Festplattenpreise steigen rasant
Aufgrund der Flutkatastrophe in Thailand mussten diverse Fabriken der Festplattenindustrie und ihrer Zulieferer ihre Produktion einstellen, wie wir bereits berichteten. Die Preise entsprechender Massenspeicher zogen in den letzten Tagen teils drastisch an, wobei vor allem die gestiegene Nachfrage als Ursache zu sehen ist.
Die beiden in unserer letzten News als Beispiel ausgewählten Festplatten legten inzwischen noch einmal rund 10 Prozent (Samsung EcoGreen F4 2000GB, jetzt ab 65 Euro) respektive sogar über 20 Prozent (Western Digital Caviar Green 2000GB, jetzt ab 75 Euro) im Preis zu. Auch bei den 3-TB-Modellen zeigt sich ein ähnliches Bild: Das Modell Hitachi Deskstar 5K3000 wurde am Wochenende noch für 128 Euro angepriesen, aktuell liegt der günstigste Preis bei 155 Euro, lieferbar ist sie sogar erst ab 175 Euro. Etwas weniger drastisch fällt die Preisentwicklung bei der Seagate Barracuda XT 7200.12 mit 3 TB aus: Innerhalb einer Woche verteuerte sie sich von rund 158 Euro auf nun 170 Euro.
Die Flut in Thailand traf ansässige Unternehmen hart. Vor allem Western Digital (WD) und Hitachi mit direkt betroffenen Fabriken sowie Seagate erwarten durch Produktionsausfälle massive Einbrüche im vierten Quartal. Wie speicherguide.de berichtet, wird WD voraussichtlich für mindestens ein Quartal auf eine Produktionsmenge von 32 Millionen Festplatten verzichten müssen. Auch bei der Festplattensparte des Elektronikriesens Hitachi werde es vermutlich erhebliche Produktionsausfälle geben.
Bei Seagate sehe die Lage weniger dramatisch aus, da die thailändische HDD-Fabrik des Konzerns außerhalb des Flutgebiets liege, jedoch sollen Engpässe bei betroffenen Zulieferern die Fertigung ebenfalls beeinträchtigen. Seagates CEO Steve Luczo sprach von einem angepeilten Fertigungsvolumen von 40 bis 50 Millionen Laufwerken im aktuellen vierten Quartal, womit man voraussichtlich unterhalb der 50,7 Millionen Stück im dritten Quartal liegen wird. Seagate sehe aber „gute Chancen, dass man die durch die Flut ausgelösten Fertigungsprobleme evtl. zum Jahreswechsel behoben haben könnte.“. Bereits im ersten Quartal des Jahres 2012 wolle man die Produktionskapazität auf 60 Millionen Festplatten erhöhen, wobei insbesondere die durch die kürzlich genehmigte Übernahme von Samsungs HDD-Sparte gewonnenen Kapazitäten zu berücksichtigen sind.
Wie Xbitlabs berichtet, sind auch Industriegiganten wie Apple, Dell und Intel aufgrund der aktuellen Situation besorgt, aber dennoch relativ optimistisch. Demnach gehe Intel davon aus, dass es noch Vorräte sowie bislang unangetastete Quellen gebe um die PC-Industrie weiterhin zu versorgen. Auch die Reaktionen auf durch das März-Erdbeben in Japan aufgetretene Engpässe hätten gezeigt, wie belastbar die Versorgungskette im PC-Sektor sei. Apple sei aufgrund der Berichte von WD und Seagate besorgt und erwarte entsprechende Engpässe bei Festplatten, die auch Auswirkungen auf das eigene Mac-Geschäft haben könnten. Dell sehe für das aktuelle Geschäftsquartal zunächst nur geringe Beeinträchtigungen des eigenen PC-Geschäfts. Was darüber hinaus zu erwarten wäre, sei aber nicht gesagt worden.
In einem aktuellen Bericht von speicherguide.de ist davon die Rede, dass die Hersteller versuchen, die HDD-Produktion an anderen Standorten aufzustocken, doch eine über Monate andauernde Verknappung der Geräte sei gewiss. Allerdings gebe es „hinter vorgehaltener Hand“ Hinweise, dass derzeit im Großhandel noch (ausreichend) Ware vorhanden sei. So sollen Samsung-Festplatten „in hoher fünfstelliger Zahl auf Lager liegen“. Jedoch „würden diese zurückgehalten und nur sehr selektiv zu hohen Preisen abgegeben“. Es werde aber eine baldige Verbesserung der Lage erwartet, da Kunden nicht bereit seien, jeden Preis für Festplatten zu zahlen und mit nachlassender Nachfrage auch die Preise sinken würden.
Eben diese hohe Nachfrage, bedingt durch die Angst vor noch höheren Preisen, führt zu den eingangs beschriebenen Preissteigerungen von zum Teil deutlich mehr als 20 Prozent.
Wir danken unseren Lesern
für die diversen Hinweise!