Datenschützer kritisieren Facebook-Neuerungen
Datenschützer äußern sich kritisch über die neuen Funktionen von Facebook, die Marc Zuckerberg am Donnerstag auf der Entwicklerkonferenz f8 angekündigt hat. Mit dem Pinnwand-Ersatz „Timeline“ erhalte das Soziale Netzwerk noch tiefere Einblicke in die Privatsphäre der Nutzer.
Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar erklärte gegenüber NDR Info, dass Nutzer mit den neuen Funktionen nochmals Kontrolle über ihre Daten einbüßen. Facebook habe mit den neuen Funktionen zunächst die Absicht, die Datenmenge zu erhöhen, die Nutzer im dem Netzwerk preisgeben. Für den Zugang zum Netzwerk „bezahlen wir kein Geld, sondern wir bezahlen eben mit unseren Daten“, die den Werbekunden des Netzwerkes zugute kommen. Mit Blick auf die geschätzte Börsennotierungen von Facebook hält Caspar das Vorgehen von Facebook für ein erträgliches Geschäftsmodell. Es bestehen erhebliche Defizite bei den Möglichkeiten der Nutzer, die eigenen Daten zu kontrollieren. Das Netzwerk habe noch viele Hausaufgaben beim Datenschutz vor sich, so Caspar.
Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner hat erst vor kurzem in den USA mit Facebook-Vertretern über die Datenschutzfrage gesprochen. Dem Deutschlandradio Kultur sagte sie, über „dieses wichtige Projekt wurde mir nichts gesagt, was nicht in Ordnung ist“. Das Sammeln von Daten bezeichnet Aigner als Grundphilosophie von Facebook und appelliert an die Nutzer, sorgsam mit den Daten umzugehen, die auf dem eigenen Profil veröffentlicht werden. Aufgrund der offenen Rechtslage in Deutschland will Aigner nun auf europäischer Ebene klären, wie der Datenschutz bei Unternehmen reguliert wird, die ihren Sitz in Amerika haben.
Mit den neuen Funktionen soll Facebook von einer sozialen zu einer Medienplattform erweitert werden, indem Distributionsmöglichkeiten für Musik, Filme und Nachrichten integriert werden. Unklar ist allerdings, wann die neuen Funktionen in Deutschland verfügbar sind, da die Rechtslage mit den Partner-Unternehmen hierzulande noch offen ist.