SilverStone Raven 3: Zwischen Höhenflug und Bruchlandung

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Sven Scharpe
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Lieferumfang und Daten

  • Material: Stahlblech mit Anbauteilen aus Kunststoff
  • Abmessungen: ca. 522 x 235 x 570 mm (H x B x T)
  • Gewicht: 11,4 kg
  • Sieben 5,25"-Laufwerkschächte
  • Insgesamt zehn 3,5"-Einbauplätze
  • Zwei 2,5"-Einbauplätze
  • Mainboard-Formfaktor: Micro-ATX, ATX, E-ATX, SSI CEB, SSI EEB
  • Frontanschlüsse: Zwei USB 3.0 und Buchsen für Kopfhörer und Mikrofon
Belüftungsmöglichkeiten
Position Anzahl Größe U/min Anschluss Staubfilter Anlaufspannung
Front 4 (optional) 120 mm Ja
Deckel 1 120 mm 900 3pin-Molex 6,2 V
Linke Seite
Rechte Seite 1 (optional) 120 mm
Heck 1 (optional) 120 mm
Boden 2 180 mm 900 / 1200 3pin-Molex Ja 2,8 V

Das Zubehör, das SilverStone dem Raven 3 beilegt, ist recht übersichtlich ausgefallen. Es umfasst neben allen nötigen Schrauben, die für die Hardwareintegration benötigt werden, noch einen Adapter 4pin-Molex (groß) auf dreimal 3pin-Molex (klein) sowie zehn Kabelbinder. Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle noch die vorzügliche Montageanleitung bleiben, die der Hersteller für das Gehäuse zusammengestellt hat. Es handelt sich dabei nicht etwa um ein lieblos gestaltetes Faltblatt, sondern um ein auf hochwertigem Papier gedrucktes Heft. Die Erklärungen, die diese mehrsprachige Anleitung bietet, sind wahrlich allumfassend und lassen selbst bei ungeübten Laien keine Fragen mehr offen, exakt so und nicht anders muss eine gute Anleitung aussehen. Wer damit nicht zurechtkommt, sollte besser zu einem Komplett-PC greifen.

Ausstattung außen

Das SilverStone Raven 3 bietet insgesamt sieben Einbauschächte im 5,25"-Format, davon sind ab Werk bereits sechs von zwei Festplattenkäfigen belegt. Im Auslieferungszustand verfügt die Front über keinerlei Lufteinlässe, die Datenträger können so natürlich nicht mit Frischluft versorgt werden. Hier zeigt sich dann auch schon eine der Besonderheiten dieses Gehäuses: Die 5,25"-Blenden bestehen aus zwei Teilen, dabei kann der obere Teil mit dem V-förmigen Dekor abgenommen werden. Darunter kommt dann ein Rahmen zum Vorschein, der mit einem engmaschigen Staubfilter versehen wurde. Möchte man nun die Festplatten aktiv kühlen, ist es ratsam die Abdeckung von den drei vor dem jeweiligen Käfig befindlichen Blenden zu nehmen, damit der optional montierbare Lüfter dem Innenraum Luft zuführen kann. Die Idee ist grundsätzlich nicht schlecht, das einheitliche Erscheinungsbild der Frontpartie bleibt so allerdings nicht erhalten.

Kritisch anmerken müssen wir an dieser Stelle die Stabilität der 5,25"-Blenden. Ist die mit Dekor versehene Abdeckung noch ausreichend robust konstruiert worden, besteht der luftdurchlässige Rahmen mit seinen beiden Haltelaschen nur aus sehr dünnem und sprödem Plastik. Zu diesem Bild passt dann auch, dass eine der Blenden nach dem Auspacken lose im Karton lag, da eine der Befestigungslaschen bereits abgebrochen war.

