Scythe Susanoo im Test: Kühlgigant mit 4 x 100-mm-Belüftung
7/10Kühlleistung
Problemfall Gehäusetür
Außerhalb des Gehäuses wirkt der Scythe Susanoo wie ein potentieller Kühlkönig, der ob seiner ungeheuren Ausmaße keine Konkurrenz zu scheuen braucht. Einmal im Gehäuse eingebaut, wird die verheißungsvolle Kühlergröße schnell zum folgenschweren Problemfall. Nicht nur, dass aufgrund der Überbauung des ersten Grafikkartenslots die Erreichbarkeit des Pixelbeschleunigers stark eingeschränkt ist. Viel schwerer wiegt die Tatsache, dass die vier Lüfter des Susanoo aufgrund der Kühlerhöhe von 160 mm nahezu direkt an die geschlossene Seitentür typischer ATX-Gehäuse anschließen. Selbst bei großzügigen, breiten Gehäusen beträgt die Distanz zwischen den Lüftern und der Seitenwand nur wenige Zentimeter. Durch diese räumliche Einschränkung wird ein enormer Engpass für die zu durchströmende Luft generiert, was in zwei akuten ergonomischen Nachteilen mündet.
Zum einen muss die angesaugte Luft beim Passieren der Engstellen beschleunigt werden, was zu einer erheblich intensiveren Lärmemission durch verstärktes Luftrauschen und beschleunigten Antrieb führt. Exemplarisch haben wir einen Schalldruckvergleich mit freistehendem Susanoo durchgeführt, wobei einmal im Abstand von etwa zwei Zentimetern zu den rotierenden Lüftern eine Abdeckung in Form der Gehäuseseitenwand erfolgt. Das Resultat ist ab Drehzahlen oberhalb der 1.000-U/min-Marke gravierend.
Außerdem verpufft ein Großteil des Leistungspotentials durch die Behinderung der Luftansaugung, sodass die Prozessortemperaturen unerwartet hoch ausfallen.
Um diese Probleme zu umschiffen, verwendet man idealerweise eine Gehäuseseitenwand, die über passende Lufteinlass-Aussparungen verfügt. Da wohl kaum ein am Markt verfügbares Chassis derartig dimensionierte Seitenöffnungen besitzt, ist in den meisten Fällen Bastelarbeit in Eigenregie angesagt.
Auch unser Testgehäuse, das Silverstone TJ09S, kann nicht mit den nötigen Seitenöffnungen aufwarten. Bei geschlossener Seitenwand beträgt der Abstand zwischen den Lüftern des Susanoo und der Gehäusetür etwa drei Zentimeter. In der Praxis ist dieser geringe Abstand ein absolutes K.O.-Kriterium für die Kühlleistung des Scythe-Riesen, wie unsere kleine Gegenüberstellung bei geöffneter und geschlossener Seitenwand im Bezug zu einer Referenz, dem Noctua NH-D14, zeigt.
Der Noctua NH-D14 verliert bei geschlossenem Gehäuse etwa fünf Kelvin – eine überschaubare Einbuße. Der Scythe Susanoo jedoch, der bei geöffnetem Gehäuse durchaus noch gut mit dem Noctua-Towerkühler mithalten kann, bricht bei geschlossener Gehäuseseitenwand regelrecht ein. Die Kerntemperatur unseres Testprozessors steigt im Vergleich zum offenen Setup teilweise um 20 Kelvin und mehr an. Damit wird der Scythe-Riese aus Sicht der Kühlleistung zum echten Problemfall im herkömmlichen, geschlossenen ATX-Gehäuse.
Die Temperaturwerte dieser Seite stellen das arithmetische Mittel der vier Prozessorkerntemperaturen unter Volllast dar.