HTC Evo 3D im Test: Auch Taiwan kann Smartphones mit 3D
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Das Feature, mit dem sich das Evo 3D von der überwiegenden Konkurrenz absetzen möchte, ist natürlich die 3D-Funktionalität. Neben dem bereits besprochenen Display spielt dabei vor allem die auf der Rückseite platzierte, auffällige Doppel-Linse eine entscheidende Rolle. Über diese können Fotos in 2D mit bis zu fünf und 3D-Material mit bis zu zwei Megapixeln aufgenommen werden. Videos können dagegen grundsätzlich nur in 720p aufgenommen werden. Zwischen den Dimensionen gewechselt wird dabei über den bereits erwähnten Schieberegler an der rechten Seite – was beim Design eher stört, verbessert also wieder einmal den Nutzerkomfort.
Die 2D-Foto-Ergebnisse bewegen sich auf gängigem Smartphone-Niveau. Meisterwerke darf man dementsprechend nicht erwarten; bei ordentlichen Lichtverhältnissen reicht es allerdings für Qualitäten, die die meisten Nutzeransprüche an den mobilen Begleiter locker befriedigen dürften. Sobald keine idealen Ausleuchtungsverhältnisse mehr gegeben sind, hat auch das Evo 3D erwartungsgemäß zu kämpfen: Bildrauschen und Unschärfen sorgen dann trotz ordentlichem Doppel-LED-Blitz für Fotos auf Schnappschuss-Niveau.
Sobald man den Schieberegler auf 3D stellt, wird innerhalb eines Augenblicks die zweite Kamera aktiviert. Für folgende Aufnahmen wird die Auflösung halbiert, da nun zur Erzeugung des 3D-Effekts zwei Bilder aufgenommen werden müssen. Je nach Vorhaben findet sich hier durchaus ein Kritikpunkt, da Fotos – genauso wie Videos – die maximale Auflösung von 3D-Fernsehern nicht ausreizen. Allerdings findet sich dieser Punkt auch beim Optimus 3D, auch wenn dieses 2D-Videos immerhin in 1.080p aufnehmen kann. Vor allem aus diesem Grund gilt es festzuhalten, dass die Wiedergabe der aufgenommenen 3D-Inhalte sich genauso wie beim Optimus 3D vornehmlich auf das Smartphone-Display konzentriert, da die Ergebnisse auf einem entsprechenden Fernseher technisch bedingt qualitativ (und unabhängig von den Fähigkeiten des Nutzers) nicht mit anderen 3D-Inhalten mithalten können.
Für 2D- und 3D-Videoaufnahmen gilt dasselbe wie bei der Foto-Qualität: Sie kann sich im Smartphone-Segment ohne weiteres sehen lassen. Während 2D konventionell ansehnlich gelingen, lassen sich mit etwas Geduld – allerdings nur im Querformat – richtig gute 3D-Videos für den Evo-Bildschirm erstellen. Dies setzt allerdings zwei Dinge voraus: Ein gutes, maximal statisches Motiv sowie eine ruhige Hand. Das kurze Video unterhalb ist dafür kein ideales Beispiel, zeigt aber, in welche Richtung es gehen kann. Übrigens: Zoomen ist bei der 3D-Aufnahme nicht möglich und der Akku muss über 15 Prozent verfügen, da der Wechsel auf 3D ansonsten streikt.
Videoqualität: Kurzes 3D-Beispiel
An dieser Stelle müssen noch ein paar weitere Worte zur 3D-Funktionalität des Testkandidaten verloren werden. Denn abseits der Aufnahme von entsprechendem Material stellt sich im Multimedia-Kontext die Frage, inwieweit sich das Feature überhaupt einsetzen lässt. Während man bei LGs Optimus Speed förmlich spüren kann, dass sich die Verantwortlichen in dieser Hinsicht durchaus Gedanken gemacht haben, lässt HTC den Nutzer in dieser Hinsicht leider im Regen stehen: Von einigen Dritt-Anwendungen wie Spielen abgesehen, besteht die von HTC bereitgestellte 3D-Funktionalität überwiegend darin, dass das neue Evo Fotos und Videos in 3D aufnehmen kann. Darüberhinaus liefert HTC allerdings keine effektiven Nutzungsmöglichkeiten. Dementsprechend unterstützt die Sense UI an keiner Stelle die 3D-Funktion und selbst Kleinigkeiten wie Beispielvideos werden nicht mitgeliefert. Hier gefällt LGs Ansatz der zentralen Bündelung der – ebenfalls eher schmalen, aber immerhin vorhandenen Möglichkeiten – samt UI-3D-Unterstützung doch deutlich besser.
