World of Tanks im Test: Kostenlos, endlos und gut
3/6Nationen-Balance
In den Schlachten wird nicht nach Nationalität der Vehikel getrennt, vielmehr fährt auf jeder Seite ein wildes Gemenge aus amerikanischen, russischen und deutschen Panzern auf. Dies ist auch insofern gut, als dass jede Nation ihre eigenen Vorteile hat, die sie im Zusammenspiel mit den anderen im Optimalfall zum Tragen bringen kann – der Realismus kommt zwar zu kurz, dafür profitiert aber das Balancing.
Im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass die einzelnen Nationen recht gut ausbalanciert sind. So sind russische Panzer aufgrund ihrer Beweglichkeit und ihres hohen Waffenschadens zumeist auf kurze und mittlere Distanzen etwas im Vorteil, müssen jedoch mit einer gröberen Genauigkeit vieler Kanonen mitsamt längerer Nachlade- und Zielerfassungsdauer leben. Amerikanische Panzer sind größtenteils sehr flott, haben leistungsfähige Waffensysteme, müssen aber dafür mit einem sehr verwundbaren Rumpf leben. Können sie diesen aber hinter einer Mauer oder einem Felsen verstecken und ist dann nur mehr ihr Turm mit seiner teilweise als unüberwindbar zu bezeichnende Panzerung sichtbar, so sind sie in der Lage, vorerst relativ ungefährdet in das Schlachtgeschehen einzugreifen.
Deutsche Panzer bestechen wiederum durch ihre präzisen, zügig nachladenden und für eine schnelle Zielerfassung geeigneten Kanonen und durch ihre ein wenig höhere Anzahl an Lebenspunkten. Jedoch empfiehlt es sich sehr, sie aufgrund ihrer meist schlecht abgewinkelten und damit Mangels beschussabweisender Eigenschaften recht durchlässigen Panzerung eher aus der zweiten Reihe bzw. zu defensiven Zwecken einzusetzen, wenn man nicht gerade in einem schwerem Tier-VIII-Panzer oder besser das Schlachtfeld unsicher macht.
Des Öfteren wird das rundere Gesamtpaket, das russische Kampfpanzer in den höheren Tierstufen darstellen, in der Spielerschaft als Übervorteilung der anderen Nationen angesehen. Dies ist bis zu einem gewissen Grade richtig, jedoch wird hier auch gerne übertrieben. Viele, vor allem unerfahrene Spieler scheinen zu erwarten, dass sie mit einem Panzer, ganz gleich, welcher Nation zugehörig, schlicht nach vorne preschen, dort in Rambo-Manier die dort versammelte Gegnerschaft schrottreif schießen und das Ganze auch noch möglichst unbeschadet überstehen können – hier hat man es mit einer schweren Fehleinschätzung zu tun. Derartige Unterfangen sind, eine Grundkompetenz der Gegenseite vorausgesetzt, mit jedem Panzer zum Scheitern verurteilt, denn in „World of Tanks“ kann nur durch eine kooperative Vorgehensweise, bei der jeder Panzer seine Stärken ausspielen kann, ein Sieg erreicht werden.
Da dieses Zusammenspiel im am häufigsten gespielten Modus, dem „Zufalls-Gefecht“, aus diversen Gründen von der Spielerschaft nicht immer bzw. nur von einer Seite ausgeübt wird, entsteht schnell der Eindruck einer gravierenden Einseitigkeit, wenn einige Panzer einer Nation kooperativ vorgehen und dementsprechend erfolgreich sind. Ohne Zweifel sind die kleineren Vorteile wie etwa die durch das Sichtsystem auf maximal 500 m begrenzte Kampfweite – was den russischen Waffen mit ihrer beschränkten Genauigkeit entgegen kommt – und die bessere Wirkung der russischen Waffen bei einem Treffer eine Bevorteilung, zumal die Panzer anderer Nationen zuweilen leicht zu beschädigen sind, aber es ist dennoch keine übertrieben große. Wie man den Erfahrungen von versierteren Spielern entnehmen kann, ist in einem großem Ausmaß eine schlechte, unkoordinierte und unüberlegte Spielweise für das Versagen auf dem Schlachtfeld verantwortlich und nicht die Ausrüstung an sich.
Bei der Artillerie, bei der es vor allem auf den Waffenschwenkbereich, die Zielgenauigkeit, die Zielerfassungsdauer und die Nachladegeschwindigkeit aber auch auf den Schaden und die Beweglichkeit für Stellungswechsel ankommt, ist das Bild jedoch ein anderes. Die deutsche Artillerie ist in diesen Belangen vor allem im Tier V und VI sehr gut aufgestellt und hat somit leichte Vorteile gegenüber ihren Pendants der anderen Nationen. Als Paradebeispiel wäre hier die „Hummel“ oder der „Geschützwagen Panther“ zu nennen (siehe Bild unten).
Im Bereich der Jagdpanzer lässt sich kein Ungleichgewicht feststellen. Deutsche Panzerjäger sind vor allem in den hohen Tierstufen zwar langsam und nur eingeschränkt für Nahkämpfe tauglich, dafür jedoch größtenteils gut gepanzert und schwer bewaffnet. Ihre russischen Gegenstücke haben dagegen noch effektivere Waffen und sind wendiger, was jedoch auf Kosten ihrer Panzerung geht, die auch frontal vergleichsweise einfach zu durchdringen ist. Die amerikanischen Jagdpanzer sind in ihren höheren Stufen wiederum mit einem fast schon monströsen Frontpanzer versehen, der nur schwer zu durchdringen ist und aus dem die wuchtigsten Kanonen des ganzen Spieles herausragen, jedoch bezahlen sie dies mit eingeschränkter Beweglichkeit und einer ausgesprochen schwachen seitlichen und rückwärtigen Panzerung.