Apple iPhone 4S im Test: „S“ wie sanfte Überarbeitung
8/10Diverses
Multimedia
Eine wesentliche Hardware-Änderung im Vergleich zum Vorgänger betrifft den verbauten Kamerasensor. Dieser löst nun mit acht statt wie bislang mit fünf Megapixeln auf, Videos werden nun mit 1.920 × 1.080 Pixeln aufgezeichnet. Für diese steht nun auch ein Bildstabilisator zur Verfügung, der leichte Ruckler ausgleichen soll. Der für schlechte Lichtverhältnisse vorgesehene LED-Blitz ist hingegen bereits vom iPhone 4 her bekannt.
Nicht zuletzt durch das hochauflösende Display bietet sich das iPhone 4S auch als Kamera an, das Vorschaubild wird gestochen scharf dargestellt, der sensibel reagierende Touchscreen erleichtert zudem den Einsatz des Touch-Fokus. An der Kamera-Software hat sich nicht viel verändert. Neu ist, dass bei Verwendung im Landscape-Modus bei nach oben zeigenden Lautstärkereglern diese als Auslöser genutzt werden können. Somit muss nicht mehr per Display ausgelöst werden, Verwacklungen werden so etwas verringert.
Direkt nach der Aufnahme – oder auch zu einem späteren Zeitpunkt – können Fotos rudimentär bearbeitet werden. Dazu zählt das Entfernen des sogenannten Rote-Augen-Effektes, das Zuschneiden des Bildes sowie nicht näher beschriebene automatische Verbesserungen, die für etwas kräftigere Farben sorgen. Für Schnappschüsse reichen die Maßnahmen meist aus, darüber hinaus gehende Bearbeitungen sollte eher an einem PC durchgeführt werden.
In puncto Aufnahmequalität kann das iPhone 4S zur Spitzengruppe der Smartphones gezählt werden. Farben werden nahezu lebensecht aufgenommen, das Bildrauschen hält sich meistens in engen Grenzen. Allerdings ist der Sensor nicht frei von Fehlern. Bei nicht optimalen Lichtverhältnissen werden Grautöne dunkler als tatsächlich wiedergegeben, das während der Aufnahmen vorherrschende leicht nebelige Wetter zeigt dies deutlich.
Wie bei eigentlich allen Smartphones sollte man bei sehr ungünstigen Lichtverhältnissen wie Dunkelheit oder Kunstlicht eher zur echten Kamera greifen. Der LED-Blitz neigt schnell zum „Überstrahlen“. Verzichtet man aber auf die Beleuchtungshilfe sowie helles Kunstlicht, zeigt sich eine stärke des Sensors. Durch den internen Aufbau wird das vorhandene Licht deutlich besser als bei vielen anderen Handys genutzt.
Für Videos gilt prinzipiell das gleiche: Sind die Lichtverhältnisse optimal, kann sich die Aufzeichnung durchaus sehen lassen. Allerdings ist vom Bildstabilisator nicht viel zu spüren, auch kleiner Verwackler bleiben erhalten.
Aber nicht nur zur Aufnahme von Videos eignet sich das iPhone 4S, auch die Wiedergabe ist wie auch bei Musik natürlich möglich. Durch die Unterstützung der wichtigsten Formate sowie den großen Angebot an Filmen und Serien im iTunes Store kann die ein oder andere Stunde überbrückt werden. Zu gute kommt dem Gerät dabei die hohe Auflösung des Displays, die zwar selbst die „kleine“ HD-Auflösung (1.280 × 720 Pixel) nicht nativ unterstützt, die hohe Bildpunktdichte macht hier aber vieles wett. Anfreunden muss sich hingegen aber mit der im Vergleich zu anderen, gleichteuren Smartphones geringen Display-Größe.
Schon seit dem ersten iPhone zählt die Verwendung als MP3-Player zu den Stärken, daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Steuerung der entsprechenden Software ist sehr intuitiv, nicht zuletzt durch die Beschränkung auf die wichtigsten Optionen. Die mitgelieferten Kopfhörer sind im Vergleich zu anderen Smartphones-Beigaben als leicht überdurchschnittlich einzustufen, können mit hochwertigen, einzeln erhältlichen Produkten aber nicht mithalten. Wie auch bei der Befüllung mit anderen Medien führt kaum ein Weg an iTunes vorbei – ob Fluch oder Segen obliegt der jeweils persönlichen Meinung.
Ebenfalls kaum Neues gibt es bei Safari. Der vorinstallierte Standard-Browser beherrscht die wichtigsten Funktionen, darunter auch Tabbed-Surfen, zählt in puncto Geschwindigkeit aber nicht unbedingt zur Spitzengruppe. Allerdings profitiert man beim iPhone 4S auch beim Surfen von der im Vergleich zu früheren Generationen verdoppelten Datenübertragungsrate. Vorausgesetzt natürlich, dass das Netz vor Ort dies auch unterstützt. Etwas zwiespältig muss das Display im Zusammenhang mit dem Surfen bewertet werden. Während man auch hier wie bei fast allen anderen Dingen von der hohen Bildpunktdichte profitiert, zeigt sich aber auch, dass 3,5 Zoll für ein Flaggschiff zumindest in dieser Disziplin eindeutig zu wenig sind.
Was auch für den Produktiveinsatz gilt. Von Haus aus kann das Gerät die wichtigsten Dateiformate anzeigen, für die Bearbeitung werden allerdings zusätzliche Apps benötigt. Hier bietet sich der Griff zu den einzelnen iWorks-Anwendungen an, insbesondere im Zusammenspiel mit iCloud. Wie sinnvoll aber die Verwendungen einer Office-Suite auf einem derart kleinen Bildschirm ist, mag jeder für sich bewerten.