Die Frontanschlüsse liegen ergonomisch günstig im vorderen Bereich des Deckels und werden von einer kleinen Plastikklappe vor Umgebungsstaub geschützt. Geboten werden hier zwei USB-3.0-Schnittstellen und je eine Buchse für Kopfhörer und Mikrofon. Hinter dem Frontpanel, etwas in einer Mulde versteckt, kann die optional erhältliche „SST-CLEARCMOS-Blende“ des Herstellers installiert werden. Mit dieser kleinen Erweiterung kann nach einem gescheiterten Übertaktungsversuch bequem das Bios in den Urzustand zurückgesetzt werden. Die besagte Blende soll dabei, laut Hersteller, mit den meisten Hauptplatinen kompatibel sein. Zusätzlich befinden sich hier auch noch zwei kleine Schalter, mit denen die Geschwindigkeit der beiden 180-mm-Ventilatoren auf 700- oder 1200-Umdrehungen pro Minute geregelt werden kann.

Der Rest der Oberseite wird von einem großen Top-Cover aus Kunststoff dominiert. Auch hier ist das Material stellenweise schon fast erschreckend dünn ausgefallen, das Abnehmen des Anbauteils sollte man daher unbedingt mit zwei Händen bewerkstelligen, um Beschädigungen zu vermeiden. Ist das Cover dann entfernt, wirft der um 90 Grad gedrehte Mainboardträger bereits seine Schatten voraus, alles was bei einem „normalen“ Gehäuse am Heck zu finden ist, gibt es beim Raven 3 am Deckel zu sehen. Neben zwei Schlauchdurchführungen ist hier auch der erste installierte Lüfter anzutreffen, dabei handelt es sich um ein 120-mm-Modell aus dem SilverStone Regal.

Beide Seitenwände werden von oben mit jeweils zwei Rändelschrauben fixiert. Das linke Seitenteil besitzt dabei ein großes Sichtfenster und unten rechts ein auffälliges Gitter. Dahinter verbirgt sich eine weitere Besonderheit des Raven 3, das Netzteil platziert SilverStone bei diesem Gehäuse nämlich vorne, unterhalb der 5,25"-Schächte. Auch die rechte Seite weist ein solches Gitter auf, das zur Kühlung des Netzteils beiträgt. Darüber hinaus kann, ziemlich genau in der Mitte der rechten Seitenwand, optional noch ein 120-mm-Lüfter installiert werden. Ein Ventilator gleicher Größe kann, ebenfalls optional, am Heck seinen Platz finden. Da das Gehäuse ja, wie bereits erwähnt, über einen um 90-Grad gedrehten Mainboardträger verfügt, gibt es am Heck sonst nichts weiter zu sehen.

Deutlich interessanter wird es dann wieder am Boden. Das SilverStone Raven 3 besitzt an dieser Stelle gleich zwei große Staubfilter. Diese verfügen über magnetische Rahmen und können einfach und schnell abgenommen werden. Während der vordere Filter für das Netzteil zuständig ist, sorgt das größere hintere Pendant dafür, dass die beiden darunterliegenden 180-mm-Lüfter den Innenraum nicht unnötig mit Staub belasten. Die Standfüße des Raven 3 bestehen aus Hartplastik und verfügen über dünne Auflagen aus schwarzem Gummi. Gerade im hinteren Bereich hätte die Auflagefläche dabei durchaus etwas großzügiger ausfallen dürfen.

Bisher konnte man eigentlich immer sicher sein, dass man bei einem SilverStone Gehäuse eine überdurchschnittliche Material- und Verarbeitungsqualität geliefert bekommt. Hier stellt das Raven 3 leider eine unrühmliche Ausnahme im Produktportfolio des Herstellers dar. Der eingesetzte Kunststoff ist zum Teil sehr dünn und instabil ausgefallen, das fällt speziell bei den 5,25"-Blenden auf. Dazu kommen große und unregelmäßige Fugen, die ganz besonders beim Top-Cover ins Auge stechen. Auch die Lackierung der Seitenwände ist so rau ausgefallen, dass ein einfaches Darüberstreichen mit dem Finger bereits Spuren hinterlässt.

