HTC Flyer im Test: Das Tablet-Debüt mit Stifteingabe

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Sasan Abdi
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Multimedia

Ein starkes Anwendungsszenario von Tablets ist, das Gerät als kleinen aber feinen Multimedia-Begleiter zu verwenden. Bevor auf die in dieser Hinsicht relevanten Punkte eingegangen wird, soll zunächst nochmal ein Wort zum Faktor „Portabilität“ verloren werden. In dieser Hinsicht ist das Flyer grundsätzlich dank der Display-Größe von 7 Zoll und den moderaten Maßen gut aufgestellt. Doch auch hier macht sich, ähnlich wie bei der Bedienung, das vergleichsweise hohe Gewicht (420 Gramm) bemerkbar. Ein brutal-schwerer Ziegelstein ist das Gerät zwar nicht, doch muss sich jeder im Klaren sein, dass für das Flyer noch mehr als für andere Tablets und trotz schicker weißer Kunstleder-Tasche inklusive Magnetverschluss gilt: Ein Rucksack oder eine separate Tasche muss stets mitgeführt werden, solange man das Flyer nicht in der Hand tragen möchte.

Während sich die Begriffe „richtig gute Fotos“ und „Smartphone“ kaum vertragen, gilt leider auch mit dem Flyer, dass sich „richtig gute Fotos“ und „Tablet“ wirklich überhaupt nicht vertragen. Dementsprechend liefert die 5-Megapixel-Kamera des Gerätes selbst bei ordentlichen Lichtverhältnissen Ergebnisse, die sich allenfalls ein „durchschnittlich“ verdienen. Bei abnehmender Helligkeit tendiert die Qualität dann gegen „Schnappschuss“, was auch durch das – zu verschmerzende – Fehlen eines LED-Blitzes bewirkt wird. Die 1,3-Megapixel-Frontkamera steht dem in nichts nach, reicht aber völlig für Videotelefonie und Co. aus. Die Verarbeitungsgeschwindigkeit ist mit rund einer Sekunde akzeptabel.

Flyer-Fotos: Schwache Qualität

Natürlich wirkt sich die Sensor-Qualität auch auf die Videoaufnahme auf. Bei 30 Bildern pro Sekunde lassen sich mit dem Flyer Videos in bis zu 720p aufnehmen. Die verwaschenen und teilweise unscharf wirkenden Ergebnisse kann man als „gerade noch akzeptabel“ bezeichnen; die mitaufgenommene Geräuschkulisse ist dünn. Wer also möglichst gute Kamera-Ergebnisse sucht und dafür trotz aller Einschränkungen ein Tablet sucht, sollte das Flyer meiden.

Flyer-Videoqualität: Kurzes Beispiel

Auch wenn die Oberfläche wie erwähnt weitgehend jener vom Smartphone gleicht, bringt das Flyer doch zwei nennenswerte Neuheiten mit, von der eine allerdings nur theoretisch verfügbar ist. Gemeint sind der auch auf neueren HTC-Smartphones verfügbare Video-on-Demand-Dienst „Watch“ und die Spiele-Plattform „OnLive“. Während OnLive bisher nur in den USA verfügbar ist, kann der geneigte Flyer-Besitzer hierzulande über Watch auf ein bisher noch sehr überschaubares und qualitativ eher durchschnittliches Angebot an (HD-)Filmen und Trailern zugreifen. Neben der Güte der Inhalte ist vor allem das Preisgefüge zu kritisieren: Mit Ausleihen im Bereich der 4 Euro und Kauf-Inhalten für rund 10 Euro ist das Angebot nicht gerade günstig. Ein wirklich fundiertes Urteil zu Watch wird man sich aber erst dann bilden können, wenn der Service sich etabliert hat und etwas länger auf dem Markt ist. Ansonsten gilt in puncto Apps und auch bei Spielen natürlich, dass jederzeit aus dem Marketplace nachgerüstet werden kann. Wie immer ist dabei zu beachten, dass noch nicht das komplette Angebot auf Tablets im Vollbildmodus läuft.

HTC Watch auf dem Flyer
HTC Watch auf dem Flyer

Die Sound-Ausgabe über die integrierten 3,5mm-Klinkenbuchse kann sich hören lassen – jene über die integrierten Speaker aber leider weniger. Zwar sind letztere sinnvoll auf der Rückseite platziert, sodass man sie im Querformat kaum mit den Händen verdecken kann, doch bewegt sich die Qualität auch ohne aufgelegte Hand mit blechernen, dünnen Tönen auf einem nur noch „befriedigenden“ Niveau. Wer sein Tablet also ohne zusätzliche Peripherie als Musik-Abspielstation verwenden möchte, sollte dies im Hinterkopf behalten.