Kommunikation & Konnektivität
In Sachen Kommunikation bewegt sich das iPhone 4S auf hohem Niveau. Dementsprechend verfügt das Gerät über WLAN „n“ und in puncto Bluetooth kommt die neueste Version 4.0 zum Einsatz. Komplettiert wird die Ausstattung von UMTS inklusive HSPA, sodass auch mobil theoretisch mit bis zu 14,4 Mb/s im Down- und 5,76 Mb/s beim Upload gearbeitet werden kann.
„Hohes Niveau“ ist allerdings nicht „sehr hohes Niveau“. Dementsprechend sei an dieser Stelle die von vielen Seiten geäußerte, nicht unberechtigte Kritik erwähnt, wonach das neue Apple-Flaggschiff durchaus die Integration von zukunftsweisenden Standards wie LTE oder der kontaktlosen Bezahlmöglichkeit NFC vertragen hätte. Diese Kritik ist insofern angebracht, als dass das iPhone 4S auch im kommenden Jahr – mögliche Vorstellung eines weiteren iPhones hin oder her – noch vielerorts in der Nutzung sein wird und damit potentiell in jenen Zeitraum fällt, in dem die besagten Standards an Relevanz zulegen dürften. Trotzdem gilt, dass man aktuell auch ohne LTE und NFC bestens mit dem iPhone 4S leben kann.
Auch die Gesprächsqualität bewegt sich auf einem ordentlichen Niveau. Stimmen klingen erwartungsgemäß natürlich und auch die Lautstärke gibt keinen Anlass zur Kritik. Nur in sehr lauten Umgebungen hätten wir das Gerät gerne das ein oder andere Mal ein wenig lauter gestellt.
Die Konnektivität stellt übrigens dank eines neuen Antennendesigns eigentlich kein Problemfeld mehr. Wir verwendeten eine gute Viertelstunde darauf, dass Gerät mit allerlei Abdeckungen und Spezialgriffen zu einer kritischen Minderung der Signalschwäche zu überwinden – vergeblich. Allerdings scheint es unter gewissen Umständen auch beim iPhone 4S zu Problemen mit dem Empfang zu kommen – ein Phänomen, das weiterhin existiert, von uns aber nicht festgestellt werden konnte.
Laufzeiten
Bis zu acht Stunden Gesprächszeit und immerhin sechs Stunden Surfen im Internet (jeweils im 3G) – die Versprechungen von Apple bezüglich der Laufzeit hören sich, insbesondere mit Blick auf die verbesserte Leistung, ziemlich gut an.
In der Praxis ersetzte das Thema „Laufzeiten“ aber in den Tagen nach der Veröffentlichung des iPhone 4S in kleinerem Maßstab das „Antennengate“ vom Vorgänger: Aufgrund einer Verkettung von kleineren Ursachen – darunter wohl die automatische Bestimmung der Zeitzone – hat der Testkandidat unter iOS 5.0.0 mit einer gerade im Vergleich zum Vorgänger eindeutig verringerten Laufzeit zu kämpfen.
Auch bei den von uns ermittelten Akku-Laufzeiten gilt, dass diese nur als Richtwert angesehen werden sollten. Zudem darf nicht vergessen werden, dass sich die hier präsentierten Geräte teils deutlich unterscheiden. Ob bei der Größe und Helligkeit des Displays oder bei der Größe des Akkus: Es handelt sich um heterogenes Testfeld, sodass eine direkte Vergleichbarkeit nur selten möglich ist.
Zur Methode: Die Werte wurden bei maximaler Display-Helligkeit und aktiviertem WLAN ermittelt. Bluetooth und GPS waren deaktiviert. Sofern das Gerät über 3G verfügte (Smartphones, Tablets in der 3G-Version), war die entsprechende Verbindung aktiviert.
Diese Problematik offenbart sich auch bei den von uns ermittelten Werten. Im 720p-Dauertest zeigt sich, dass das iPhone 4S unter iOS 5.0.0 bei den Laufzeiten ein Minus von knapp 30 Prozent gegenüber dem iPhone 4 unter iOS 5.0.1 aufweist. Kein Wunder also, dass das Linderung versprechende Update des Betriebssystems von vielen Nutzern nur so herbeigesehnt wurde. Und in der Tat bringt das Update in unserem Testfeld ein Plus von knapp 20 Prozent mit sich, sodass der Unterschied zwischen dem iPhone 4S und seinem Vorgänger auf der aktuellsten Version nur noch zehn Prozent beträgt – vor dem Hintergrund der gesteigerten Leistung ein akzeptables Verhältnis, wobei wie immer beachtet werden muss, dass es sich hierbei nur um eine Tendenz handelt. Überdies muss angemerkt werden, dass das Update wohl nicht alle Probleme beseitigt hat, sodass es sich hierbei nur um eine – unter Umständen spezifische – Momentaufnahme handelt.
Abseits von diesen plattform- bzw. portfoliointernen Betrachtungen lässt sich in jedem Fall festhalten, dass sich das iPhone 4S insbesondere unter 5.0.1 in puncto Laufzeiten keinesfalls vor der Konkurrenz verstecken muss: Bei einer moderaten Nutzung vergehen bis zu zwei Werktage, bevor das Gerät an die Steckdose gehangen werden möchte, was in diesen Tagen bereits zur Oberklasse zu zählen ist.