Red Orchestra 2: Heroes of Stalingrad im Test: Sackschwer und teuer
4/5Technische Umsetzung
Die Steuerung funktioniert für einen Shooter überwiegend klassisch über die WASD-Tasten und die Maus. Ein explizit beworbenes „Coversystem“ zeigt dabei stets an, inwieweit man in der aktuellen Stellung geschützt ist. Hierbei handelt es sich allerdings um ein nur mäßig relevantes Feature, da die meisten Spieler sich darüber im klaren sein dürften, dass man hinter dicken Sandsäcken sicherer ist als in einem hölzernen Verschlag. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das System in der Ausführung, da es erlaubt, sich über die STRG-Taste (Standardbelegung) an Strukturen wie Wände zu werfen, um dann über die rechte Maustaste und die Richtungstaste um die Ecke zu lugen. Dies funktioniert zumeist gut, ist manchmal aber durchaus hakelig, was gerade in den ersten Stunden für den ein oder anderen Tod sorgen kann.
Rein technisch betrachtet muss leider festgehalten werden, dass RO 2 auch nach einem ersten großen Patch vom 15. September noch immer mit einigen handfesten Bugs zu kämpfen hat. So ist zwar ein Problem mit dem „Aufleveln“ im Rangsystem weitgehend gelöst (die Stats spinnen aber immer noch), doch werden beispielsweise noch immer keine Server im Browser des Spiels angezeigt, wenn man einmal einem Spiel beigetreten ist. Um also zum zweiten Mal auf einen Server zu gelangen, muss das Spiel zunächst komplett geschlossen werden (Stand: 17. September).
Auch in Sachen Sound- und Sprachumsetzung hat man zu kämpfen. Wir haben die englische Steam-Version des Spiels getestet. Auf die deutsche Ausgabe lässt sich dabei aber nicht wechseln, da dies mit dem Fehler „Failed to find defauft engine.ini file to retrieve My Documents subdirectory to use. Force quitting.“ quittiert wird. Im Netz kursieren immerhin schon manche Workarounds, von denen einige allerdings zu einem Sprachenmischmasch führen.
Zur deutschen Sprachausgabe können wir also keine Angaben machen – die englische geht aber soweit in Ordnung. Musikalisch kommt passenderweise stets ein tragisch-depressives Streichensemble zum Einsatz; die Einheitensprecher machen einen befriedigenden Job, wobei ein klein wenig mehr Varianz gut getan hätte. In jedem Fall gilt: Wahrscheinlich wirken die deutschen Soldaten in der lokalisierten Version authentischer – und machen mit ihrem gewohnt schrillen Geschrei (woher stammt eigentlich dieses Klischee?) zudem eine Unterscheidung auf dem Schlachtfeld einfacher.
Grafisch ist das auf der Unreal 3 Engine basierende „Red Orchestra 2“ kaum der Rede wert. Die visuelle Präsentation bewegt sich gerade noch so auf aktuellem Niveau, denn auch wenn hier und da ansehnliches Lichteffekte für einen kurzen „Aha“-Moment sorgen: Die Karten sind zwar strukturell mit Liebe zum Detail konzipiert, optisch wirken sie aber gerade in dunkleren Bereichen eher trist und auch nachladende Umgebungsgegenstände (Bäume, Sandsäcke, etc.) sorgen nicht gerade für Euphorie.
Dies schränkt die Spielatmosphäre in diesem Fall aber überraschenderweise kaum ein, sodass wir die nur durchschnittliche Umsetzung in dieser Hinsicht verzeihen. Allerdings hat man auch hier neben unschönen Aspekten wie Clippingfehlern (man versinkt gerne mal im Boden wenn man im Liegen nachlädt) mit einer nicht perfekten Optimierung zu kämpfen: Trotz moderater Systemanforderungen läuft das Spiel auf unserem praxisnahen Testsystem in einer Auflösung von 1680 x 1050 und bei sehr hohen Details mit extrem unsteten Bilderraten, die je nach Umgebung zwischen gerade noch spielbaren 30 und über 100 schwanken. RO 2 wird dadurch nicht unspielbar, in manch fordernden Situation – viele Feuerquellen, Rauch und offenes Feld – nerven die langsamen, aber merklichen FPS-Einbrüche aber durchaus, was auf eine baldige Verbesserung hoffen lässt. Das Verhältnis von grafischer Qualität – eher durchschnittlich – und Bilderraten – zumindest problematisch – ist also unausgewogen.
Hinzu kommt, dass unser Testsystem auf RO 2 gerade beim Panzerfahren allergisch reagierte: Hier mussten einige (nicht reproduzierbare) Crash-to-Desktop verzeichnet werden.
Immerhin geben die Pingzeiten und die grundsätzliche Performance beim Spielaufbau bzw. -ablauf keinerlei Anlass zur Kritik. Das Beitreten geht flüssig von der Hand, was auch den vielen verfügbaren Servern samt ordentlichen Pings geschuldet ist.
Gratis Download-Inhalte
Auch wenn die technische Umsetzung in mancher Hinsicht handfeste Gründe zur Kritik gibt, ist davon auszugehen, dass man bei Tripwire für lange Zeit einige Ressourcen in „Red Orchestra 2“ investieren wird, sodass die berechtigte Hoffnung existiert, dass mancher gegenwärtige Bug über kurz oder lang – und eventuell schon zum offiziellen Deutschlandstart – ausgemerzt sein wird.
Doch auch darüber hinaus dürfen sich Freunde des Spiels auf einigen Support durch die Entwickler, die maßgeblich mit dem Projekt „Red Orchestra“ zusammenhängen, freuen. Anders als bei vielen Konkurrenten will man bei Tripwire nach und nach neue Download-Inhalte anbieten – und zwar kostenlos. Dementsprechend sollen in den nächsten Monaten neue Waffen, ein Koop-Modus, eine Mehrspieler-Kampagne und zwei neue Panzer verfügbar gemacht werden, was das Spielerlebnis sinnvoll erweitern dürfte und den Wert von RO 2 damit erhöht.