Apple iPhone 4S im Test: „S“ wie sanfte Überarbeitung
6/10iCloud
Eine wesentliche Neuerung von iOS ist die Unterstützung des Apple-eigenen Cloud-Dienstes iCloud. Damit reagiert der iPhone-Hersteller einerseits auf die Konkurrenz, die entweder ebenfalls eigene Dienste anbietet (Windows Phone 7 und SkyDrive) oder Kooperationen mit Cloud-Anbietern eingegangen ist (HTC und Dropbox), andererseits entspricht man dem Bedürfnis zahlreicher Nutzer nach immer mehr Speicherplatz, der möglichst von vielen Geräten aus zugänglich sein soll.
Allerdings stellt iCloud nicht einfach nur eine per Internet erreichbare Festplatte dar, auf der alle möglichen Dateien abgelegt und aufgerufen werden können. Viel mehr soll der Dienst als zentraler Speicherknoten für möglichst viele Geräte dienen. Apples Konzept sieht vor, dass eine Datei auf Gerät A erstellt wird und dann von jedem Ort der Welt aus – eine Internetverbindung vorausgesetzt – entweder von Gerät B aus oder in iCloud selbst weiter bearbeitet werden kann. Insbesondere durch letzteres will man sich von den meisten anderen Cloud-Dienstleistern abheben.
Jedem iCloud-Nutzer stehen kostenfrei fünf Gigabyte Kapazität zur Verfügung, die bei Bedarf allerdings erweitert werden kann. Die Kosten hierfür betragen pro Jahr 16 Euro für zehn zusätzliche Gigabyte, 32 Euro für ein Plus von 20 Gigabyte sowie 80 Euro für insgesamt 55 Gigabyte. Der Speicherplatz kann jederzeit erweitert werden. Für die meisten Nutzer dürfte das kostenlos zur Verfügung gestellte Kontingent jedoch ausreichen, da nicht alle in iCloud übertragenen Daten den freien Speicher belasten. Dazu zählen alle gekauften Inhalte wie Apps, Musik und Bücher.
Im Wesentlichen besteht iCloud aus acht unterschiedlichen Diensten. Der vermutlich praktischste davon dürfte die Backup-Funktion sein. Diese sichert alle auf dem Gerät befindlichen Einstellungen, die Anzahl der Homescreens mitsamt der Platzierung der einzelnen Apps sowie alle SMS, MMS und per iMessage erhaltenen und gesendeten Nachrichten. Darüber hinaus werden alle erworbenen und auf dem Gerät gespeicherten und via iTunes oder iBooks gekauften Apps, Bücher und die Musik in Kopie verwahrt. Dieses Backup wird in der Standardeinstellung einmal pro Tag erstellt und an die iCloud-Server übermittelt – Voraussetzung dafür ist allerdings eine Internetverbindung via WLAN. Alternativ kann das Backup aber auch manuell angestoßen werden, ein WLAN ist aber auch hier notwendig.
Hinter „Fotostream“ verbirgt sich eine Sammlung von per iOS-Gerät erstellten oder manuell per iPhoto hinzugefügten Fotos. Gesichert werden hier maximal 1.000 Aufnahmen, allerdings höchstens für einen Zeitraum von 30 Tagen. Die Bilder werden ebenfalls per WLAN übertragen und stehen dann automatisch auf Macs mit iPhoto oder Aperture sowie auf Apple-TV-Set-Top-Boxen zur Ansicht bereit. Sollen Fotos länger als 30 Tage gespeichert werden, müssen diese separat gespeichert werden. Wie auch bei gekauften Inhalten wird für Fotostream ein unabhängiger Speicher verwendet, der nicht zur eigenen Kapazität dazu gerechnet wird.
Dies ist jedoch bei „Dokumente in der Cloud“ der Fall. Damit können Dokumente zwischen Geräten mit Apples Mobilbetriebssystem, Mac OS X 10.7 (inklusive iWork '09 oder Office) und Windows-PCs (inklusive Office) abgeglichen werden. Bei der Verwendung von iWork werden dabei Veränderungen automatisch gesichert, der Austausch von Dateien zwischen iOS-Geräten und anderen Systemen findet über die iCloud-Homepage statt. Voraussetzung hierfür ist aber iWorks für iOS.
