HP TouchPad: Ein Nachruft auf Tablets mit webOS
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Anders als das Gros der Konkurrenz verfügte das TouchPad über keine rückwärtige Kamera. Auch wenn die Aufnahme von Fotos und Videos aufgrund von praktischen Erwägungen, aber auch mit Blick auf die in der Regel eher durchschnittliche Qualität weiterhin nicht zur Kernkompetenz von Tablet-Systemen gehörten, fand sich an dieser Stelle ein nennenswerter Nachteil im Vergleich zur Konkurrenz. Immerhin: Eine 1,3-MP-Frontkamera war vorhanden und konnte – ausschließlich – mit dem in webOS integrierten Skype-Client zwecks Videochat genutzt werden.
Weiter eingeschränkt wurde die Multimedia-Kompetenz des TouchPads durch die fehlende TV-Ausgabe. Dies war insofern in besonderem Maße erwähnenswert, als dass auch der lokale Videogenuss durch die Beschaffenheit des Displays eingeschränkt wurde: Die vergleichsweise geringe maximale Display-Helligkeit machte sich schnell bemerkbar, sodass man sich häufig genötigt sah, einen möglichst dunklen Raum aufzusuchen, um auf dem HP-Gerät beispielsweise YouTube zu durchstöbern. Immerhin: 720p-Videos wurden wunderbar flüssig wiedergegeben und selbst 1.080p-Trailer schluckte das TouchPad weitgehend anstandslos – ein Aspekt, dessen Relevanz aber durch die fehlende externe Ausgabe und die native Auflösung (1.024 x 768 Pixel) eingeschränkt bzw. relativiert wurde.
Bei den Lautsprechern profitierte man vor allem, wenn man das TouchPad im Querformat hielt. Die Soundausgabe konnte sich insgesamt sehr gut hören lassen: Die Lautstärke war hervorragend, der Klang für die Geräteklasse angemessen voll – an dieser Stelle hatte der Testkandidat vielen Konkurrenten wie beispielsweise dem iPad 2 etwas voraus, was allerdings mitunter auch auf die dickere Bauweise zurückzuführen war.
Gleichermaßen lobenswert war der webOS-Browser, der auch im Tablet-Segment eine überwiegend gute Figur abgab. Die gängigen Spielereien wie Pinch-to-Zoom wurden flüssig unterstützt, die Anzeige blieb dabei übersichtlich, scharf und flüssig. Web-Angebote wurden zumeist in der Desktop-Version geladen. Dank Flash-Unterstützung mussten potentielle webOS-Nutzer – anders als iOS-Nutzer – keine weißen Flecken oder Inkompatibilitäten fürchten. Die Wiedergabe bewegte sich dabei – von kleineren Rucklern abgesehen – auf einem ordentlichen Niveau. Ein kleiner Wermutstropfen: Tabs wurden auch vom webOS-Browser nicht unterstützt und die Bedienung erfolgte zumeist über starre Buttons; hier hätten wir uns von den Gesten-affinen webOS-Entwicklern einen stärkeren Fokus auf eine intuitivere Bedienung gewünscht.
Auch das virtuelle Tastatur-Layout im QWERTZ-Format wusste zu gefallen. Dank einer sehr sinnvollen Aufteilung, angenehmen Platzverhältnissen und einer relativ cleveren Auto-Korrektur fand man sich schnell zurecht. Dies wirkte sich auf allerlei Standard-Tätigkeiten positiv aus – vor allem natürlich auf das Schreiben von E-Mails, was in Kombination mit einem gelungenen Client für zufriedene Gesichter sorgte. Hier präsentierte HP eine Anwendung, die Konten von Google Mail, Yahoo und Exchange über ein auch für den soliden Kalender funktionierendes, „Synergy“ genanntes Feature in eine einheitliche Ansicht brachte – eine Interface-Spielerei, die exemplarisch zeigte, welches Potential in webOS steckt.
Abgerundet wurde die Multimedia-Funktionalität durch gängige, gut optimierte Facebook- und Twitter-Apps sowie von Microsofts Bing Maps. Wollte man allerdings darüberhinaus apptechnisch nachrüsten, stieß man schnell an die Grenzen von webOS: Zwar bot HPs App Catalog gerade für Smartphones einige Tausend Apps; im Tablet-Bereich waren es aber nur ein paar Hundert. An dieser Stelle hinkte die Plattform der großen Konkurrenz definitiv hinterher, zumal sich nicht erkennen ließ, dass das Angebot qualitativ herausstach.
Auch im Office-Bereich war das TouchPad leider unterdurchschnittlich ausgestattet. Zwar wurde QuickOffice vorinstalliert, doch ließen sich damit die einschlägigen Dokumente nur öffnen, nicht aber editieren. Dies stellte nicht nur für Office-Jünger einen echten Negativpunkt dar. Angeblich sollte dieses Problem noch im Sommer gelöst werden - davon ist nun nicht mehr auszugehen.
Kommunikation
Bei der Kommunikationsausstattung bewegte sich das TouchPad auf gängigem Niveau; vermissen tat man also nichts, echte Highlights gab es aber genauso wenig zu verbuchen. Dementsprechend bot das Gerät WLAN nach n-Standard sowie Bluetooth 2.1 samt A2DP zur drahtlosen Übertragung von Stereosignalen. Da das Gerät nur in der Wifi-Variante erhältlich war, musste auf eine echte Ortsbestimmung per GPS sowie Datendienste per mobilem Internet verzichtet werden.
Laufzeiten
HP versprach für das TouchPad Laufzeiten von rund acht Stunden beim Surfen im Web – eine Angabe, die hinter denen von so manchem Konkurrenten zurück lag, dabei aber mit etwas Glück unter optimierten Bedingungen tatsächlich erreicht werden konnte.
Ein echter Langläufer war das Gerät aber nicht. Dies wird beim Blick auf das noch übersichtliche Feld der 720p-Dauer-Wiedergabe klar (Helligkeit und Lautstärke wie immer auf Maximum, WLAN an): Das TouchPad kam mit rund dreieinhalb Stunden auf eher enttäuschende Werte.