Bei gut 20 GByte frei verfügbarem Speicher, einem ordentlichen Display und einer gängigen Codec-Unterstützung kann das Flyer auch gut als Video-Player dienen, auch wenn echte Enthusiasten aus Komfortgründen zurecht ein 10-Zoll-Gerät vorziehen dürften. Das Abspielen von unterschiedlichen Videos ging ohne Probleme von statten, auch die Wiedergabe von 720p-Inhalten ist möglich und wird nur gelegentlich von kleinen Rucklern gestört. Dabei besteht auch die Möglichkeit, die Inhalte über MHL an ein HDMI-Dritt-Gerät ausgeben zu lassen. Doch auch hier gilt wie beim HTC Sensation und dem Gros der MHL-Konkurrenz: Der entsprechende Adapter wird nicht mitgeliefert und muss bei Bedarf separat zum Preis von derzeit 31,99 Euro erworben werden. Hinzu kommt, dass das Zubehör noch nicht verfügbar ist, sondern nur vorbestellt werden kann. Alternativ können die Inhalte bei entsprechender Unterstützung auch via DLNA gestreamt werden.

Die Ortung über GPS funktioniert zügig und bis auf rund 5 Meter genau. Bezüglich des Surfens im Web ist zu erwähnen, dass beim Flyer die Einschränkung der Konnektivität bei Auflage der Hand auf eine bestimmte Stelle des Gerätes (siehe Abschnitt „Design & Verarbeitung“) eindeutiger ist als beim Sensation. Konkreter lässt sich die Stärke des WLAN-Signals je nach persönlichem Einsatz um bis zu zwei Striche verringern. Praktische Auswirkungen hat dies aber kaum, da dieser „Einsatz“ nicht zur normalen Nutzung gehört, sodass sich nur dann Probleme erwarten lassen, wenn das empfangene WLAN-Signal ohnehin schon sehr schwach ist.

Kommunikation

In Sachen Kommunikation liefert HTC mit dem Flyer ein Gerät, dass sich auf gängigem und somit gutem Niveau bewegt. Mit HSPA arbeitet man mobil mit theoretisch bis zu 14,4 Mbit/s im Download und 5,76 Mbit/s im Upload und auch das schnelle WLAN 802.11 b/g/n sowie Bluetooth 3.0+HS dürfen natürlich nicht fehlen. „HS“ bezeichnet auch in diesem Fall die Unterstützung eines Highspeed-Kanals auf Basis von WLAN, mit dem theoretisch Daten mit bis zu 24 Mbit/s zwischen zwei Geräten ausgetauscht werden können, was insbesondere für die Nutzung im Multimedia-Bereich (Fotos, Musik, Filme etc.) interessant sein kann. Über ein USB-Kabel angeschlossen, kann das Gerät zudem dank Tethering-Unterstützung als UMTS-Modem verwendet werden.

Laufzeiten

Die Laufzeiten gehören auch im Tablet-Bereich zu den wichtigen Betrachtungsperspektiven, denn immerhin soll der potentielle Multimedia-Begleiter ja beispielsweise nicht mitten im Film den Anschluss an eine Steckdose fordern. HTC macht für das Flyer in dieser Hinsicht zumindest auf der Produktseite keinerlei konkreten Angaben; nach gut drei Wochen mit dem Gerät lässt sich aber sagen, dass man es hier mit befriedigendem Durchschnitt zu tun hat.

Genauer hielt der 4.000 mAh Akku des Flyers bei aktiviertem WLAN (Datendienst und Bluetooth deaktiviert, Display-Helligkeit auf „automatisch“) knappe fünf Stunden durch, bevor das Gerät für gut zweieinhalb Stunden geladen werden wollte. In dieser Zeit wurde gesurft und gemailt, Videos und Fotos gemacht, eine gute Stunde Videos in unterschiedlicher Qualität abgespielt und insbesondere mit der Stift-Funktion herumgespielt.

Unterm Strich lässt sich somit sagen, dass das Flyer je nach Anwendungsszenario bei einer moderaten Nutzung zwischen einem und zwei Tagen durchhalten dürfte. Wer ein Tablet tatsächlich nur zum kurzen abendlichen E-Mail- und Nachrichten-Check verwendet, dürfte dagegen eine gute Woche ohne Boxenstopp auskommen.