HP TouchPad: Ein Nachruft auf Tablets mit webOS

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Sasan Abdi
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Performance & Oberfläche

Das TouchPad bot mit einer 1,2-GHz-Dual-Core-CPU (Qualcomm APQ8060) und einem Gigabyte Arbeitsspeicher auf dem Papier eine Ausstattung, die eine absolut flüssige Bedienung ermöglichen sollte. Diese war auch tatsächlich weitgehend gegeben – allerdings hatte das Gerät immer wieder mit signifikanten Denkpausen zu kämpfen.

Dies galt leider auch für die (vorerst) letzte webOS Version 3.0.2. Diese brachte im Vergleich zur Werksversion (3.0.0) vor allem Performance-Verbesserungen mit sich, die sich tatsächlich effektiv bemerkbar machten. So fielen die besagten Denkpausen in dieser Version seltener und weniger umfangreich an, sodass man das Update unbedingt aufspielen sollte.

Dennoch konnte von einer absolut flüssigen Bedienung nicht die Rede sein. Während manche Vorgänge wie das Surfen im Web wunderbar von der Hand gingen, ruckelten einzelne Anwendungen und Tätigkeit wie das Navigieren durch die unterschiedlichen App-Tabs (siehe unten) immer mal wieder. Und auch die Bootzeit konnte mit satten 38 Sekunden als Hinweis dafür herhalten, dass von einer richtigen Optimierung offenbar noch nicht die Rede sein konnte, denn so viel stand wohl fest: Das Beschriebene war primär auf webOS und nicht auf die verwendete Hardware zurückzuführen.

Benchmarks
  • BrowserMark:
    • Apple iPad 2 (iOS 4.3.5)
      68.989
    • LG Optimus 3D (Android 2.2.2)
      47.639
    • HP TouchPad (webOS 3.0.2)
      36.765
    • Nokia E6 (Smybian Anna)
      20.581
    Einheit: Punkte
  • SunSpider 0.9:
    • Apple iPad 2 (iOS 4.3.5)
      2.106,2
    • HP TouchPad (webOS 3.0.2)
      3.854,7
    • LG Optimus 3D (Android 2.2.2)
      5.187,4
    • Nokia E6 (Smybian Anna)
      9.432,2
    Einheit: Millisekunden

Die Optimierungsprobleme schlugen sich allerdings nur bedingt in plattformübergreifenden Benchmarks nieder. Hier erreichte das TouchPad unter webOS 3.0.2 akzeptable Werte, die allerdings nicht mit denen des iPad 2 mithalten konnten.

Abseits dieser Leistungsperspektive brachte webOS natürlich auch oberflächentechnisch ein ganz eigenes Paradigma mit, weswegen die Plattform im Smartphone-Bereich zurecht stets zu den vielbeachteten Alternativen gehörte. Umso gravierender waren die Performance-Probleme der webOS-Tablet-Version, denn beim Blick auf die Konzeption der Oberfläche entpuppte sich webOS 3.0 als erfrischendes Betriebssystem, das mit einigen eigenen Ideen zu punkten wusste. Grundsätzlich folgten die Verantwortlichen in der Konzeption natürlich überwiegend der Smartphone-Vorlage, sodass sich Palm-Kenner hier sofort zurecht fanden.

Im Mittelpunkt der Bedienung standen dementsprechend grundsätzlich wieder nicht etwa frei modifizierbare Desktops, sondern eine Art Kartensystem, das nach wie vor für Einzigartigkeit sorgte: Jedes Programm, das geöffnet wurde, wurde über eine Karte visualisiert, wobei der Nutzer von links nach rechts und zurück per Fingerwisch durch die Applikationen scrollen und per Berührung die Anwendung der Wahl maximieren konnte. Hatte man sich einmal in diese ungewöhnliche Logik eingefuchst, war die anfängliche Unübersichtlichkeit schnell verflogen: Man glitt förmlich über die Oberfläche, wechselte blitzschnell zwischen den Karten und verwarf jene, die man nicht mehr benötigt.

webOS-Kartensystem auf dem TouchPad
webOS-Kartensystem auf dem TouchPad

Die beispielsweise beim Palm Pre Plus noch relevante Bedienung über den unterhalb des Displays platzierten Gestenbereich fiel dabei aber leider weg: HP verzichtete für das TouchPad auf diese durchaus interessante Funktion, deren Existenz man allerdings vorzüglich diskutieren konnte, da sämtliche Möglichkeiten sich auch direkt über die konventionelle Touch-Eingabe realisieren ließen.

Insgesamt galt für webOS auf dem Tablet dasselbe wie für webOS auf dem Smartphone: Man hatte es mit einer unkonventionellen, gut-strukturierten Oberfläche zu tun, die mit eigenen, guten Ideen zu punkten wusste und sich dadurch angenehm von der Konkurrenz absetzte. Wenn man nach der großen Stärke des TouchPad suchte, hatte man sie an dieser Stelle gefunden. Hatte.