Duke Nukem Forever im Test: Das Spiel ist fertig, aber das war es dann auch

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Sasan Abdi (+1)
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Inhaltliches

Plot

Wer den Duke kennt, der weiß, dass Inhalt und Handlung hier stets nebensächlich waren. Mit dieser ebenso altehrwürdigen wie diskussionswürdigen Tradition wird erwartungsgemäß auch in „Duke Nukem Forever“ nicht gebrochen. Dementsprechend gleicht das Gebotene der Vorstellung aller echten Fans entsprechend einem wirklich billigen C-Movie aus den 90er Jahren, dessen Inhalt und Erzählung um fiese aber irgendwie dämliche Aliens, Gewalt und Sex gestrickt wird.

Duke-Art: Manchmal beschreiben Porträts am besten einen Charakter

Der Grad, zu dem dies betrieben wird, ist selbst für Kenner des Duke-Universums ziemlich extrem. Während der Hintergrund der Handlung in einem Satz beschrieben werden (dazu gleich mehr) und dementsprechend kaum als Kitt für ein umfangreiches Spielerlebnis dienen kann, wird die sexistisch-chauvinistische Duke-typische Schiene bis zum Maximum ausgereizt.

Dies äußert sich in den zig flotten Sprüchen, die der etwas ramponierte Action-Held bei allerlei Gelegenheiten zum Besten gibt, setzt sich über die explizite Darstellung von Gewalt fort und endet bei der Omnipräsenz von Sex: Der Duke redet darüber, der Duke hat es (im weitesten Sinne) und der Spieler sieht es.

Kein Wunder also, dass sich im Vorfeld der Veröffentlichung allerlei kritische Stimmen bezüglich der sexistisch-chauvinistischen Orientierung gegen DNF erhoben. Während dabei außer Frage steht, dass es sich hierbei um Inhalte handelt, die ohne Zweifel die USK-Einschätzung „ab 18 Jahren“ verdienen und zudem zum inhaltlich-qualitativen Bodensatz des Segments zu zählen sind, so muss dem Duke doch zugute gehalten werden, dass die Trash-Schiene stets mit einem ironischen Augenzwinkern verfolgt wird. Dies äußert sich neben der teils durchaus gewitzten Sprache beispielsweise darin, dass zahlreiche Aspekte der realen – und im Übrigen nicht minder trashigen – Unterhaltungskultur mit bissigem Humor aufs Korn genommen werden, sodass der harte Trash-Duke dann doch stets erträglich bleibt.

Kurzer Video-Einblick zu DNF

Die Handlung ist dabei wie angedeutet schnell umrissen: Wieder einmal belagern Aliens die schöne, durch und durch duke-isierte Welt und wieder einmal ist es am Duke, ihnen mächtig den Hintern zu versohlen. Bemerkenswert ist dabei, dass der Duke sich in jeder Hinsicht treu bleibt. Denn auch wenn klar ist, dass er als irgendwie käsiger Action-Held nie zu den tiefen Wassern zu zählen war, hätte man durchaus erwarten können, neue Facetten an diesem irgendwie urigen Charakter zu entdecken. Da dies – ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt – ausbleibt, kommt unweigerlich Nostalgie auf: Der Duke ist gut ein Jahrzehnt nach dem Jahrtausendwechsel noch immer ein Action-Held der alten Schule und damit „so 90s“.

Missions- & Leveldesign

In Sachen Plot- und Charakterausgestaltung gibt es also keine Kuriositäten zu vermelden – dafür überrascht DNF aber bei der Betrachtung des Missionsdesigns. Doch erst auf den zweiten Blick. In den ersten Minuten und im überwiegenden Anteil der Spielzeit wird der Spieler dagegen mit der erwarteten Kost versorgt: Man rennt durch eng begrenzte Areale, die den Schlauchleveln der CoD-Reihe in nichts nachstehen und schießt sich dabei ständig durch, von den guten, packenden Boss-Kämpfen einmal abgesehen, ziemlich monotone Scharen von Aliens.

Mit Abwechslung gegen die Shooter-Monotonie

Interessant wird es immer dann, wenn die leider ebenfalls im letzten Jahrhundert stecken gebliebenen Shooter-Inhalte von einem der vielen kleinen Rätsel-Abschnitte unterbrochen werden. Hier ist plötzlich für einen kurzen Moment Köpfchen gefragt, wobei die Anforderungen sich löblicherweise zwar stets in moderaten Gefilden bewegen, die Kreativität der Macher aber durchaus deutlich durchscheint. Dies sorgt in Verbindung mit anderen Aspekten wie den vielen Abschnitten, in denen man aufgrund von Schrumpfungsfallen als Miniatur-Duke durch die Gegend stampft dafür, dass das 90er-Jahre-Shooter-Einerlei hin und wieder angenehm aufgebrochen wird. Hierbei handelt es sich ohne Zweifel um die Sternstunden von DNF, ohne die das stumpfe Geballer nicht zuletzt aufgrund der schwachen KI (siehe nächster Abschnitt) selbst für beinharte Freunde des Genres kaum über die durchaus lange Spielzeit von gut 17 Stunden tragen würde.

Kampftechnisch punktet Dukes neues Abenteuer immer dann, wenn es gegen die Bosse geht. Diese entscheidenden, fordernden Zwischenkämpfe finden auch in DNF stets in Arena-gleichen Gebieten statt, in denen sich der Spieler mit einem in der Regel großen, wuchtigen Zwischen- bzw. Endgegner konfrontiert sieht. Für Schmunzler sorgen dabei kleine Details wie die Möglichkeit, den unterlegenen Boss am Ende zu „demütigen“, indem man den Duke beispielsweise locker auf die (glücklicherweise verhüllten) Weichteile boxen lässt.

Boss-Figh: Kampftechnische Highlights
Boss-Figh: Kampftechnische Highlights

Unterm Strich kann festgehalten werden: Zwischendurch ödet das Missions- und Leveldesign mächtig an. Gerettet wird das Ganze aber durch die Kombination aus gekonnten Köpfchen-Abschnitte und sehenswerten Bossen.