AMD Llano im Test: Der Prozessor im Detail
20/20Fazit und Empfehlung
AMD haucht den altbewährten „Stars“-Kernen noch ein letztes Mal Leben ein, was auch gelingt. Und trotzdem merkt man der Architektur langsam an, dass sie an ihr Lebensende kommt. Dies weiß auch AMD. So bringt der Hersteller die neuen Modelle bewusst nur noch für den Massenmarkt zu einem Preis um die 100 Euro, im High-End-Segment wäre damit ohnehin nicht mehr viel zu gewinnen.
Vor 2,5 Jahren, im Januar 2009, stand der Phenom II vor einer ähnlichen Herausforderung. Gegenüber dem ersten Phenom bot das neue Modell bei gleichem Takt und mit gleicher Speicherbestückung ebenfalls gerade drei Prozent mehr an Leistung, konnte aber aufgrund der neuen 45-nm-Fertigung im Gegensatz zur alten 65-nm-Herstellungsweise im finalen Modell dann eben über einen deutlich höheren Takt punkten und am Ende mit einem zweistelligen Plus vor den alten Modellen rangieren. Genau dieser Punkt fehlt beim „Llano“ gegenüber den Vorgängern; und nicht nur das, er wird sogar noch ins Gegenteil umgeschlagen: die „Llano“ mit vier Kernen bieten trotz 32 nm weniger Takt als die Athlon II X4 auf Basis des „Propus“ in 45 nm. Doch AMD hatte zum Glück noch Trümpfe in der Hand, die am Ende unter gleichen Bedingungen (gleicher Takt für CPU und Speicher) ein Plus von sechs bis sieben Prozent für den Neuling verbuchen. In diesem Sinne ist der Sprung mit „Llano“ sogar größer als von Phenom zu Phenom II.
So setzt sich der A8-3850 mit seinen 2,9 GHz dank kleinen aber effektiven Optimierungen und insbesondere einem verdoppelten L2-Cache im abschließenden Gesamtrating doch noch vor die Athlon II X4 mit gleichem Takt. Gegen die Phenom II X4 mit gleichem Takt und mit gleicher Speicherbestückung fällt es erwartungsgemäß knapper aus, da der L3-Cache nicht ganz unwichtig ist, gerade wenn es um Spiele geht. Hier und da kann der „Llano“ dann aber aufblitzen und selbst einen Phenom II X4 schlagen, besonders in Anwendungen, die vom L3-Cache nichts wissen wollen und lieber auf die IPC-Verbesserungen und den größeren L2-Cache bauen, oder in rein theoretischen Tests, in denen die Unterschiede teilweise sogar markant werden. Wie wichtig der Arbeitsspeicher jedoch ist, zeigt sich schnell. Zwischen DDR3-1333 und DDR3-1866 liegt schon eine gehörige Differenz, die bei Spielen auch schon mal in den zweistelligen Bereich geht, im Mittel aber bei gut sieben Prozent liegt. Und wenn die integrierte GPU genutzt wird, werden es gar Unterschiede von über 20 Prozent, die allein dem verwendeten Arbeitsspeicher geschuldet sind. So abhängig von Speicher war zuvor selten ein Prozessor.
Abseits der insgesamt durchschnittlichen Performance fällt die Leistungsaufnahme unter voller Prozessorlast sehr negativ auf, die man dank der fortschrittlichen neuen 32-nm-Fertigung in dieser Höhe nicht erwartet hätte. Der Phenom II X4 in seiner betagten 45-nm-Fertigung verbraucht bei gleichem Takt nahezu das gleiche und arbeitet auch gleich schnell. Angesichts der Verwendung von high-k metal gate und einer 32-nm-SOI-Fertigung ist diese Leistungsaufnahme des Neulings im Verhältnis zur Performance als sehr schlecht einzustufen, da quasi überhaupt keine Verbesserung zum vorherigen Modell erkennbar ist. Folglich sollte der Blick zur Konkurrenz aus dem Hause Intel in dieser Disziplin lieber gar nicht gewagt werden, dort liegen Welten zwischen den Modellen. Der in der CPU-Leistung knapp über den „Llano“ rangierende Core i3 benötigt schließlich nicht einmal die Hälfte an Energie, das 60 Prozent schnellere Flaggschiff Core i7-2600K bleibt ebenfalls noch unter dem A8-3850.
Was bleibt, ist auf die weitere Entwicklung der „Llano“ zu hoffen. Die 32-nm-Fertigung bei Globalfoundries steckt noch in den Kinderschuhen, sehr oft ist von Gerüchten um Yield-Probleme zu lesen – dies wirkt sich letztlich auf Takt, Verbrauch und damit fast alles, was zählt, aus. Hat man die Ausbeute erst einmal im Griff, steht auch einem höheren Takt nichts mehr im Weg und auch beim Verbrauch kann man auf (deutlich) bessere Werte hoffen. Und so wie der Phenom II X4 in seinen 2,5 Jahren im Basistakt langsam von 3,0 auf 3,6 GHz gewandert ist, wird sich auch der „Llano“ entwickeln. Dass er dafür allerdings auch 2,5 Jahre Zeit bekommen wird, ist eher unwahrscheinlich, denn „Trinity“ als Nachfolger wurde bereits gezeigt und dürfte zur Mitte des kommenden Jahres serienreif sein.
Die Empfehlung am heutigen Tage kann nur sein, sich seines Ziels für den PC genau bewusst zu werden. Soll primär ein Spiele-PC zusammengeschraubt werden, führt an den „Sandy Bridge“ von Intel kein Weg vorbei. Selbst ein Phenom II X4 mit 3,2 GHz für 90 Euro wäre hier dem 110 Euro teuren „Llano“ noch vorzuziehen, zumal eine 55 Euro teure diskrete Grafikkarte vom Typ Radeon HD 6570 bereits 50 bis 60 Prozent mehr Leistung bietet, als es „Llanos“ integrierte Grafik zeigen kann. Damit hätte man am Ende für 35 Euro Aufpreis nicht nur mehr CPU-Performance sondern auch deutlich mehr Leistung bei der Grafik. „Llano“ benötigt für die maximale Leistung aber auch noch DDR3-1866, der mit mindesten 9 Euro pro Gigabyte deutlich teurer ist als DDR3-1333, der bei 5,50 Euro pro Gigabyte steht, was bei heutzutage typischen 4 GByte Speicher die Preisdifferenz auf nur noch etwa 20 Euro zusammenschrumpfen lässt – bei einer Gesamtinvestition von lediglich rund 150 Euro ein verschmerzbarer Aufpreis für teilweise deutlich mehr Performance.
Das Blatt wendet sich erst dann gehörig (besser gesagt komplett), wenn ein Office-PC, ein kleiner Rechner für gelegentliche Spiele oder etwas anderes abseits eines Computer mit separater Grafikkarte entstehen soll. Dann rückt „Llano“ an allen Konkurrenten vorbei nach ganz vorne, was einzig und allein der Grafikeinheit zu verdanken ist. Genaue Details dazu bietet unsere detaillierte Analyse dieser integrierten GPU in einem separaten Artikel.
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