Apple iPhone 4S im Test: „S“ wie sanfte Überarbeitung
3/10Bedienung & Display
In Zeiten, in denen Smartphones und Tablets zusehends verschmelzen und Display-Größen von 4,7 Zoll längst nicht mehr völlig aus dem Rahmen fallen, wirkt das iPhone 4S mit seinem nach wie vor 3,5 Zoll großen Retina-Bildschirm fast schon niedlich. Die Diskussion, die um diesen Aspekt geführt werden kann, ist altbekannt und bewegt sich wie immer im Spannungsfeld von Portabilität und Nutzungskomfort.
Das iPhone 4S ist vor diesem Hintergrund zumindest mit Blick auf die Display-Größe nur bedingt der ultimative portable Videoplayer. Wer häufiger im Zug seine Lieblingsserie gucken möchte, sollte deswegen zu Geräten mit 4 Zoll und mehr greifen. Abseits davon muss man allerdings schon sehr hohe Ansprüche haben, um die Diagonale kritisieren zu können, denn: Ob beim Surfen, Mailen, Chatten oder bei der Betrachtung von Dokumenten und Fotos – für die meisten Standardtätigkeiten reicht auch zum Ende des Jahres 2011 ein 3,5 Zoll großes Display völlig aus.
Hinzu kommt, dass ein kleineres Display nicht nur Nachteile hat. Über die Hosentaschenfreundlichkeit hinaus bietet das iPhone 4S wie schon der Vorgänger nicht zuletzt dank der ordentlichen Auflösung von 640 x 960 auf vergleichsweise kleinen 3,5 Zoll (326 ppi) eine der schärfsten Darstellungen, die man aktuell zu sehen bekommen kann. In dieser Hinsicht profitiert der Testkandidat somit auch aus Multimedia-Perspektive (kurze Videos, Fotos), sodass das Für und Wider bezüglich der Display-Größe wie gehabt eine an die jeweiligen Nutzungsschwerpunkte angelehnte, individuelle Angelegenheit bleibt.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Die Qualität des Displays lässt sich auch beim Blick auf die ermittelten Werte erkennen: Das iPhone 4S ist mit Abstand das hellste Smartphone, das bisher von uns getestet wurde. Und auch in puncto Kontrast bewegt sich der Testkandidat auf einem guten Niveau.