Mehr als nur Backup-Funktion stellt der Bereich „Kalender, Mail und Kontakte“ dar. Zwar werden auch hier alle Daten gesichert, darüber hinaus können diese aber via Internet-Browser bearbeitet werden. Beispielsweise können im Kalender Einträge verändert, gelöscht oder hinzugefügt werden, gleiches gilt für die Kontakte. E-Mails können ebenfalls auf diesem Wege verwaltet werden, allerdings können hier auch entsprechenden Mitteilungen verfasst, gesendet und empfangen werden. Auch hier werden Veränderungen auf beiden Seiten mit der jeweils anderen abgeglichen, der Stand im Browser entspricht also dem auf dem iPhone.
Die beiden Punkte „Meine Freunde suchen“ und „Mein iPhone suchen“ drehen sich ganz um die Lokalisierung von Geräten. Bei Ersterem kann als Freunden hinterlegten Besitzern von Geräten mit iOS 5 oder höher erlauben, das eigene Gerät zu orten. Diese Freigabe kann entweder dauerhaft oder für einen bestimmten Zeitraum erteilt werden. Aber auch während der Freigabe kann der eigene Status auf unsichtbar gesetzt werden. In der entsprechenden App – diese muss im App Store heruntergeladen werden – werden die jeweiligen Positionen dann auf eine Karte angezeigt. Darüber hinaus werden die Uhrzeit der letzten Positionsbestimmung sowie die Entfernung zum eigenen Gerät dargestellt. Bei „Mein iPhone suchen“ steht ebenfalls eine Lokalisierungsfunktion zur Verfügung, hier aber für das eigenen Gerät. So soll das Smartphone wiedergefunden werden, wenn es verloren oder gar gestohlen wurde. Allerdings muss das Gerät hierfür eingeschaltet sein. Ist dies nicht der Fall, kann man sich aber per E-Mail darüber sowie den Standort informieren lassen. Ebenfalls eine funktionierende Datenverbindung setzt das ferngesteuerte Löschen von Inhalten voraus. Darüber können im Ernstfall alle auf dem Gerät gespeicherten Daten gelöscht werden. Hat man sein Gerät aber schlichtweg nur verlegt, kann auch bei aktivierter Stummschaltung ein Ton abgespielt werden.
Zwei weitere Teile des iCloud-Konzeptes stehen Nutzern in Deutschland bislang nicht zur Verfügung. Dabei handelt es sich um „iTunes in der Cloud“ und „iTunes Match“. In beiden Fällen geht es um die Speicherung und das Abrufen von Musik. „iTunes in der Cloud“ ermöglicht das erneute Herunterladen von via iTunes gekaufter Musik. Sollte aus irgendeinem Grund ein dort gekauftes Stück auf der heimischen Festplatte gelöscht werden, kann es problemlos erneut heruntergeladen werden. Zusätzlich können alle erworbenen Titel auf alle Geräte, die mit dem gleichen iTunes-Account betrieben werden, heruntergeladen werden. Einen Schritt weiter geht „iTunes Match“. Dieses Angebot ermöglicht gegen Zahlung von 25 US-Dollar jährlich das Erweitern des bei iTunes erworbenen Portfolios um Stücke aus anderen Quellen. Nach der Zahlung der Gebühr scannt iTunes die eigene Bibliothek und erfasst dabei bis auf wenige Ausnahmen (unter anderem zu geringe Qualität oder zu große Datei) die dort enthaltenen Titel. Sind diese nicht in iTunes erworben worden, dort aber erhältlich, werden diese einfach in die eigene Datenbank übernommen und stehen ab sofort bereit. Kennt iTunes das Lied nicht, wird es in die persönliche Cloud hochgeladen. Anders als an vielen Stellen behauptet, wird durch die Nutzung des Dienstes aber keine nachträgliche Lizenz für illegal bezogene Musik erworben.
Zu guter Letzt ermöglicht „Back to My Mac“ den Remote-Zugriff auf einen anderen Mac, der unter dem gleichen Account betrieben wird.