Samsung Galaxy S II im Test: Das beste Smartphone ist der Anspruch
3/5Bedienung & Performance
Die Bedienung erfolgt auch im Falle des Galaxy S II primär über den Touchscreen. In diesem Fall hat man es mit einem 4,3-Zoll großen Display zu tun, das trotz der Größe in der guten aber nicht mehr bahnbrechenden Auflösung von 480 x 800 Pixeln darstellt. Komplementiert wird sie auch in diesem Fall von der obligatorischen Knopfreihe, die in zweierlei Hinsicht Anlass zur Diskussion gibt: Zum einen handelt es sich hierbei – für Android-Geräte durchaus ungewöhnlich – um eine Drei-Knopf-Reihe, die die gängigen Funktionen „Home“, „Zurück“ und „Eigenschaften“ zur Verfügung stellt, auf die separate „Suche“-Funktion allerdings verzichtet. Zum anderen kommt ein Mix aus zwei Soft-Touch- („Zurück“ und „Eigenschaften“) und einem physischen Knopf (dem über einen angenehmen Druckpunkt verfügenden zentralen „Home-Button“) zum Einsatz, was Freunden von einheitlichen Bedienkonzepten zurecht sauer aufstoßen dürfte. Zudem diskussionswürdig ist, dass die Soft-Touch-Knöpfe – wohl aus Designgründen – parallel zum Display beleuchtet werden, was anfänglich durchaus irritieren kann.
Dem Display des SGS II kommt deswegen eine große Bedeutung zu, weil Samsung das Gerät als erstes Smartphone vermarktet, für das ein sogenanntes Super-AMOLED-Plus-Display zum Einsatz kommt. Laut Samsung bezieht sich das „Plus“ zum einen auf eine veränderte Pixelstruktur (die drei Sub-Pixel sind nun gleichgroß, was der Darstellung zugute kommt) sowie auf verbesserte Schaltzeiten und einen geringeren Stromverbrauch, der sich gegenüber der „normalen“ AMOLED-Technologie auf rund 18 Prozent belaufen soll.
Abseits dieser Angaben lässt sich sagen, dass das Display des SGS II mit einer maximalen Helligkeit von 371 cd/m² gute bis sehr gute Werte erreicht. Gleiches gilt für den Kontrast, der im fünfstelligen Bereich liegt – hier spielt AMOLED seine altbekannte Stärke aus, die dazu führt, dass „Schwarz“ auch „Schwarz“ dargestellt wird. Bei der Ermittlung dieser Werte tritt allerdings ein Phänomen auf, welches unter Umständen mit der grundsätzlichen Funktionsweise der AMOLED-Technologie zu tun hat, sich aber beispielsweise bei der AMOLED-Variante des Desire nicht beobachten lässt: Die maximale Helligkeit wird allenfalls dann erreicht, wenn nur geringe Flächen komplett weiß sind, was sich beim Einzoomen im Browser darin bemerkbar macht, dass die Darstellung ggf. schleichend dunkler wird.
Als einziger konkreter Kritikpunkt kann mit Blick auf die Darstellung formuliert werden, dass Smartphone-Displays auch mit der Einführung von S-AMOLED-Plus weiterhin heftig spiegeln. Bei der gleichzeitigen Betrachtung ist es sogar so, dass das SGS II im Vergleich zum Vorgänger, zum LG Optimus Speed oder zum HTC Desire S noch stärker vom sogenannten „Schminkkasteneffekt“ betroffen ist, was zumindest exzessive Outdoor-Nutzer bei Erwägungen bezüglich des SGS II stets im Hinterkopf haben sollten.
Zusammenfassend lässt sich in Sachen Display für das SGS II sagen, dass die Darstellung, von der Anfälligkeit von Spiegelung abgesehen, allerdings keinerlei Wünsche offen lässt. Dabei ist aber auch klar geworden, dass die Vorteile von Super-AMOLED-Plus durchaus vorhanden sein können – ultimativ eindeutig und fulminant fallen diese aber nicht aus.
Mindestens genauso interessant wie die Darstellung ist bei der Betrachtung des Galaxy S II aber auch die Arbeitsgeschwindigkeit, denn immerhin handelt es sich bei dem Gerät auf Basis des konzerneigenen Exynos 4210 mit einem 1,2-GHz-Dual-Core-Prozessor und einem GByte Arbeitsspeicher auch aus dieser Perspektive um das gegenwärtige Flaggschiff.
Grundsätzlich sei dazu auch in diesem Fall zunächst vermerkt, dass wir dem Thema „Benchmarks“ im Bereich der Smartphones mit einiger Skepsis gegenüberstehen und das nicht nur, weil die Aussagekraft von synthetischen Benchmarks selbst in einer homogenen Geräte-Gruppe mit gleichem Betriebssystem zumindest diskussionswürdig ist. Hinzu kommt, dass eine effektive Messung über die unterschiedlichen Plattformen methodisch schwierig ist und zudem eine sinnvolle Kategorisierung der Geräteklassen gefunden werden müsste – Faktoren, die verstärkend zu der Feststellung beitragen, dass die hier wie anderswo präsentierten Ergebnisse nur als Richtwert, nicht aber als ultimativ objektive Darstellung der Realität angesehen werden sollten.
