Festplattenpreise steigen rasant

Michael Günsch
536 Kommentare

Aufgrund der Flutkatastrophe in Thailand mussten diverse Fabriken der Festplattenindustrie und ihrer Zulieferer ihre Produktion einstellen, wie wir bereits berichteten. Die Preise entsprechender Massenspeicher zogen in den letzten Tagen teils drastisch an, wobei vor allem die gestiegene Nachfrage als Ursache zu sehen ist.

Die beiden in unserer letzten News als Beispiel ausgewählten Festplatten legten inzwischen noch einmal rund 10 Prozent (Samsung EcoGreen F4 2000GB, jetzt ab 65 Euro) respektive sogar über 20 Prozent (Western Digital Caviar Green 2000GB, jetzt ab 75 Euro) im Preis zu. Auch bei den 3-TB-Modellen zeigt sich ein ähnliches Bild: Das Modell Hitachi Deskstar 5K3000 wurde am Wochenende noch für 128 Euro angepriesen, aktuell liegt der günstigste Preis bei 155 Euro, lieferbar ist sie sogar erst ab 175 Euro. Etwas weniger drastisch fällt die Preisentwicklung bei der Seagate Barracuda XT 7200.12 mit 3 TB aus: Innerhalb einer Woche verteuerte sie sich von rund 158 Euro auf nun 170 Euro.

Beispiel für die aktuelle Preisentwicklung bei HDDs
Beispiel für die aktuelle Preisentwicklung bei HDDs

Die Flut in Thailand traf ansässige Unternehmen hart. Vor allem Western Digital (WD) und Hitachi mit direkt betroffenen Fabriken sowie Seagate erwarten durch Produktionsausfälle massive Einbrüche im vierten Quartal. Wie speicherguide.de berichtet, wird WD voraussichtlich für mindestens ein Quartal auf eine Produktionsmenge von 32 Millionen Festplatten verzichten müssen. Auch bei der Festplattensparte des Elektronikriesens Hitachi werde es vermutlich erhebliche Produktionsausfälle geben.

Bei Seagate sehe die Lage weniger dramatisch aus, da die thailändische HDD-Fabrik des Konzerns außerhalb des Flutgebiets liege, jedoch sollen Engpässe bei betroffenen Zulieferern die Fertigung ebenfalls beeinträchtigen. Seagates CEO Steve Luczo sprach von einem angepeilten Fertigungsvolumen von 40 bis 50 Millionen Laufwerken im aktuellen vierten Quartal, womit man voraussichtlich unterhalb der 50,7 Millionen Stück im dritten Quartal liegen wird. Seagate sehe aber „gute Chancen, dass man die durch die Flut ausgelösten Fertigungsprobleme evtl. zum Jahreswechsel behoben haben könnte.“. Bereits im ersten Quartal des Jahres 2012 wolle man die Produktionskapazität auf 60 Millionen Festplatten erhöhen, wobei insbesondere die durch die kürzlich genehmigte Übernahme von Samsungs HDD-Sparte gewonnenen Kapazitäten zu berücksichtigen sind.

Wie Xbitlabs berichtet, sind auch Industriegiganten wie Apple, Dell und Intel aufgrund der aktuellen Situation besorgt, aber dennoch relativ optimistisch. Demnach gehe Intel davon aus, dass es noch Vorräte sowie bislang unangetastete Quellen gebe um die PC-Industrie weiterhin zu versorgen. Auch die Reaktionen auf durch das März-Erdbeben in Japan aufgetretene Engpässe hätten gezeigt, wie belastbar die Versorgungskette im PC-Sektor sei. Apple sei aufgrund der Berichte von WD und Seagate besorgt und erwarte entsprechende Engpässe bei Festplatten, die auch Auswirkungen auf das eigene Mac-Geschäft haben könnten. Dell sehe für das aktuelle Geschäftsquartal zunächst nur geringe Beeinträchtigungen des eigenen PC-Geschäfts. Was darüber hinaus zu erwarten wäre, sei aber nicht gesagt worden.

In einem aktuellen Bericht von speicherguide.de ist davon die Rede, dass die Hersteller versuchen, die HDD-Produktion an anderen Standorten aufzustocken, doch eine über Monate andauernde Verknappung der Geräte sei gewiss. Allerdings gebe es „hinter vorgehaltener Hand“ Hinweise, dass derzeit im Großhandel noch (ausreichend) Ware vorhanden sei. So sollen Samsung-Festplatten „in hoher fünfstelliger Zahl auf Lager liegen“. Jedoch „würden diese zurückgehalten und nur sehr selektiv zu hohen Preisen abgegeben“. Es werde aber eine baldige Verbesserung der Lage erwartet, da Kunden nicht bereit seien, jeden Preis für Festplatten zu zahlen und mit nachlassender Nachfrage auch die Preise sinken würden.

Eben diese hohe Nachfrage, bedingt durch die Angst vor noch höheren Preisen, führt zu den eingangs beschriebenen Preissteigerungen von zum Teil deutlich mehr als 20 Prozent.

Wir danken unseren Lesern
für die diversen Hinweise!

