LG Optimus Speed im Test: Das vielleicht schnellste Smarthone der Welt

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Sasan Abdi
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Bedienung & Performance

Die Bedienung erfolgt natürlich auch beim Optimus Speed primär über das mit 4 Zoll angenehm großzügig dimensionierte Touchdisplay, wobei komplementierend wie gewohnt die obligatorische Standard-Softtouch-Knopfreihe platziert wurde. In diesem Fall kommt ein aus eigener Produktion stammendes IPS-LC-Display zum Einsatz, das mit 480 x 800 Pixeln auf einem guten aber nicht mehr bahnbrechenden Niveau darstellt.

Die Darstellung weiß unterm Strich mit strahlenden Farben und einer guten Helligkeit zu überzeugen, auch wenn sich gerade AMOLED-Liebhaber etwas bessere Schwarzwerte wünschen dürften. Problematisch wird es allerdings bei direkter Sonneneinstrahlung, da sich der Nutzer aufgrund der drastischen Spiegelung primär selbst sieht – hier hat das P990 wie so viele Mitbewerber mit der hierfür so anfälligen „Glossy“-Konzeption zu kämpfen.

Der interessanteste Punkt bei der Betrachtung des Optimus Speed ist natürlich die Performance, denn immerhin handelt es sich hierbei um das erste Gerät, das mit Nvidias mobilem Chipsatz Tegra 2 auf den Markt kommt – ein Fakt, der die Marketing-Verantwortlichen bei LG naheliegenderweise dazu veranlasst hat, das Gerät als derzeit schnellstes Smartphone überhaupt anzupreisen.

Eine solche Behauptung macht es erforderlich, das P990 per Benchmark mit einigen Mitbewerbern zu vergleichen. Grundsätzlich sei dazu zunächst vermerkt, dass wir dem Thema „Benchmarks“ im Bereich der Smartphones mit einiger Skepsis gegenüberstehen und das nicht nur, weil die Aussagekraft von synthetischen Benchmarks selbst in einer homogenen Geräte-Gruppe mit gleichem Betriebssystem zumindest diskussionswürdig ist. Hinzu kommt, dass eine effektive Messung über die unterschiedlichen Plattformen methodisch schwierig ist und zudem eine sinnvolle Kategorisierung der Geräteklassen gefunden werden müsste – Faktoren, die verstärkend zu der Feststellung beitragen, dass die hier wie anderswo präsentierten Ergebnisse nur als Richtwert, nicht aber als ultimativ-objektive Darstellung der Realität angesehen werden sollten.

In diesem konkreten Fall scheint es trotz der erwähnten Bedenken angebracht, mit „Quadrant Standard“, „Smartbench 2011“, „Linpack for Android“ und „Neocore“ – Achtung: hierbei handelt es sich um einen Qualcomm- und somit um einen direkten Hersteller-Benchmark, was bei der Betrachtung der Ergebnisse mit Blick auf mögliche Optimierungen stets im Hinterkopf behalten werden sollte – vier äußerst beliebte Android-Benchmarks heranzuziehen, um zu ermitteln, inwieweit sich das derzeit „schnellste“ Smartphone tatsächlich von der gegenwärtigen Konkurrenz absetzt. Dies ist umso relevanter, als dass sich zukünftig erscheinende Mitbewerber – insbesondere das schon bald verfügbare Samsung Galaxy S II – mit diesen Werten werden vergleichen lassen müssen.

Die Auswahl der Benchmarks leitet sich nicht nur von der Beliebtheit, sondern auch von den Schwerpunkten ab: Während Quadrant und Smartbench auf die Gesamt-Performance abzielen und Smartbench die bisher nicht vorhandene Dual-Core-Optimierung von Quadrant ausgleicht, ermittelt Linpack die pure Rechenpower und Neocore zielt auf die 3D-Performance, sodass alle relevanten Aspekte abgedeckt werden. Das Kandidaten-Feld ergibt sich aus praktischen Erwägungen bezüglich der Verfügbarkeit der Geräte und wird zukünftig sukzessive ausgebaut werden.

