HTC Flyer im Test: Das Tablet-Debüt mit Stifteingabe
4/6Performance & Oberfläche
Was für Smartphones gilt, gilt mindestens in gleichem Maße auch für Tablets: Im Jahr 2011 kommt es auch in diesem Segment mehr denn je auf die Leistung an. Aus diesem Grund soll das Flyer im Folgenden dahingehend anhand von Benchmarks und im Vergleich mit der Konkurrenz eingeordnet werden.
Anmerkungen zur Leistungsbetrachtung
Grundsätzlich sei dazu wie immer zunächst vermerkt, dass wir dem Thema „Benchmarks“ auch im Tablet-Bereich mit einiger Skepsis gegenüberstehen und das nicht nur, weil die Aussagekraft von synthetischen Benchmarks selbst in einer homogenen Geräte-Gruppe mit gleichem Betriebssystem zumindest diskussionswürdig ist. Hinzu kommt, dass eine effektive Messung über die unterschiedlichen Plattformen methodisch schwierig ist und zudem eine sinnvolle Kategorisierung der Geräteklassen gefunden werden müsste – Faktoren, die verstärkend zu der Feststellung beitragen, dass die hier wie anderswo präsentierten Ergebnisse nur als Richtwert, nicht aber als ultimativ-objektive Darstellung der Realität angesehen werden sollten.
Auch dieses Mal scheint es aber trotz der erwähnten Bedenken angebracht, mit „Quadrant Standard“, „Smartbench 2011“, „Linpack for Android“ und „Neocore“ – Achtung: hierbei handelt es sich um einen Qualcomm- und somit um einen direkten Hersteller-Benchmark, was bei der Betrachtung der Ergebnisse mit Blick auf mögliche Optimierungen stets im Hinterkopf behalten werden sollte – vier äußerst beliebte Android-Benchmarks heranzuziehen, um zu ermitteln, wo sich das Flyer im in Sachen „Tablets“ noch nicht sonderlich umfangreichen Testfeld positioniert. Die verfügbaren Konkurrenten, das Acer Iconia Tab A500 sowie das Motorola Xoom werden dazu in eigener Farbe dargestellt.
Die Auswahl der Benchmarks leitet sich wie gewohnt nicht nur von der Beliebtheit, sondern auch von den Schwerpunkten ab: Während Quadrant und Smartbench auf die Gesamt-Performance abzielen und Smartbench die bisher nicht vorhandene Dual-Core-Optimierung von Quadrant ausgleicht, ermittelt Linpack die pure Rechenpower und Neocore zielt auf die 3D-Performance, sodass alle relevanten Aspekte abgedeckt werden. Das Kandidaten-Feld ergibt sich aus praktischen Erwägungen bezüglich der Verfügbarkeit der Geräte und wird sukzessive ausgebaut.
Gemessen wurde gleich nach der ersten Geräte-Einrichtung, wobei aus jeweils fünf Messungen je Benchmark der schnellste Wert in die Wertung einfließt. Nach der Installation der Benchmarks wurde das Gerät neugestartet und für einige Minuten im Idle belassen.
Sieht man einmal von Linpack ab, wo das Flyer überdurchschnittliche gute Werte erreicht, so lässt sich sagen, dass der Testkandidat im Testfeld in der Tendenz hinter den beiden direkten Konkurrenten zurückliegt. Methodisch sauber ist dieser Vergleich aber nicht, da die besagten Konkurrenzgeräte beide auf 10-Zoll-Displays mit einer Auflösung von 1.280 × 800 Pixel und Nvidias Tegra 2 Chipsatz setzen, während das Flyer bei 7 Zoll nur 1.024 × 600 Pixel bedient und zudem auf Qualcomms MSM8255 basiert, der mit einer 1,5 GHz Single-Core-CPU und Adreno-205-GPU arbeitet. Zusammengefasst lässt sich mit Blick auf die Ergebnisse sagen, dass das Flyer bei der RAM-Ausstattung mit 1 GByte zwar gleich aufliegt, in puncto SoC aber schlicht schlechter ausgestattet ist. Hinzu kommt, dass das Gerät noch nicht über Android 3.0 verfügt (dazu gleich mehr), was ebenfalls Auswirkungen auf die Werte haben dürfte.
Trotz dieser Einschränkung lässt sich in der Gesamtschau zu dem Ergebnis kommen, dass sich das Flyer in puncto „Performance“ im mittleren bis oberen Mittelfeld bewegt und somit weder sonderlich positiv noch negativ auffällt. Dies macht sich auch ganz konkret in der Bedienung bemerkbar: Nennenswerte Denkpausen gönnt sich das Flyer nie, die bei Vorserien-Geräten beobachteten Ruckler beim Wechsel zwischen den Homescreens gehören der Vergangenheit an.
Bedingt wird dies zu einem guten Teil auch von der Software. Hier kommt eine angepasste Version von Android 2.3.3 zum Einsatz, wobei HTC zeitnah das zunächst nur für Dual-Core-Geräte zugelassene Honeycomb (3.0) nachliefern will. Wie zeitnah, bleibt aber abzuwarten, da Google mit Honeycomb eine nicht sonderlich Dritt-UI-freundliche Strategie fährt, was mit Blick auf das auf dem Flyer integrierte Sense 3.0 sicher ein gewichtiges Argument für die Entscheidung für die Version 2.3.3 gewesen sein dürfte.
Grundsätzlich lässt sich dazu sagen, dass die derzeitige Übergangssituation es schwierig macht, bezüglich dieser Thematik im Tablet-Kontext eine eindeutige Aussage zu treffen. Sicher, mit Android 3.0 haben die Hersteller prinzipiell Zugriff auf Googles offizielles Tablet-OS, doch ist die Version noch nicht zu hundert Prozent ausgereift und zudem wie erwähnt nicht sonderlich Dritt-UI-freundlich. Aus diesem Grund erscheint es uns nach aktuellem Stand ohne Probleme vertretbar, ein aktuelles Tablet auf Android 2.3.3 basieren zu lassen, zumal dann, wenn es eine glaubwürdige Option auf ein späteres Update gibt und die drübergelegte UI zu dem Besten zu zählen ist, was derzeit zu haben ist.
Bei der täglichen Nutzung haben wir jedenfalls nichts vermisst, auch wenn das Interessante einer neuen Oberfläche hier natürlich nicht vorhanden ist. Denn auch wenn es sich bei Android Gingerbread eigentlich um ein Smartphone-OS handelt, fallen die sichtbaren Anpassungen äußert geringfügig aus. Will heißen: Wer ein Smartphone mit 2.3.3 und Sense kennt, kennt auch die Oberfläche des Flyers bestens.