Erster Leistungsvergleich: „Ivy Bridge“ vs. „Sandy Bridge“

Michael Günsch
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Sowohl bei AMD als auch bei Intel werden die Hinweise auf die Leistung der kommenden CPU-Generation konkreter. Zu Intels „Sandy Bridge“-Nachfolger namens „Ivy Bridge“ gibt es nach ersten Testresultaten eines Prototypen nun einen ausführlicheren Ausblick auf die voraussichtliche Leistung der 22-nm-CPUs.

Wie schon so oft zuvor, stammen die frühen Testergebnisse dieses Mal wieder aus Asien. Die Internetseite PCPOP, die offensichtlich kein NDA zu Intels „Ivy Bridge“ unterschrieben hat, publizierte gleich einen umfangreichen Vorabtest in dessen Mittelpunkt ein „Ivy Bridge“-Sample mit zwei 2,3 GHz schnellen Kernen, 4 MB L3-Cache und vier Threads stand. Für den Vergleich mit Intels aktueller in 32 nm gefertigter „Sandy Bridge“-Generation bediente man sich einem Core i3-2100, den man zur besseren Vergleichbarkeit auf ebenfalls 2,3 GHz heruntertaktete; gleiches tat man mit dem Core i3-530 auf Basis der vorangegangenen „Nehalem“- beziehungsweise „Westmere“-Architektur. Beide bieten dabei ebenfalls zwei Kerne und vier Threads dank Intels Hyper-Threading. Zudem ist der L3-Cache beim Core i3-530 genau so groß wie beim „Ivy Bridge“-Sample; beim Core i3-2100 fällt er hingegen mit 3 MB gleich 25 Prozent kleiner aus.

Als Basis für die Sockel-kompatiblen „Ivy Bridge“ und „Sandy Bridge“ diente ein Z68-Mainboard von Gigabyte mit Sockel LGA 1155, während der „Westmere“-Chip auf einem geringer ausgestatteten H55-Board mit LGA 1156 Platz fand. Für die Grafikberechnungen wählte man anstelle der integrierten Lösungen eine diskrete AMD Radeon HD 6570. Die sonstige Hard- und Software war laut Angaben der Seite identisch.

Bei den Ergebnissen in einschlägig bekannten (theoretischen) Benchmarks wie PCMark 7, Super Pi, wPrime, Fritz Chess und CineBench R11.5 setzt sich das „Ivy Bridge“-Sample erwartungsgemäß an die Spitze, was auch durch die CPU-Tests von SiSoftwares Sandra untermauert wird. Der Leistungsvorsprung zu „Sandy Bridge“ fällt dabei meist knapp aber auch mal etwas deutlicher mit rund 10 Prozent Vorsprung aus, wobei man jedoch den 1 MB kleineren L3-Cache der „Sandy Bridge“-CPU berücksichtigen sollte.

CineBench R11.5
CineBench R11.5
Fritz Chess
Fritz Chess
PCMark 7
PCMark 7
Super Pi
Super Pi
wPrime
wPrime
SiSoftware Sandra
SiSoftware Sandra

Die Ergebnisse im WinRar-Benchmark fallen hingegen unverständlich schlecht für „Ivy Bridge“ aus, was aber durchaus an nicht optimierter (Treiber-)Software liegen könnte, wenn man bedenkt, dass sich die 22-nm-CPUs noch in einem relativ frühen Produktionsstadium befinden und erst 2012 auf den Markt kommen sollen. In der Video-Konvertierungssoftware MediaShow Espresso kann „Ivy Bridge“ dann hingegen wieder die Führung übernehmen, wenngleich der Vorsprung vor „Sandy Bridge“ nur rund fünf Prozent beträgt.

MediaShow Espresso
MediaShow Espresso
WinRar
WinRar

Nach den überwiegend synthetischen Benchmarks folgen Ergebnisse aus einigen Spiele-Benchmarks. Bis auf einige Ausnahmen liegen „Ivy Bridge“, „Sandy Bridge“ und zum Teil auch der „Westmere“-Chip auf Augenhöhe. Dies dürfte durch eine GPU-Limitierung zu erklären sein, denn man setzte bei den Spielen stets auf eine Auflösung von 1.920 × 1.080 Pixeln und hohe Details, wo die vergleichsweise schwache Mainstream-Grafikkarte Radeon HD 6570 sicher oft an ihre Grenzen stieß. Nichtsdestotrotz kann sich das „Ivy Bridge“-Sample bei Call of Duty: Black Ops ein kleines Stück und bei Battlefield Bad Company 2 sogar immens von den Vorgängern absetzen. Letzteres Ergebnis können sich die Redakteure des Artikels jedoch selbst nicht erklären und rätseln über mögliche Optmierungen beim Multi-Threading.

Battlefield Bad Company 2
Battlefield Bad Company 2
Call of Duty: Black Ops
Call of Duty: Black Ops
FarCry 2
FarCry 2
Starcraft 2
Starcraft 2

Zum Abschluss wird ein Blick auf die Leistungsaufnahme der Testsysteme geworfen, wo die älteste Plattform aufgrund des geringer bestückten H55-Mainboards die High-End-Platine mit Z68-Chipsatz deutlich hinter sich lässt. Der gleiche Untersatz lässt hingegen praktisch einen direkten Vergleich zwischen „Ivy Bridge“ und „Sandy Bridge“ zu: Erstaunlicherweise benötigt der 22-nm-Chip dabei sowohl im Idle als auch unter Last mehr Energie als sein gleich getakteter Vorgänger. Den Wert im Leerlauf erklären sich die Redakteure mit vermutlich noch nicht richtig funktionierenden Stromsparmechanismen, zudem wäre es möglich das auch unter Last eine relativ hohe Spannung bei dem Vorserienexemplar anliegt, die beim finalen Produkt allerdings deutlich geringer ausfallen könnte, was wiederum in einer niedrigeren Leistungsaufnahme resultieren würde.

Leistungsaufnahme
Leistungsaufnahme

Zusammenfassend entsprechen die Ergebnisse zum Teil den Erwartungen: Aufgrund dessen, dass „Ivy Bridge“ auf der „Sandy Bridge“-Architektur basiert, die nun in 22 nm statt in 32 nm gefertigt wird, war lediglich eine relativ leichte Steigerung der Leistung pro Takt gegenüber „Sandy Bridge“ zu vermuten, was der Großteil der Tests zu bestätigen scheint, wobei aber erneut auf den geringeren L3-Cache des Core i3-2100 hingewiesen werden muss. Letztendlich erlauben die Resultate aber nur einen ungefähren Ausblick auf die Leistung von „Ivy Bridge“, denn das finale Produkt könnte durch Hard- und Software-seitige Optimierungen dabei noch deutlich zulegen. Vor allem auch im Bereich der Energieeffizienz sind aufgrund der kleineren Fertigungsstruktur und dem erstmaligen Einsatz der revolutionären 3D-Transistoren deutliche Vorteile gegenüber dem Vorgänger zu erwarten. Höhere Taktraten bei gleicher Leistungsaufnahme sind zudem denkbar. Aus diesen Gründen sollte man die Ergebnisse dieses Prototypen – und stets auch anderer – noch nicht überbewerten und stets skeptisch betrachten, bis sich das finale Produkt in ausführlichen und seriösen Tests beweisen kann. „Ivy Bridge“ wird voraussichtlich im März oder April 2012 erscheinen.

Wir danken unserem Leser Ralf555
für den Hinweis!