HTC Sensation im Test: Das neue Android-Flaggschiff mit Dual-Core
4/6Performance & Oberfläche
Mindestens genauso interessant wie die Darstellung ist bei der Betrachtung des Sensation aber auch die Arbeitsgeschwindigkeit, denn immerhin handelt es sich bei dem Gerät auf Basis einer 1,2-GHz-Dual-Core-Prozessor und 768 MByte Arbeitsspeicher auch aus dieser Perspektive um das gegenwärtige HTC-Flaggschiff, das auf dem Papier der Konkurrenz kaum nachsteht (dazu gleich mehr).
Grundsätzlich sei dazu auch in diesem Fall zunächst vermerkt, dass wir dem Thema „Benchmarks“ im Bereich der Smartphones mit einiger Skepsis gegenüberstehen und das nicht nur, weil die Aussagekraft von synthetischen Benchmarks selbst in einer homogenen Geräte-Gruppe mit gleichem Betriebssystem zumindest diskussionswürdig ist. Hinzu kommt, dass eine effektive Messung über die unterschiedlichen Plattformen methodisch schwierig ist und zudem eine sinnvolle Kategorisierung der Geräteklassen gefunden werden müsste – Faktoren, die verstärkend zu der Feststellung beitragen, dass die hier wie anderswo präsentierten Ergebnisse nur als Richtwert, nicht aber als ultimativ objektive Darstellung der Realität angesehen werden sollten.
In diesem konkreten Fall scheint es aber genauso wie beim Test des LG Optimus Speed und des Samsung Galaxy S II trotz der erwähnten Bedenken angebracht, mit „Quadrant Standard“, „Smartbench 2011“, „Linpack for Android“ und „Neocore“ (Achtung: hierbei handelt es sich um einen Qualcomm- und somit um einen direkten Hersteller-Benchmark, was bei der Betrachtung der Ergebnisse mit Blick auf mögliche Optimierungen stets im Hinterkopf behalten werden sollte) vier äußerst beliebte Android-Benchmarks heranzuziehen, um zu ermitteln, inwieweit sich der Testkandidat im Konkurrenten-Feld einordnen lässt. Dies ist umso relevanter, als dass sich die ermittelten Werte direkt mit jenen des Optimus Speed und des Galaxy S II vergleichen lassen; zu diesem Zweck werden letztere in einer separaten Farbe hervorgehoben.
Die Auswahl der Benchmarks leitet sich wie gewohnt nicht nur von der Beliebtheit, sondern auch von den Schwerpunkten ab: Während Quadrant und Smartbench auf die Gesamt-Performance abzielen und Smartbench die bisher nicht vorhandene Dual-Core-Optimierung von Quadrant ausgleicht, ermittelt Linpack die pure Rechenpower und Neocore zielt auf die 3D-Performance, sodass alle relevanten Aspekte abgedeckt werden. Das Kandidaten-Feld ergibt sich aus praktischen Erwägungen bezüglich der Verfügbarkeit der Geräte und wird zukünftig sukzessive ausgebaut werden.
Gemessen wurde gleich nach der ersten Geräte-Einrichtung, wobei aus jeweils fünf Messungen je Benchmark der schnellste Wert in die Wertung einfließt. Nach der Installation der Benchmarks wurde das Gerät neugestartet und für einige Minuten im Idle belassen; zwischen den Durchläufen je Benchmark wurde das Gerät ebenfalls jeweils neugestartet.
Bei der Betrachtung der Ergebnisse zeigt sich, dass das Sensation in nahezu jedem Benchmark hinter der von uns bereits behandelten Dual-Core-Konkurrenz zurückliegt. Dies überrascht insofern, als dass der Testkandidat mit einem MSM8260 aus dem Hause Qualcomm über eine 1,2 GHz Doppel-Kern-CPU sowie die aktuelle Adreno 220 GPU verfügt und somit eigentlich nur in puncto Arbeitsspeicher (786 MByte) ein wenig schlechter ausgestattet ist.
Während es auch dieses Mal nicht sonderlich sinnvoll erscheint, einzelne Werte detailliert zu diskutieren, lässt sich daraus in der Gesamtschau doch ableiten, dass das LG Optimus Speed und das Samsung Galaxy S II scheinbar über etwas größere Leistungskapazitäten verfügen. Da das Sensation in den eher prozessorlastigen Tests besser zu den Konkurrenten aufschließen kann bzw. sie dort sogar übertrumpft (Linpack), bei den grafikintensiven allerdings deutlicher zurückfällt, liegt die Feststellung nahe, dass Adreno 220 gegenüber der Mali-400- (Galaxy S II) bzw. GeForce-GPU (Optimus Speed) den Kürzeren zieht, wobei einschränkend angemerkt werden muss, dass auf dem Sensation eine etwas höhere Auflösung bedient werden muss. Hierbei handelt es sich jedoch um eine Feststellung, die nicht nur mit Blick auf das Erscheinungsdatum der jeweiligen SoCs – der MSM8260 wurde erst in diesem Jahr von Qualcomm auf den Markt gebracht – sondern vor allem aufgrund der theoretischen Potenz von Adreno 220 zu kurz greift. Stattdessen wird hier – gerade mit Blick darauf, dass das Sensation in anderen Tests auf Basis von GLBenchmark 2.0 besser abschneidet als die Konkurrenz – eindrücklich belegt, dass Benchmark-Ergebnisse grundsätzlich im Smartphone-Kontext mit größter Vorsicht zu genießen sind.
Verlässt man sich dennoch einzig und allein auf den Faktor „Benchmarks“, so lässt sich trotz dieser diskussionswürdigen Punkte festhalten, dass das Sensation leistungstechnisch vergleichsweise eindeutig hinter der direkten Konkurrenz zurückliegt. Doch muss zugleich angemerkt werden, dass sich die hier ermittelte Differenz effektiv zu keiner Zeit bemerkbar macht. Da Smartphone-Nutzer gegenwärtig ohnehin noch nicht in vollem Umfang von dem gegenwärtig stattfindenden Leistungsschub profitieren, machten sich die Ergebnisse bei der Bedienung des Sensations zu keiner Zeit bemerkbar. Dennoch muss festgehalten werden: Vor einem auf Benchmark-Ergebnissen orientierten Leistungshintergrund fährt man ganz offensichtlich sowohl mit dem Galaxy S II als auch mit dem Optimus Speed besser.
In Sachen Betriebssystem bzw. Oberfläche gibt es nicht allzu viel Neues zu vermelden. Hier kommt die für Smartphones gegenwärtig aktuellste Android-Version 2.3.3 zum Einsatz; erwähnenswert ist aber vor allem die HTC-eigene Benutzeroberfläche Sense, die sich im Smartphone-Kontext auf dem Sensation zum ersten Mal in freier Wildbahn zeigt.
Die Neuerungen, die Sense 3.0 mit sich bringt, fallen keineswegs gravierend aus, unterstreichen aber die ohnehin schon vorhandene Kompetenz sowie den Komfort der UI. Dazu gehören unter anderem ein visuell überarbeiter Lockscreen, der mehr und individuell anpassbare Informationen bereithält sowie ein optisch ebenfalls noch einmal überarbeitetes Wetter-Widget. Zudem erwähnenswert ist die Integration vom Video-on-Demand-Dienst HTC Watch, über den über kurz oder lang unter Anwendung eines noch nicht näher definierten Vergütungsmodells Video-Inhalte abgerufen werden können.