Apple präsentiert iOS 5, Mac OS X „Lion“ und iCloud
Es ist schon so etwas wie eine Tradition, dass die Worldwide Developers Conference (kurz WWDC) von Steve Jobs eröffnet wird, abgesehen vom letzten Jahr. Und ebenfalls wie in den vergangenen Jahren nutzte der Apple-Chef die Keynote, um neue und Software vorzustellen.
Bereits im Vorfeld wurden die zu präsentierenden Neuheiten vorgestellt, darunter Mac OS X 10.7 „Lion“. Insgesamt sollen im Vergleich zum Vorgänger 250 Funktionen überarbeitet oder hinzugefügt worden sein. Dazu gehören unter anderem verbesserte Multitouch-Gesten, das Nutzen von Programmen im Vollbildmodus und „Mission Control“. Dabei handelt es sich um eine Übersicht aller geöffneten Anwendungen und Dokumente, mit Hilfe derer der Nutzer schnell und komfortabel zwischen den einzelnen Fenstern wechseln kann.
Der Mac App Store wird mit OS X 10.7 fester Bestandteil des Betriebssystems sein. Wie beim iOS-Pendant sollen künftig sogenannte In-App-Käufe möglich sein, über im Store erworbene Programme können dann neue Inhalte erworben und heruntergeladen werden. Installierte Anwendungen werden im Launchpad, einer sehr stark an iOS angelehnten Ansicht, angezeigt. Zudem wird in allen Anwendungen automatisch gespeichert, sodass beispielsweise Anpassungen an Dokumenten versioniert sind. Ein komplett neues Feature ist AirDrop. Damit sollen Daten per „Drag'n'Drop“ zwischen Lion-Nutzern kopiert werden, die Grundlage dafür bildet ein Peer-to-Peer-Netzwerk. Eine Premiere stellt der Vertrieb von „Lion“ dar. Erstmals wird es eine OS-X-Version nicht mehr auf einem Datenträger geben, erhältlich sein wird das Update lediglich über den Mac App Store. Mac-Besitzer, die nur über einen langsamen Internet-Anschluss verfügen, müssen so viel Geduld aufbringen, bis der vier Gigabyte große Download abgeschlossen ist. Verfügbar sein soll die neue Version des Betriebssystems schon im kommenden Juli, der Preis soll bei 29,99 US-Dollar, beziehungsweise 23,99 Euro liegen.
Aber auch das zweite von Apple benutzte Betriebssystem wird wie angekündigt überarbeitet. Eine der wesentlichen Neuerungen von iOS 5 wird die Benachrichtigungszentrale sein. Ähnlich wie bei Android werden Informationen zu neuen Kurznachrichten, E-Mails oder Anrufen in Abwesenheit in einem herunterziehbaren Fenster gesammelt angezeigt. Erhält man eine solche Nachricht während man eine App nutzt, erscheint für einige Sekunden ein Hinweis am oberen Display-Rand. Ebenso werden diesen Informationen auf dem „Lock-Screen“ angezeigt.
Ebenfalls neu ist der „Newsstand“, in dem die abonnierten Zeitungen verwaltet werden. Neue Ausgaben werden automatisch heruntergeladen und stehen dann auch offline zur Verfügung. Auch Twitter-Nutzer profitieren von einigen Veränderungen. So kann der Account des Micro-Blogging-Dienstes zentral in den Einstellungen des iOS-Gerätes verwaltet werden. Die entsprechenden Apps können so auf die wichtigsten Daten zugreifen, aus verschiedenen Anwendungen wie der Kamera oder Google Maps können Informationen mit einem Befehl „getwittert“ werden.
Zu den weiteren Neuerungen gehören unter anderem eine Aufgabenliste, die mit dem eigenen Kalender sowie anderen Apple-Geräten abgeglichen werden kann, der neuen Nachrichtendienst iMessage, der als Messenger zwischen allen iOS-Geräten fungieren soll, eine Überarbeitung der Kamera-App und -Steuerung – Bilder können nun direkt auf dem iPhone oder iPad bearbeitet werden, die Lautstärketaste kann als Auslöser verwendet werden – sowie eine geteilte Tastatur, die in erster Linie dem Apple-Tablet zugute kommen soll. Dazu werden die Tasten am linken und rechten Rand platziert, was das Tippen mit den Daumen erleichtern soll.
Updates werden künftig – darüber wurde bereits im Vorfeld berichtet – „Over the Air“ verteilt. Da bei der erstmaligen Inbetriebnahme eines iOS-Gerätes auch die Registrierung via iTunes entfällt, muss die Apple-Software allem Anschein nach nicht mehr zwangsweise verwendet werden. Damit bei Betriebssystemaktualisierungen nicht mehr mehrere hundert Megabyte heruntergeladen werden müssen, schafft Apple eine neue Struktur, bei der nur die Änderungen zwischen zwei Versionen übertragen werden. Während Entwickler bereits im Laufe des Tages Zugriff auf das neue SDK bekommen sollen, müssen sich Besitzer eines iPhones, iPads oder iPods noch bis zum Herbst gedulden. Verfügbar sein wird iOS 5 für das iPhone 3GS und 4, beide iPad-Generationen sowie den iPod Touch der dritten und vierten Generation.
Mit Spannung erwartet wurde auch der neue „Cloud“-Dienst, der Apple-typisch iCloud getauft wurde. Dieser soll automatisch alle Inhalte in der „Cloud“ speichern und auf anderen Geräten verfügbar machen, gleiches gilt für Änderungen wie zum Beispiel im Kalender oder innerhalb eines Kontakts. Ebenfalls abgeglichen werden installierte Apps und gekaufte Inhalte wie Bücher, Filme oder Musik. In iTunes erworbene Titel können so auf bis zu zehn Geräten verwendet werden. Bereits vorhandene Titel, die nicht über Apples Musikdienst gekauft wurden, können mittels „iTunes Match“ auf dem Rechner gescannt und ebenfalls für andere Systeme verwendet werden. Während iCloud anders als noch MobileMe kostenlos angeboten wird, müssen für „iTunes Match“ jährlich 24,99 US-Dollar gezahlt werden. Genutzt werden kann ein Teil dieser Features mit einer Beta-Version von iTunes 10.3 (vorerst nur in den USA!) auf allen Geräten mit iOS 4.3.x, die übrigen „Cloud“-Dienste werden wohl mit iOS 5 freigegeben.
Neue Hardware stellte Apple im übrigen nicht vor. Damit scheinen sich die Spekulationen um ein nur leicht überarbeitetes iPhone, welches im Herbst erscheinen soll, zu bewahrheiten.