IFA 2011

IFA 2011: Revolution und Innovation? Kapitulation!

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Jirko Alex (+3)
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Patrick Bellmer

Im Bereich Mobile Computing heißen die Schlagwörter schon seit Wochen und Monaten Tablet und Ultrabook. Gerade letztere Gerätekategorie war bei zahlreichen Herstellern als Neuheit anzutreffen. Nach einer anfänglichen Skepsis angesichts der Kundenakzeptanz und vor allem der möglichen Preise, ist dies schon eine kleinere Überraschung. Ob nun allerdings Acer, Asus, Lenovo oder Toshiba auf dem Gehäuse steht, die Unterschiede werden zumindest bei der gezeigten ersten Generation der kompakten und leichten Windows-Notebooks nur minimal ausfallen. Letztlich ist das Ultrabook ja auch nur ein hippes neues Vermarktungskonzept der bisher als ULV-/CULV-Produkte bezeichneten speziellen Notebooks – es klingt schlichtweg viel besser als eines dieser grausamen Drei-Buchstaben-Kürzel.

Es bleibt deshalb abzuwarten, was im praktischen Alltag von der Theorie zum Ultrabook übrig bleibt. Denn zu oft klaffen zwischen Anspruch und Realität große Lücken, was nicht zuletzt Acer einmal mehr bewies. Was in der Pressekonferenz noch nahezu anstandslos funktionierte, klappte im Hands-On-Test dann kaum und hinterließ so einen eher enttäuschenden Eindruck. Angesichts des Zeitdrucks der Hersteller – die ersten Ultrabooks sollen noch in diesem Monat auf den Markt kommen – dürfte der Kunde hier vermutlich noch eine Art Beta-Tester sein.

Aber nicht alle Anbieter verschließen vor den Wünschen der Käufer die Augen. Hier und da blitzte ein verstärktes Interesse an den Kundenmeinungen auf. So hat sich etwa Dell bei einem Modell der Vostro-Reihe vom fest verbauten Akku verabschiedet und setzt beim Nachfolger wieder auf einen selbst zu wechselnden Energiespeicher. Das derzeit wohl größte Manko ist aber auch bei fast allen Net-, Note- und Ultrabooks der kommenden Monate anzutreffen: Das spiegelnde Display. Soviel Einfluss scheinen die Vorlieben der Kunden dann doch nicht zu haben. Aber vielleicht hilft das bei Herstellern nicht gern gesehene Nörgeln der Kunden so weit, dass man nächstes Jahr an gleicher Stelle wieder einen Schritt weiter ist.

(Un)heimlicher Star der IFA war jedoch einer, der gar nicht dabei war. Die Rede ist von Apple. Teilweise nicht ohne Grund wurde die Frage gestellt, ob man sich nicht etwas zu sehr an den Produkten des derzeit von vielen stark kritisierten Unternehmens orientiert hat. Dabei geht es aber nicht nur um Tablets, sondern vor allem auch um Notebooks und insbesondere um die Ultrabooks. Hier laufen die Hersteller langsam aber sicher Gefahr, voneinander nicht mehr unterscheidbare Produkte herzustellen und das nur, weil dem ach so innovativen Design des Leitapfels nachgehangen wird.

Abgesehen von den neuen Ultrabooks scheint sich die Branche aber schwer zu tun. Wirkliche Innovationen bei gewöhnlichen Notebooks waren nicht vorhanden, hier scheint eine ganze Branche angesichts der immer weiter wachsenden Tablet-Verkäufe in eine Art Schockstarre verfallen zu sein. Allerdings fehlt es auch von Seiten der Komponentenhersteller an Neuheiten. Weder von AMD oder Intel noch von Nvidia gibt es neue CPUs oder GPUs, die in Richtung Leistung oder Effizienz neue Bestwerte aufstellen könnten.

Ein persönliches Highlight zu benennen, fällt angesichts der fehlenden echten Innovationen daher schwer – wie bei den anderen Redakteuren auch. Es bleibt festzuhalten, dass sich der eine oder andere Bereich deutlich schneller – und teilweise auch mutiger – weiterentwickelt, während andere auf der Strecke bleiben. Und so hat man derzeit beispielsweise eher das Gefühl, dass die tragbaren PCs einen sehr schweren Stand gegenüber Tablets und Smartphones haben werden, die gerade in den günstigeren Segmenten der Notebooks wildern dürften. Was die Zukunft allerdings noch bereithält, sieht man bereits in einem halben Jahr, wenn der ganze Spaß zur Consumer Electronic Show in Las Vegas Anfang Januar wieder von vorne beginnt.

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