Auch bei der Ausgabe auf dritte Geräte gleicht das Evo 3D dem Sensation. Denn auch hier kann man sowohl auf DLNA, als auch auf die HDMI-Ausgabe via MHL-micro-USB-Schnittstelle zurückgreifen. Einen entsprechenden Fernseher vorausgesetzt, können so auch die aufgenommenen 3D-Inhalte wiedergegeben werden. HTC wählt also auch hier wie Konkurrent Samsung die fortschrittlichere, aber längst nicht etabliertere Methode, während LG konventionell aber sehr solide auf eine separate micro-HDMI-Schnittstelle setzt. Der Haken bei diesem Vorgehen ist mittlerweile gemeinhin bekannt: Der entsprechende Adapter wird nicht mitgeliefert und muss dementsprechend bei Bedarf separat zum Preis von derzeit 31,99 Euro erworben werden. Hinzu kommt, dass das Zubehör noch immer nicht verfügbar ist, sondern nur vorbestellt werden kann.
Wer auf seinem Smartphone Videos anschauen möchte, macht mit dem Evo 3D auch über das selbstaufgenommene Material einen soliden Fang. Die 720p-Wiedergabe läuft absolut flüssig, das Bild wirkt angenehm klar und dank des guten Displays auch sehr hell, sodass dem Videogenuss selbst im Freien nichts im Wege steht. Natürlich kann das Gerät über die 3,5mm-Klinkenbuchse auch als MP3-Player genutzt werden; die Ausgabequalität über die integrierten Boxen bewegt sich im Smartphone-Bereich auf hohem Niveau auch wenn all jene, die einen ganzen Raum effektiv beschallen möchten sich wieder einmal über die nicht ausreichende Lautstärke beschweren dürften.
Beim Surfen im Web gilt prinzipiell dasselbe, wie bei der sonstigen Dual-Core-Konkurrenz: Flüssiger lässt sich derzeit kaum auf einem Smartphone durch die Weiten des Internets navigieren. Dies gilt auch für die Ladezeiten: Webseiten wie die Mobi-Variante von ComputerBase werden in rund zwei Sekunden komplett dargestellt. Hinzu kommt die Unterstützung von echtem Flash und ein von der Display-Größe herrührender hoher Komfortfaktor, sodass in dieser Hinsicht keinerlei Wünsche offen bleiben.
Kommunikation
Auch bei der Ausstattung in puncto Kommunikation ähnelt das Evo 3D dem Sensation: Mit HSPA arbeitet man mobil mit theoretisch bis zu 14,4 Mbit/s im Download und 5,76 Mbit/s im Upload und auch das schnelle WLAN 802.11 b/g/n sowie Bluetooth 3.0+HS dürfen natürlich nicht fehlen. „HS“ bezeichnet auch in diesem Fall die Unterstützung eines Highspeed-Kanals auf Basis von WLAN, mit dem theoretisch Daten mit bis zu 24 Mbit/s zwischen zwei Geräten ausgetauscht werden können, was insbesondere für die Nutzung im Multimedia-Bereich (Fotos, Musik, Filme etc.) interessant sein kann.
Laufzeiten
HTC verspricht für das Evo 3D Gesprächszeiten von über sieben Stunden – ein eher hoher Wert, der auch auf den vergleichsweise großen 1.730-mAh-Akku zurück zu führen ist. In der Realität setzt sich das Gerät aber nicht eindeutig von der Konkurrenz ab: Der Testkandidat hält bei einer moderaten Nutzung knapp anderthalb Werktage durch, sodass man hier gegenwärtigen Durchschnitt geliefert bekommt. Insbesondere die Aufnahme von 3D-Fotos bzw. -Videos zieht kräftig: Wer sich einer halben Stunde dieser Funktionalität widmet, kann förmlich zusehen, wie sich der Ladebalken stetig leert.
Auch bei den von uns ermittelten Akku-Laufzeiten gilt, dass diese nur als Richtwert angesehen werden sollten. Zudem darf nicht vergessen werden, dass sich die hier präsentierten Geräte teils deutlich unterscheiden. Ob bei der Größe und Helligkeit des Displays oder bei der Größe des Akkus: Es handelt sich um heterogenes Testfeld, sodass eine direkte Vergleichbarkeit nur selten möglich ist.
Zur Methode: Die Werte wurden bei maximaler Display-Helligkeit und aktiviertem WLAN ermittelt. Bluetooth und GPS waren deaktiviert. Sofern das Gerät über 3G verfügte (Smartphones, Tablets in der 3G-Version), war die entsprechende Verbindung aktiviert.
Setzt man die Gesprächszeit mit der Dauerwiedergabe von 720p-Material gleich, so kann man beim Blick auf das noch übersichtliche Testfeld feststellen, dass HTC offenbar passabel gemessen hat: Das Evo 3D läuft in dieser Disziplin ordentliche, aber nicht bahnbrechende sieben Stunden.