🎅 Letzte Chance! Nur noch heute läft das große Nikolaus-Rätsel 2024. Zu gewinnen gibt es zwei (!) High-End-PCs.
  536 Kommentare
Themen:
  • Michael Günsch E-Mail
    … schreibt seit 2009 über PC-Hardware wie Grafikkarten, Monitore und SSDs sowie über Forschung, Spiele und Wirtschaft.
Quelle: Diverse

Ergänzungen aus der Community

  • maksim 26.10.2011 16:10
    @Magicnorris

    Da kein Mensch weiß, wie lange es dauert bis die nördlich von Bangkok gelegenen Produktionsstätten trocken und die Schäden behoben sind wird eine Prognose schwierig.

    Premierministerin Yinglak sprach von 4 bis 6 Wochen für Bangkok, betont aber immer wieder, daß weder sie noch irgendein 'Experte' das vorhersagen kann.

    Durch die extrem hohen Monsumregen ist der Wasserspiegel des Meeres derart angestiegen, daß der Abfluß der Wassermassen sich verzögert.

    Dazu kommen die Regenfälle, so hat es heute im Osten Bangkoks schon wieder geregnet und mit regnen meine ich nicht so ein heftiges Gewitter wie in Zentraleuropa - wer einmal einen Monsumregen erlebt hat weiß wovon ich rede.

    Da in Südostasien im Dezember die Trockenzeit und Hitze anfangen sollte, dürfte spätestens dann der Meerwasserspiegel im Golf von Thailand sinken und die Wassermassen Richtung Süden ablaufen.

    Könnte also schlimmstenfalls erst Anfang nächsten Jahres mit der Produktion losgehen.

    Möglicherweise wird zuvor aber eine der beiden Produktionsanlagen von Seagate überflutet.

    _________________________

    Ich hatte in einem der geschlossenen Beiträgen die Chronologie mal zusammengetragen:

    Monatelange sehr heftige Monsumregen haben den Meereswasserspiegel im Golf von Thailand derart ansteigen lassen, daß die täglich ankommenden 550 Mio m3 Wasser kaum noch abfließen können; im Gegenteil der durch die Niederschläge erhöhte Meereswasserspiegel drückt nun Wassermassen vom Golf her ins Landesinnere in die tiefergelegenen Gebiete südlich von Bangkok.

    Dadurch wird aber der Abfluß der zusätzlichen angestauten Wassermassen aus dem Norden und Nordosten weiter verzögert, im schlimmsten Fall noch über eine sehr lange Zeit, mittlerweile ist von Monaten die Rede.

    Dabei sind die Ausmaße der Flut kaum vorstellbar:

    Allein die letzten Wochen waren 16 Mrd. m3 in Richtung Hauptsatdt geflossen, aus Nakhon Sawan werden nun weitere 6 Mrd m3 erwartet, 6 Mrd m3 auch aus der Richtung Ayutthayas und aus den angrenzenden Provinzen um Nonthaburi weitere 2 Mrd m3.


    Die WD Produktion im Gewerbepark Bang Pa-in, Ayutthaya, nördlich von Bangkok ist vor elf Tagen, am 13.Okt. überflutet worden, die 37.000 Arbeiter arbeitslos. Mittlerweile ist das Wasser in diese Anlage eingedrungen und hat Schäden an der Produktionsanlage verursacht.

    Vier Tage später wurde der etwas südlich davon gelegene zweite Produktionsstandort von WD im Navanakorn Industrial Park stillgelegt.

    Seagates Produktionsstätten in Samut Prakan, südlich von Bangkok, zwischen dem Golf von Thailand und der ‚Stadt der Engel,‘ sowie in Nakhon Ratchasima, im Nordosten Richtung Zentralthailand, gelegen, hatten bislang mehr Glück und sind von der Flut direkt verschont geblieben, da aber viele Zulieferer betroffen sind ist laut Seagate mit einem Preisanstieg von 5 bis 10 % zu rechnen. (1)

    Seagate rechnet, bedingt durch den 60%igen Produktionsausfalls WDs, im vierten Quartal mit einer Verdoppelung seiner Auslieferung gegenüber WD. Offenbar wird es 4 bis 6 Monate dauern, bis die Produktion bei WD den Stand von vor der Flutkatastrophe erreicht. (2)

    Vor welch einer katastrophalen Situation Bangkok, stellvertretend für ganz Thailand, steht kann man ermessen, wenn man die Übersichtskarte der Überflutungsgebiete der Region um Bangkok auf der heutigen Onlineausgabe der Bangkok Post betrachtet. (3)

    ___________________________________

    (1) In dem Artikel „Deutschland bekommt die ersten Auswirkungen des Hochwassers zu spüren“ ist auch ein Bild des überfluteten Gewerbeparks Bang Pa-ins.

    "http://www.thailandtip.net/index.php?id=nachrichten&tx_ttnews[tt_news]=6836&tx_ttnews[backPid]=2&cHash=edd3ba7d7321d888da2552df2531df56"

    (2) Zum Preisanstieg Seagates und den Folgen der Flut :

    http://www.digitimes.com/NewsShow/Ne...uery=THAILAND+

    http://www.digitimes.com/NewsShow/Ne...uery=THAILAND+

    (3) http://www.bangkokpost.com/