Android Benchmarks
  • Quadrant Standard:
    • LG Optimus Speed (Android 2.2)
      2.463
    • HTC Desire HD (Android 2.2)
      1.955
    • Google Nexus One (Android 2.2)
      1.263
    • Samsung Galaxy S I9000 (2.2.1)
      1.124
    • HTC Desire S (Android 2.3)
      1.114
    • HTC Desire (Android 2.2)
      1.013
    • HTC Wildfire S (Android 2.3)
      694
    Einheit: Punkte
  • Smartbench 2011 (Produktiv):
    • LG Optimus Speed (Android 2.2)
      2.348
    • HTC Desire (Android 2.2)
      1.112
    • Google Nexus One (Android 2.2)
      1.044
    • HTC Desire S (Android 2.3)
      1.002
    • Samsung Galaxy S I9000 (2.2.1)
      875
    • HTC Desire HD (Android 2.2)
      744
    • HTC Wildfire S (Android 2.3)
      332
    Einheit: Punkte
  • Smartbench 2011 (Games):
    • LG Optimus Speed (Android 2.2)
      2.494
    • Samsung Galaxy S I9000 (2.2.1)
      2.247
    • HTC Desire S (Android 2.3)
      1.313
    • HTC Desire HD (Android 2.2)
      797
    • Google Nexus One (Android 2.2)
      634
    • HTC Desire (Android 2.2)
      487
    • HTC Wildfire S (Android 2.3)
      428
    Einheit: Punkte
  • Linpack for Android:
    • HTC Desire S (Android 2.3)
      41,3
    • LG Optimus Speed (Android 2.2)
      37,2
    • HTC Desire HD (Android 2.2)
      35,3
    • Google Nexus One (Android 2.2)
      31,2
    • HTC Desire (Android 2.2)
      23,1
    • Samsung Galaxy S I9000 (2.2.1)
      13,7
    • HTC Wildfire S (Android 2.3)
      7,4
    Einheit: MFLOPS
  • Neocore:
    • LG Optimus Speed (Android 2.2)
      73
    • HTC Desire S (Android 2.3)
      58,1
    • HTC Desire HD (Android 2.2)
      56,1
    • Samsung Galaxy S I9000 (2.2.1)
      55,5
    • HTC Wildfire S (Android 2.3)
      35,6
    • Google Nexus One (Android 2.2)
      27,7
    • HTC Desire (Android 2.2)
      27,5
    Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

Die Arbeitsgeschwindigkeit ist auf Basis der Tegra 2 Dual-Core-CPU und 512 MByte DDR2 RAM erwartungsgemäß hervorragend, sodass man wunderbar flüssig durch die Menüs gleiten und den gängigen Tätigkeiten nachgehen kann. Dass sich dies auch in den Benchmarks widerspiegeln würde, durfte vorab als ausgemacht gelten – die Differenzen sind dann aber in Teilen doch eindeutiger, als man es vorab vermutet hätte. Zwar erscheinen einige Ergebnisse durchaus diskussionswürdig, womit die eben beschriebene Skepsis bestätigt wäre; in der Masse aber zeichnet sich mit einem Plus von 25 bis 110 Prozent aber deutlich ab, dass der Testkandidat von Tegra 2 in hohem Maße profitiert.

Das Optimus Speed gehört damit zum ersten Vertreter einer neuen Riege, die tatsächlich den Aufbruch in eine neue Leistungsdimension bedeutet.

Allerdings ist der konkrete Nutzen, den man daraus gegenwärtig als Nutzer ziehen kann, noch verhältnismäßig gering. Da die derzeitige Symbiose aus Betriebssystem und verfügbaren Applikationen noch nicht nennenswert auf das Mehr an Leistung zurückgreift, ist bei der Bedienung effektiv noch kein großer Unterschied zur – im übrigen ebenfalls flüssigen – Bedienung aktueller Single-Core-Konkurrenten spürbar – ein Umstand, der im Fazit noch einmal aufgegriffen werden soll.

In Sachen Betriebssystem kommt auf dem P990 Android in der nicht mehr topaktuellen Version 2.2 zum Einsatz. LG hat allerdings angekündigt, ein Update auf 2.3 veröffentlichen zu wollen; wann dies geschehen wird, ist allerdings nicht bekannt. Diese Entscheidung ist insofern interessant, als das Version 2.3 in etwas höherem Maße von Dual-Core-Systemen profitieren soll als die Vorgängerversion, sodass beispielsweise das direkt mit dieser Version erscheinende Galaxy S2 von Samsung zumindest temporär und von Custom-ROMs abgesehen einen systematischen Vorteil haben dürfte.

Oberflächentechnisch belassen die Verantwortlichen im Vergleich zu so umfassenden Modifikationen wie der Sense-UI aus dem Hause HTC vieles beim Alten. Besonders auffällig ist aus diesem Grund zunächst vor allem das Äußerliche: Auf dem Speed dominieren standardmäßig bunte, fast grelle Farben und die statische Vier-Knöpfe-Hauptleiste, wie man sie von anderen mit S-Class bestückten LG-Smartphones kennt, was manchem sicher gefallen wird, allerdings in einigem Kontrast zum sonstigen, im vorherigen Abschnitt behandelten Aussehen steht, da gediegene Eleganz hier auf Klicki-Bunti auf hohem Niveau trifft.

Zu den inhaltlichen Modifkationen zählt unter anderem eine übersichtlich gestaltete, mit großzügigeren Icons versehene Statusanzeige, in der direkt auf einzelne Eigenschaften wie den WLAN- oder Netzstatus zugegriffen werden kann sowie die Ansicht (Normal, Landscape) eingestellt werden kann.

Natürlich gilt auch für das Optimus Speed, dass die Ausstattung mit Anwendungen jederzeit über das großzügige Angebot des Android Market aufgemöbelt werden kann. Allerdings kann sich auch die von Werk gegebene App-Bestückung sehen lassen, auch wenn manche sinnvolle Applikationen wie Polaris Office oder der LG AppAdvisor durch die Platzierung von weniger sinnvollen Apps wie „Mobile Security“ von F-Secure überschattet wird.