HTC Titan im Test: Bildschirm mit 4,7 Zoll für Windows Phone 7
3/8Bedienung & Display
Was in puncto Portabilität für Sorgenfalten sorgt, ist für die Bedienung wie angedeutet ein echter Segen: Das Titan profitiert bei allerlei Standard-Tätigkeiten wie Surfen, Mailen oder beim Abspielen von Videos in hohem Maße von seiner satten Display-Diagonale. Komplementiert wird die Eingabe dabei wie gewohnt von der Standard-Softtouch-Knopfreihe, die die Funktionen „Home“, „Zurück“ und „Suche“ bietet.
Ein Mehr an Größe impliziert sogleich die Frage nach der Auflösung. Hier hat sich leider nichts getan: Das Titan verfügt über ein S-LC-Display, das mit 480 x 800 Pixeln und damit im WP-7-Standard auflöst. Auch wenn man sich gerade mit Blick auf die Fläche von 4,7 Zoll qHD (540 x 960) gewünscht hätte, ist die dahingehende Einschränkung aus technischer Perspektive zumindest verständlich, denn auch ohne eine höhere Auflösung hat das Gerät bei den Laufzeiten zu kämpfen (siehe entsprechender Abschnitt). Doch auch abseits von solchen Überlegungen ist mehr an dieser Stelle aufgrund der WP-7-Richtlinien, die auch für Mango die besagte Standard-Auflösung vorsehen, nicht möglich.
Die Auflösung ist trotz manch enttäuschter Gesichter auf der Präsentation aber noch akzeptabel, weil die Darstellung trotz der ungewöhnlichen Display-Diagonale nicht merklich unter der Standard-Auflösung leidet. Stattdessen werden die Inhalte scharf und – bei einem S-LC-Display erwartungsgemäß – farbecht dargestellt. Nur bei sehr genauer Betrachtung lässt sich erkennen, dass sich die Pixeldichte bei 198 ppi nicht mehr in idealen Gefilden bewegt. Auch die Blinkwinkelstabilität geht absolut in Ordnung, was in Summe für die weitere Auseinandersetzung mit dem Displays auf gute Ergebnisse hoffen lässt.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Und in der Tat: Was sich bei der subjektiven Betrachtung der Display-Qualität andeutet, bestätigt sich auch beim Blick auf die Testergebnisse. Nicht unbedingt abwegige Befürchtungen, wonach HTC die für die Laufzeiten gefährlichen Implikationen eines 4,7-Zoll-Displays über die maximale Helligkeit entschärft, erfüllen sich nicht. Im Gegenteil, das Titan verfügt über eines der hellsten Displays, die uns bis dato untergekommen sind und auch beim Kontrast muss sich der Testkandidat nicht verstecken, sodass sich zusammenfassend sagen lässt: Auch beim Display spendiert HTC seinem neuen Windows-Phone-Flaggschiff ordentliche Komponente.