FIFA 12 im Test: Eine ballrunde Sache, auch auf dem PC

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Sasan Abdi
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FIFA 12 auf einen Blick (Forts.)

Nahezu tadellos präsentiert sich dagegen die künstliche Intelligenz – zumindest bezogen auf Aussetzer. Diese konnten wir zu keiner Zeit beobachten, im Gegenteil: Überwiegend machen die Mit- und Gegenspieler ihren Job richtig gut. Dies gilt insbesondere für die Torhüter, die unserem Eindruck nach sogar noch ein wenig besser halten, als im Vorgänger. Allerdings hätten wir uns gerade in der Offensive ein wenig mehr Dynamik gewünscht, denn selbst auf „Sehr offensiv“ rücken Mitspieler nur behäbig nach und laufen sich erst dann frei, wenn der Spieler den Ball länger hält oder eine Einzelaktion startet. Dabei handelt es sich wohlgemerkt um Kritik auf hohem Niveau, da der Spielfluss dadurch nicht wirklich gestört wird; allerdings hätte ein klein wenig mehr Action in der Vorwärtsbewegung die Tempo-Drosselung, die vom neuen Defensivsystem herrührt, effektiv kompensieren können.

Von der neuen „Pro Player Intelligence“ merkt man übrigens nur bei wohlwollender Betrachtung etwas. Dabei handelt es sich um ein Feature, über das sich herausragende Spieler so verhalten sollen, wie ihre realen Vorbilder. Dementsprechend soll ein Arjen Robben häufig den schnellen Lauf über die Flügel suchen, während ein Messi das halsbrecherische Dribbeling und den tödlichen Pass bevorzugt. Ob die entsprechenden Beobachtungen tatsächlich auf die umfassende Implementierung einer separaten Funktion oder aber auf die Kombination aus Spielerposition und -attributen zurückzuführen ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.

Überarbeiteter Karrieremodus in „FIFA 12“

Das Herz von „FIFA 12“ ist offline natürlich wie schon bei den Vorgängern der Karrieremodus, in den die Entwickler ganz offensichtlich endlich mehr Ressourcen investiert haben. Dementsprechend darf man sich über einige Detailverbesserungen, eine überarbeitete Oberfläche, eine dichtere Spielatmosphäre und mehr Tätigkeiten und Aufgaben freuen. Zu den wichtigsten Neuerungen zählt dabei die Überarbeitung der Transfers. Hier wird nun wirklich verhandelt, sodass der Kauf und Verkauf von Spielern längst nicht mehr so einfach von der Hand geht, wie in den Vorgängern. Zwar reicht das Trading-System weiterhin längst nicht an jenes von „Fußball Manager“ heran – für mehr Tiefgang sorgt es aber allemal.

Auch die grundsätzlichen Möglichkeiten im Karrieremodus wurden überarbeitet. Neben der klassischen, allumfassenden Manager-Funktion kann man auch als Spielertrainer oder Newcomer antreten. Im ersteren Fall steuert man abseits der gängigen Managementaufgaben auf dem Feld in „Be A Pro“-Manier (siehe unten) nur einen Spieler; im letzteren Fall erstellt man einen Jungspieler und versucht, von ganz unten in den Fußball-Olymp aufzusteigen.

Mitunter am interessantesten ist natürlich das Duell mit echten Spielern. In dieser Hinsicht gilt es zunächst zu vermerken, dass „FIFA 12“ leider über keinen LAN-Modus verfügt. Mehrspieler-Partien erfolgen also zwingend über das Internet. Als eine der großen Neuerungen ist dabei der überarbeitete „Mann gegen Mann“-Modus zu nennen, der nun den Zusatz „Season“ trägt und bei dem man, von der 10. Liga kommend, durch Siege im 1-gegen-1 langsam aber stetig aufsteigen kann. Wie im wahren Leben erhält man für einen Sieg drei, für ein Unentschieden einen und für eine Niederlage null Punkte – zum Aufstieg hat man zehn Spieltage Zeit. Ähnlich funktionieren auch die leicht überarbeiteten Online-Freundschaftsspiele.

Zu den weiteren Online-Features gehört neben einer Rangliste der Pokalmodus, in dem man in unterschiedlichen Wettbewerben antreten kann. Im Club-Modus kann man dagegen mit einem selbst erstellten Verein oder Kicker sein Glück im Duell versuchen. Garniert wird das Ganze mit vielen kleinen Verbesserungen. So wird das vorzeitige Verlassen automatisch als Niederlage gewertet und eine Suchfunktion erlaubt es, nach Gegnern mit manueller Steuerung zu suchen.

Das Matchmaking funktioniert einem ersten Eindruck zufolge sehr solide, da Anfänger nicht nur aufgrund des Ligensystems sondern auch anhand von Ort und Fähigkeiten in der Regel auf ihresgleichen treffen. Allerdings hatten wir ab und an mit Verbindungsabbrüchen zu kämpfen, wobei sich allerdings nicht mit absoluter Sicherheit klären ließ, ob das Problem bei den EA Servern zu suchen ist.

Mit dabei ist in puncto Modi auch wieder der „Be A Pro“-Modus (siehe kurzer Videoeindruck unten), in dem man wahlweise im Karriere-, Online- oder Offline-Anstoss-Modus die Kontrolle über einen einzelnen Spieler übernimmt. Neu ist dabei, dass man nicht nur Feldspieler, sondern nun auch Torhüter übernehmen kann. Was sich ziemlich eintönig anhört, funktioniert in der Praxis ziemlich ordentlich: Dank einiger Hilfen hechtet man gekonnt ins untere Eck, grätscht herannahende Stürmer aus und brüllt Kommandos ins Feld – kein bahnbrechendes Feature, aber eine nette Dreingabe zu einem immer beliebteren Modus.

Kurzer Video-Eindruck aus einem „Be a Pro“-Freundschaftsspiel

In Sachen Atmosphäre kann „FIFA 12“ in besonderem Maße punkten. Dank der Volllizenz darf man auf komplette Kader mit rund 15.000 Spielern, 500 Vereine und 30 Ligen zurückgreifen, was ohne Bastelei für ein Mehr an Spieltiefe sorgt. Auch der Stadionsound ist dank lauter, variierender Fangesänge und einem passenden Anschwellen des Geräuschpegels hervorragend gelungen. Gleiches gilt für die „FIFA“-typischen musikalischen Klänge, die im Benutzermenü wie gehabt von Indie bis „Easy Listening“ reichen.

Doch auch hier wird der sehr gute Eindruck ein wenig getrübt: Der Kommentar von Manni Breuckmann und Frank Buschman fällt nicht nur eintönig aus, sondern löst allzu oft aufgrund von mangelndem Scripting fehlerhaft bzw. unpassend aus. An dieser Stelle hätte etwas mehr Feintuning sehr gut getan, weswegen auch in diesem Jahr gilt: Die Mehrheit wird die Kommentatoren nach der ersten Spielstunde abstellen.