HTC Titan im Test: Bildschirm mit 4,7 Zoll für Windows Phone 7
5/8Windows Phone 7.5
Aus Smartphone-Sicht steht dieser Herbst ganz klar im Zeichen der Erneuerung. Denn neben Android, iOS und Symbian hat auch Windows Phone 7 ein umfangreiches Update erfahren. Die „Mango“ genannte Aktualisierung hebt nicht nur die Versionsnummer von 7 auf 7.5 an, sondern bringt eine Reihe an nützlichen und bislang vermissten Funktionen mit sich. Microsoft selbst spricht von über 500 neuen und überarbeiteten Features, auf die wichtigsten wollen wir hier eingehen.
Auf Platz eins dürfte da sicherlich Multitasking stehen. Ähnlich wie lange Zeit iOS beherrschte Windows Phone 7 das gleichzeitige Ausführen mehrere Anwendungen nur sehr eingeschränkt. Mit „Mango“ sieht dies nun anders aus, denn Programme von Drittentwicklern laufen nun im Hintergrund weiter. Mittels längerem Druck auf die Zurück-Taste ruft man das entsprechende Menü auf, welches optisch stark an den in Symbian vorhandenen Task-Manager erinnert.
Hier findet der Nutzer dann die aktuell laufenden Anwendungen vor und kann mittels „Klick“ zwischen ihnen wechseln. Dabei kommt es zwischen dem Wechsel zu keinen nennenswerten Verzögerungen, auch die Systemgeschwindigkeit leidet nicht spürbar unter der nun im Hintergrund laufenden Software.
In erster Linie für Entwickler interessant dürften die Freigaben zahlreicher neuer APIs sein, womit Nutzer von Windows-Phone-7-Geräten von zahlreichen neuen Applikationen profitieren können. Diese können nun beispielsweise auf die in den Smartphones verbauten Sensoren wie die Kamera zugreifen und für ihre Zwecke nutzen.
Die zweite große Änderung betrifft den Bereich Kommunikation. Unter anderem war diese bislang nach den unterschiedlichen Kommunikationswegen (E-Mail, Kurznachrichten, Windows Live Messenger und andere) sortiert, werden nun alle Nachrichten auf einen Blick präsentiert. Es wird hier also nicht mehr nach Kontakt und Nachrichtenart, sondern nur noch nach Kontakt unterteilt. In der Praxis muss so nicht lange gesucht werden, wo eine Nachricht hinterlegt ist, hier reicht das Aufrufen des jeweiligen Kontakts.
Für die Kommunikation via E-Mail steht nun ein zentraler Posteingang zur Verfügung. Standardmäßig werden hier zwar nur Hotmail- und Live-Konten eingebunden, weitere Accounts können jedoch mit wenigen Befehlen hinzugefügt werden. Ebenfalls zusammengefasst werden können mehrere Kontakte. Hier können unterschiedliche Gruppen gebildet werden, was die Kommunikationen mit mehreren Personen gleichzeitig erleichtern soll.
Ebenfalls neu: Twitter, LinkedIn sowie der Facebook-Chat sind nun direkt in das Betriebssystem integriert, entsprechende Nachrichten tauchen nun also auch direkt in den Bereichen Kontakte und Nachrichten auf. Der eigene Status sowie selbst gepostete Nachrichten bei Facebook und Twitter werden nun im „Ich“-Hub gesammelt angezeigt.
Auch der Bereich Bing wurde weiter verbessert. Dazu steht nun neben Bing Vision (Suche mit Hilfe von Bildern) auch Bing Audio (unter anderem Erkennung von Musik) zur Verfügung. Generell kann die Suchfunktion auch per Sprache bedient werden, Entwickler können Bing zudem in ihre Programme einbinden. Die ebenfalls zur Bing-Familie gehörende Kartenapplikation wurde auch überarbeitet. So beherrscht die Software nun prinzipiell auch die sogenannte Turn-by-Turn-Navigation, leider aber nicht in Deutschland. Hier können zwar Routen berechnet und dargestellt werden, es fehlen aber die Sprachanweisungen sowie das automatische Weiterschalten der Abbiegehinweise.
Wer sein Windows-Phone-7-Smartphone häufig zum Browsen nutzt, wird die Verbesserungen beim integrierten Browser zu schätzen lernen. Microsoft setzt hier auf eine speziell angepasste Version des Internet Explorer 9, die insbesondere in Richtung HTML5-Unterstützung getrimmt wurde. Dazu gehören beispielsweise das Abspielen von HTML5-Audio- und Video-Formaten. Für eine deutlich höhere Geschwindigkeit sorgen eine neue JavaScript-Engine sowie das Hardware-beschleunigte Rendern von Inhalten. Aber nicht nur unter der Oberfläche des Browsers hat einige Veränderungen gegeben, auch an der Benutzeroberfläche hat Microsoft gearbeitet. So steht die Adresszeile nun auch im Landscape-Modus zur Verfügung – ein oft genannter Kritikpunkt der Nutzer. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist die Platzierung URL-Zeile: Diese befindet sich nun am unteren Bildschirmende.
Die Liste der weiteren Neuheiten umfasst noch zahlreiche Punkte, so zum Beispiel die Tethering-Funktion, die Einbindung von Office 365 mitsamt dem Synchronisieren von dort hinterlegten Dokumenten oder neue Funktionen für den Musicplayer.
In Summe hat Microsoft mit „Mango“ in puncto Umfang einen großen Schritt in die richtige Richtung unternommen. Generell gilt aber, dass man sich mit der teilweise immer noch sehr eigenwilligen Oberfläche anfreunden muss. Und auch das ein oder andere Manko muss Microsoft noch ausräumen. Denn trotz der Freigabe für Entwickler wird mit den Live Tiles eine Menge Potential verschenkt, mehr Dynamik würde den Homescreen im wahrsten Sinne des Wortes beleben. Zudem wird noch immer nicht in allen vorinstallierten Anwendungen der Landscape-Modus unterstützt, beispielsweise bei der Routenbetrachtung in Bing Karten.
Betrachtet man das gesamte Windows-Phone-7-Ökosystem, fällt das Fazit schon etwas weniger positiv aus. Zwar hat man den Malus des Letztgestarteten, das Fehlen von einigen populären Android/iOS-Apps fällt dennoch negativ auf. Zwar kann man sich hier in den meisten Fällen mit dem Ausweichen auf alternative Programme oder den Browser helfen, das Angebot an Applikationen ist dennoch noch immer spürbar kleiner. Im Vergleich zu iOS und Symbian fällt zudem das Angebot an über das Gerät kaufbarer Musik und Videos deutlich geringer aus, einzig Android schneidet hier schlechter ab.