In diesem konkreten Fall scheint es aber genauso wie beim Test des LG Optimus Speed trotz der erwähnten Bedenken angebracht, mit „Quadrant Standard“, „Smartbench 2011“, „Linpack for Android“ und „Neocore“ (Achtung: hierbei handelt es sich um einen Qualcomm- und somit um einen direkten Hersteller-Benchmark, was bei der Betrachtung der Ergebnisse mit Blick auf mögliche Optimierungen stets im Hinterkopf behalten werden sollte) vier äußerst beliebte Android-Benchmarks heranzuziehen, um zu ermitteln, inwieweit sich das derzeit vermeintlich „schnellste“ Smartphone tatsächlich von der gegenwärtigen Konkurrenz absetzt. Dies ist umso relevanter, als dass sich die ermittelten Werte direkt mit jenen des Optimus Speed vergleichen lassen; zu diesem Zweck werden letztere in einer separaten Farbe hervorgehoben.
Die Auswahl der Benchmarks leitet sich wie gewohnt nicht nur von der Beliebtheit, sondern auch von den Schwerpunkten ab: Während Quadrant und Smartbench auf die Gesamt-Performance abzielen und Smartbench die bisher nicht vorhandene Dual-Core-Optimierung von Quadrant ausgleicht, ermittelt Linpack die pure Rechenpower und Neocore zielt auf die 3D-Performance, sodass alle relevanten Aspekte abgedeckt werden. Das Kandidaten-Feld ergibt sich aus praktischen Erwägungen bezüglich der Verfügbarkeit der Geräte und wird zukünftig sukzessive ausgebaut werden.
Natürlich hat man es auch beim SGS II mit einem Smartphone zu tun, das mit einer hervorragenden Arbeitsgeschwindigkeit glänzen kann. Dies macht sich für den Nutzer auch ganz konkret bemerkbar, indem wunderbar flüssig durch Menüs navigiert und Apps und Spiele aufgerufen und genutzt werden können.
Bei der Betrachtung der ermittelten Werte wird in dieser Hinsicht zweierlei deutlich: Zum einen lässt sich dieser subjektive Eindruck in Benchmarks eindrücklich reproduzieren, sodass das gegenwärtig am besten ausgestattete SGS II derzeit zumindest im produktiven Bereich tatsächlich als „das schnellste“ Smartphone bezeichnet werden kann, was für den Samsung-SoC durchaus eine kleine Auszeichnung bedeutet. Zum zweiten scheint es aber so zu sein, dass Nvidia seine Kompetenz im Grafikbereich deutlich ausspielen kann: Das auf Tegra 2 basierende LG Optimus Speed schlägt das SGS II dementsprechend in „Smartbench (Games)“ sowie dem 3D-lastigen „Neocore“ mit einem Plus von rund 10 bzw. 20 Prozent. Doch auch diese Erkenntnis ist mit Vorsicht zu genießen, da Samsung dem SGS II eine Sperre bei 60 Bildern pro Sekunde verpasst, was sich insbesondere auf das „Neocore“-Ergebnis auswirken dürfte.
Übrigens: Ein Hitzeproblem ließ sich an unserem Testgerät nicht feststellen. In ersten Nutzerberichten ist allerdings die Rede davon, dass das SGS II vergleichsweise heiß werden kann – ein Umstand, der durchaus plausibel als Randprodukt von Samsungs Jagd auf die höchste CPU-Frequenz interpretiert werden kann. Allerdings wurde das Gerät, das im Rahmen von diesem Test verwendet nur, auch bei einer Dauernutzung, die klassische Tätigkeiten wie Surfen, Mailen und Spielen in Kombination mit Benchmarks beinhaltete, kaum merklich wärmer.
In puncto Oberfläche kommt auf dem Galaxy S II mit Android 2.3 die aktuellste Version des mobilen Google-Betriebssystems zum Einsatz. Auch in diesem Fall legt Samsung seine insgesamt gut gelungene UI „TouchWiz“ in der ebenfalls aktuellsten und auf dem SGS II erstmals verfügbaren Version 4.0 drüber.
Die Unterschiede, die das recht bunte TouchWiz 4.0 gegenüber dem „nackten“ Android mit sich bringt, sind durchaus vielfältig. Konkreter lässt sich sogar sagen, dass aufgrund von vielfältigen Eingriffen wenig von der Standard-Oberfläche übrig bleibt, sodass Samsung hier einen ähnlichen Kurs wie beispielswiese HTC verfolgt. Zu den Neuerungen von TouchWiz 4.0 gehören unter anderem einige erweiterte Individualisierungsoptionen, eine neue Kalenderansicht, ein überarbeitetes Angebot an Widgets, neue Sortierungsfunktionen für Apps und Post-It-Notizen für den Homescreen.
Erwähnenswert sind in dieser Hinsicht vor allem die vier Hubs „Games“, „Reader“, „Music“ und „Social“, die zusammen mit der überarbeiteten Fläche für erweiterte Möglichkeiten bei der individuellen Anpassung sorgen sollen. Allerdings sind die besagten Hubs insbesondere deswegen erwähnenswert, weil sie von Samsung gerne als Alleinstellungsmerkmal von TouchWiz angeführt werden. Der konkrete inhaltliche Nutzen bewegt sich derzeit aber je nach Nutzervorlieben aufgrund des nicht immer erkennbaren Mehrwerts und der Verlinkung auf kostenpflichtige Angebote irgendwo zwischen „durchschnittlich“ und „begrenzt“, sodass die Hubs unserer Meinung nach ihre Vorteile primär in puncto Übersichtlichkeit und Struktur ausspielen.