Ausstattung innen

Der Innenraum des SilverStone Raven 3 ist komplett in Schwarz gehalten und hält einige Überraschungen bereit. Beginnen wollen wir mit den 5,25"-Schächten. Das Gehäuse besitzt sieben Stück davon, ab Werk sind bereits sechs Schächte mit zwei Festplattenkäfigen belegt. Jeder dieser Käfige kann dabei bis zu drei 3,5"-Festplatten aufnehmen, die von unten festgeschraubt werden. Die einzelnen Träger bestehen aus stabilem Stahlblech und werden im Dreierverbund von vorne und hinten durch einen Plastikrahmen zusammengehalten. Es ist aber auch möglich die Träger ohne die Rahmen in einem 5,25"-Schacht zu befestigen. Der Plastikrahmen selbst stellt sich hier als Schwachpunkt der Konstruktion heraus. Bereits nach einmaligem entfernen zeigen die Kunststoffnasen, mit denen der Rahmen an den Festplattenträgern eingeklipst werden kann, erste Abnutzungserscheinungen. Fixiert werden die 5,25"-Geräte mit einem Klemmverschluss, der nicht besonders vertrauenserweckend ist, immerhin können entsprechende Geräte auch von beiden Seiten mit Schrauben gesichert werden.

Einen ungewöhnlichen Platz hat sich der Hersteller für das Netzteil ausgesucht, im Raven 3 befindet es sich vorne unterhalb der 5,25"-Schächte. Da ein normales Kaltgeräteanschlusskabel einen zu ausladenden Stecker hätte, um die Seitenwand noch schließen zu können, hat SilverStone ein spezielles kurzes Kabel mit abgewinkeltem Stecker vorgesehen. Dieses Kabel verläuft allerdings nicht zum Heck, wie man es sich vielleicht hätte vorstellen können, sondern es mündet in eine Buchse, die ungünstig am Boden angebracht wurde. Um nun den Rechner mit dem Stromnetz verbinden zu können, darf der Anwender das Stromkabel von unten durch eine kleine Öffnung in die Kupplung einfädeln.

Einen um 90-Grad gedrehten Mainboardträger bietet aktuell nur SilverStone an. Die Gehäuse der Raven-Serie verfügen alle über diesen innovativen Innenraum, das neuste Modell Raven 3 macht hier natürlich keine Ausnahme. Die primäre Belüftung wird dabei von zwei großen 180-mm-Lüftern gewährleistet, die am Boden montiert sind. Es handelt sich dabei um die gleichen Ventilatoren, die auch im TemJin TJ11 für ein nicht gerade leises Betriebsgeräusch gesorgt haben. Der Mainboardträger selbst verfügt über eine große Montageöffnung für CPU-Kühler und einige kleinere Durchbrüche, die das Verlegen der Kabel erleichtern sollen. Richtig interessant wird es, wenn man sich den Tray von der Rückseite betrachtet. Hier befinden sich noch vier weitere Festplattenschlitten für 3,5"-Datenträger und ein Schlitten für bis zu zwei 2,5"-SSDs. Gekühlt werden sollen die Platten dabei vom Luftstrom den die beiden 180-mm-Ventilatoren am Boden erzeugen, unterstützend kann noch ein 120er in der rechten Seitenwand eingebaut werden. Am Deckel befindet sich noch ein weiterer 120-mm-Lüfter und acht Slots für die Erweiterungskarten. Befestigt werden die Steckkarten dabei mit konventionellen Schrauben, der so gebotene Halt ist auch für schwere Grafikkarten mehr als ausreichend.

Die Verarbeitung des Innenraums geht noch in Ordnung. An der Passgenauigkeit gibt es nichts zu bemängeln, lediglich vereinzelte scharfe Kanten an den Festplattenschlitten trüben das ansonsten positive Bild etwas.