Deus Ex: Human Revolution im Test: SciFi-Thriller auf hohem Niveau

 3/7
Sasan Abdi (+1)
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Missions- & Leveldesign

Linearität im Großen, größte Entscheidungsfreiheit im Kleinen – so kann man den in „Human Revolution“ in puncto Missions- und Leveldesign verfolgten Ansatz zusammenfassen. Dementsprechend folgt die Handlung anhand von zentralen Geschehnissen einem unumgänglich definierten Ablauf, was den Vorteil hat, dass ein interaktiver Kinofilm entsteht. Dafür hat der Spieler aber so gut wie keine Möglichkeiten, den Lauf der Dinge über Verhalten oder Dialoge zu beeinflussen.

Dies geht aber auch in Ordnung, da dafür nicht nur eine konsistente, spannende Story geliefert wird, sondern man die besagte Freiheit immerhin beim Vorgehen zugesprochen bekommt, denn bei „Human Revolution“ gilt: Viele Wege führen nach Rom.

So kann man grundsätzlich stets selbst entscheiden, ob man brachial und gewaltätig oder lautlos und gegebenfalls sogar barmherzig vorgehen möchte: Statt die Gegner immer über einen actiongeladenen Frontangriff aus dem Weg zu räumen, kann man auch den Weg auf leisen Sohlen wählen und die Gegner dabei in einen längeren Schlaf schicken. Dabei wird man sich in der Regel häufiger für die leise Variante entscheiden, da auch „Human Revolution“ wie schon die Vorgänger ein Rambo-Vorgehen sehr schnell mit dem Laden des letzten Spielstands bestraft.

Augmentierungs-Dialog in „Human Revolution
Augmentierungs-Dialog in „Human Revolution

Doch nicht nur dadurch, sondern auch durch die Vergabe der Erfahrungspunkte (EP) wird der Spieler zum sanftmütigen Schleichen animiert: Wer Gegner lautlos bewusstlos schlägt, erhält mehr EP als für den auffälligen Einsatz von tödlichen Waffen; wer eine Aufgabe komplett unentdeckt meistert, erhält sogar einen Bonus.

Dadurch gestaltet sich „Human Revolution“ durchaus eher als Schleich- denn als Action-Shooter und ähnelt damit mehr dem ersten als dem zweiten „Deus Ex“-Teil. Ein solcher Schwerpunkt dürfte manchem Action-Liebhaber sauer aufstoßen; wir würden die Gestaltung jedoch als gelungen und sinnvoll bezeichnen. Allerdings hätten wir uns in dieser Hinsicht ein paar mehr Features gewünscht: Das Schleichen funktioniert zwar einwandfrei, doch wäre es gerade für beieinanderstehende Gegner vorteilhaft gewesen, wenn man diese von einer Gruppe weglocken könnte (man denke an das Klopfen an die Wand in „Metal Gear Solid“).

„Human Revolution“: Einblick in die ersten Minuten

Allerdings bezieht sich die besagte Freiheit nicht nur auf den Umgang mit Gegnern. Bedingt durch die bionische Thematik und Jensens Augmentierungshintergrund ist es den Entwicklern möglich, den Protagonisten mit einigen Spezialfähigkeiten auszustatten, die wiederum Rückwirkungen auf die Spielmechanik haben.

Über Erfahrpungspunkte oder mit Credits gekaufte Kits lassen sich diese Fähigkeiten im Verlauf des Spiels immer weiter freischalten, wobei der Spieler selbst entscheiden kann, in welche er investiert. Die Fähigkeiten sind dabei aber nicht Selbstzweck, sondern beeinflussen effektiv die Möglichkeiten, die man beim Vorankommen hat: Durch eine hohe Stufe bei der Fähigkeiten „Hacken“ kriegt man beispielsweise mehr Türen auf; durch ein Kraft-Upgrade schiebt man schwerste Gegenstände kinderleicht zur Seite; durch eine soziale Funktion kann man andere Charaktere besser einschätzen und so vergleichsweise einfach zu bestimmten Orten oder an Informationen gelangen.

Auf diesem Wege sind viele der Spezialfähigkeiten direkt mit dem Missionsdesign verknüpft. Ein Beispiel: In einer der ersten Missionen soll man in die Leichenkammer der Detroiter Polizeistation gelangen. Dazu kann man entweder durch einen klug geführten Dialog den Polizisten hinter der Trese zur Kooperation bewegen oder man schiebt sich dank Muskel-Upgrade in einer Seitengasse schwere Mülltonnen zusammen und klettert über einen Zaun. Löblich: Verfügt man nicht über die dazu notwendigen Talente, gibt es stets einen alternativen, aber zumeist längeren Weg zum Ziel (in diesem Fall führt dieser z.B. durch die Kanalisation).

Über eine Augmentierung zur Sozial-Kompetenz erhält man mit Glück einen Vorteil
Über eine Augmentierung zur Sozial-Kompetenz erhält man mit Glück einen Vorteil

Die mit den Fähigkeiten verbundenen Möglichkeiten sind also wirklich umfassend. Dies gilt allein schon für das Hacken: Mit steigendem Kompetenzgrad kommt man auf diesem Wege nicht nur an Informationen und Gegenstände, sondern setzt Kameras außer Gefecht oder übernimmt gar Geschütztürme, um diese gegen ihre eigentlichen Herren einzusetzen. Allein hieran lässt sich erkennen, wie vielfältig die Optionen sind, mit denen man in „Human Revolution“ von A nach B gelangen kann.

Bei der Missionsaufteilung geht man konventionelle Wege. Neben festen Hauptmissionen kann man sich auch immer wieder auf Nebenmissionen einlassen, die in der Regel auf die eine oder andere Weise mit der Handlung verbunden sind, sodass man auch durch das Absolvieren der Nebenmissionen ein immer umfassenderes Bild der HR-Welt gewinnt. Dabei trifft man immer wieder auf andere Charaktere, was der Atmosphäre auch dank der guten Dialoge zuträglich ist. Die Möglichkeiten in der Konversation beschränken sich aber auf Details: Schätzt man sein Gegenüber richtig ein, kann man Informationen oder einen erleichterten Zugang zu bestimmten Örtlichkeiten erhalten; einen effektiven Einfluss auf den Fortlauf der Handlung hat man aber wie angedeutet nicht.

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