Nokia E6 im Test: Tastatur-Smartphone mit Symbian „Anna“

 5/6
Patrick Bellmer
61 Kommentare

Im Alltag

Natürlich stellt sich beim E6 als erstes die Frage, wie es sich bei der Textkommunikation schlägt. Denn aufgrund der QWERTZ-Tastatur ist das Smartphone geradezu für den Einsatz als „E-Mail-Maschine“ prädestiniert. Und enttäuscht wird man nicht. Das Tippen mit der guten Tastatur macht eine Menge Spaß und geht nach einer kurzen Eingewöhnungsphase deutlich schneller vonstatten als bei einer virtuellen Tastatur. Aber auch im Vergleich zu Geräten mit einer echten Tastatur im Landscape-Format wie beispielsweise dem E7 sind Texte spürbar schneller getippt. In dunklen Umgebungen profitiert man von der ausreichend guten Beleuchtung der Tasten.

Generell überzeugen die Eingabeoptionen, zu denen auch der Fünf-Wege-Button sowie die vier Schnellstarttasten daneben gehören. Mit diesen wird standardmäßig der Homescreen, der Kalender, der E-Mail-Client oder das Kontaktverzeichnis aufgerufen. Der Nutzer kann jede Taste aber zusätzlich mit einer zweiten Aktion belegen, die dann durch ein langes Halten aufgerufen wird. Voreingestellt sind hier der Taskmanager sowie neue Einträge im Kalender, dem Kontaktverzeichnis sowie das Erstellen einer neuen E-Mail. So hat man ohne langes Navigieren durch die Menüs die wichtigsten Funktionen in „Reichweite“.

Nokia E6: Gute, beleuchtete QWERTZ-Tastatur
Nokia E6: Gute, beleuchtete QWERTZ-Tastatur

Aber auch beim Telefonieren macht das E6 eine durchaus gute Figur. Verbindungsabbrüche konnten im Verlauf des Tests nicht festgestellt werden, der jeweilige Gesprächspartner war in allen Situationen gut zu verstehen, wenn auch etwas dumpf. Dank des zweiten verbauten Mikrofons wird man selbst auch dann verstanden, wenn man sich in einer lauten Umgebung befindet. Allerdings fehlt es hier und da an ein wenig Feinabstimmung, andere Geräte mit dieser Funktion beherrschen das Ausfiltern von Nebengeräuschen etwas besser.

Beim Surfen im Internet macht das Smartphone allerdings keine ganz so gute Figur. Dies liegt in aller erster Linie an dem relativ kleinen Display sowie den Performance-Problemen bei mehr oder weniger umfangreichen Seiten. Hier wird das Scrollen in der Horizontalen oder Vertikalen zu einer mühseligen Angelegenheit. Die Anzeige mit ihren rund zwei Zoll beschränkt den sichtbaren Ausschnitt darüber hinaus doch deutlich, zudem nehmen die beiden eingeblendeten Symbole am unteren Rand des Displays zusätzlichen Raum weg. Ebenfalls störend: Für die Navigation innerhalb des Browsers können die Hardware-Tasten überwiegend nicht genutzt werden, einzig der seit Jahren bekannte Cursor kann hier bewegt werden.

Nokia E6: Anschluss für Headsets und Fernseher, Einschub für Speicherkarten
Nokia E6: Anschluss für Headsets und Fernseher, Einschub für Speicherkarten

Aber nicht nur im Browser fällt die Bedienung zumindest leicht negativ auf. Auch in einigen Menüs setzt Nokia auf eine Mischung aus Tastatur und Touchscreen. Kann beispielsweise zwischen mehreren Optionen gewählt werden, ist die Auswahl mit dem Fünf-Wege-Button möglich, bestätigt werden muss aber via Druck auf das Display. Hier scheint die Integration der Tastatur im Vergleich zum E72 nicht gänzlich gewollt gewesen zu sein.

Besser sieht es da wieder bei den Multimedia-Funktionen aus. Sowohl beim Abspielen von Musik als auch von Videos gibt sich das E6 keine wirkliche Blöße. Zwar sind sowohl das mitgelieferte Stereo-Headset als auch der rückwärtig verbaute Lautsprecher eher weniger für die hochwertige Wiedergabe von Tönen geeignet, allerdings kann man hier problemlos auf andere Geräte ausweichen. Videos mit einer Auflösung von maximal 1.280 × 720 Pixeln können auch auf externen Anzeigen wie beispielsweise einem Fernseher wiedergegeben werden. Allerdings setzt Nokia hierbei nicht auf eine Übertragung via HDMI sondern ein Composite-Kabel, welches auf Seiten des Smartphones den 3,5-Millimeter-Anschluss an der Oberseite nutzt. Dabei muss man aber auf den populären MKV-Container verzichten, unterstützt wird hier lediglich MP4.

Nokia E6: USB-Port mit OTG-Modus
Nokia E6: USB-Port mit OTG-Modus

Sucht man Unterhaltung in Form eines Spiels, so kann man diese unter anderem über den bekannten Ovi Store herunterladen. Hier stehen viele von anderen Plattformen her bekannte Titel zur Auswahl bereits, wobei die Auswahl im Vergleich zu Android und iOS stellenweise deutlich geringer ausfällt. In Sachen Leistung kann das E6 dafür aber mit vielen aktuellen Geräten mithalten, auch wenn dies in einigen Fällen auf eine geringere Qualität der Grafik zurückzuführen ist. Und man muss sich auch darauf einrichten, dass der Akku bereits nach wenigen Stunden wieder geladen werden muss.

Generell gibt es sehr deutliche Unterschiede in der Laufzeit. Während man im „normalen“ Alltag – einige Telefonate pro Tag, Abgleich zweier E-Mail-Konten, einige Minuten Surfen – durchaus drei bis vier Tage mit einer Ladung auskommt, wird man beim Videoschauen auf YouTube via WLAN bereits nach knapp drei Stunden gewarnt.

Ansonsten bietet des E6 zahlreiche bereits von vielen anderen Nokia-Smartphones her bekannte Funktionen. Dazu gehört mit „Ovi Karten“ sicherlich eine der besten Navigationslösungen im Handy-Bereich. Aber auch USB-OTG (On the Go) ist hier möglich, womit direkt auf Inhalte von per USB-Kabel angeschlossenen Geräten zugegriffen werden können. Ärgerlich: Anders als noch in der Vergangenheit liefert Nokia keinen dafür erforderlichen Adapter mit. Ebenfalls nicht vorhanden ist ein FM-Sender, mit dem sich Musik einfach auf einem in Reichweite befindlichen Radio wiedergeben lässt.

In einigen Fällen berichten Besitzer des E6 über einen Konstruktionsfehler. Dieser betrifft die Benachrichtigungs-LED, die unterhalb des Fünf-Wege-Buttons zwischen Tastatur und Display platziert ist. Hier soll teilweise der Abstand zwischen Steuerkreuz und dem mittig darin eingelassenen Schalter zu gering sein. Somit wird das Leuchten nicht wahrgenommen. Beim Testgerät war dieser Fehler zumindest bis zu einem gewissen Grad zu beobachten, nur in dunklen Umgebungen konnte der Lichtschimmer wahrgenommen werden.