkt „Crysis 2“ schon nach zarten drei Stunden im Multiplayer an, dass die Einzelspieler-Kampagne im Vordergrund stand.
Dies geht dank der grundsoliden Umsetzung des Mehrspieler-Modus' auch in Ordnung, muss aber explizit erwähnt werden. Kurzum gilt: Für ein paar Wochen kann „Crysis 2“ auch im Multiplayer überzeugen, ein echter Dauerbrenner ist es aber nicht.