Carrier IQ erklärt Funktionen der umstrittenen Software
Noch immer herrscht Unklarheit darüber, welche Handy-Hersteller und Mobilfunkanbieter auf ihren Geräten die gleichnamige Spionage-Software des kalifornischen Unternehmens Carrier IQ installiert haben und unter Umständen noch immer installieren.
Gegenüber The Register hat der für das Marketing zuständige Carrier-IQ-Vizepräsident Andrew Coward nun aber einige Antworten geliefert, zumindest in Bezug auf den Umgang mit anfallenden Daten. Ihm zufolge werden doch mehr Informationen erfasst, als zuerst eingeräumt. Die Software registriere die Inhalte von Textnachrichten, den eigenen Standort sowie auch Tasteneingaben, speichere diese allerdings nicht. Übertragen werden Informationen nur dann, wenn das Gerät abstürzt oder ein Telefonat unterbrochen wird.
Dass man Textnachrichten sozusagen scanne liege daran, dass bestimmte, proprietäre Tags zum Auslösen eines Diagnose-Uploads genutzt werden können. „Der Inhalt einer SMS wird niemals gespeichert und niemals übertragen.“, so Coward. Es gebe einen großen Unterschied zwischen den offensichtlichen Aktivitäten der Software und dem, was tatsächliche gespeichert und übertragen werde. Allerdings räumte er ein, dass bei Kurznachrichten sowohl die Nummer des Empfängers als auch die des Absenders übertragen wird. Im Falle eines Zustellungsfehlers soll so nachvollzogen werden können, an welchem Punkt der Übertragungskette das Problem aufgetreten sei.
„Wir sitzen in einem Fischerboot draußen auf dem Meer und fangen Fische, die zu klein sind und wieder zurückgeworfen werden. Und sie werden aus zwei Gründen wieder zurückgeworfen: Die Löcher im Netz fangen keine kleinen Fische oder aber es ist der falsche Fisch und wird vom Boot zurück ins Wasser geworfen; hoffentlich solange er noch lebt.“, so Cowards Metapher.
„Carrier IQ“ sei niemals dafür entwickelt worden, um Daten zu sammeln und zu übertragen. Das Programm sei ein großer Filter, der nur das aufnehme, was die Kunden wünschen. Dabei würde es sich um die Mobilfunkanbieter handeln, weshalb aus seiner Sicht Carrier IQ auch das Einverständnis der Nutzer nicht brauche oder diese informieren müsse. Soweit er wisse, so Coward, werden von „Carrier IQ“ erfasste Daten nicht auf dem Gerät gespeichert. Handelt es sich um Daten, die herausgefiltert wurden, werden diese in Echtzeit an die entsprechenden Server übertragen. Alle anderen werden unmittelbar nach dem Erfassen sofort gelöscht respektive nicht gesichert.
Im Schnitt werden von jedem Gerät, auf dem „Carrier IQ“ installiert und aktiv ist, etwa 200 Kilobyte pro Tag übertragen. Bei einem großen Teil der Daten handele es sich allerdings lediglich um Informationen zum Mobilfunknetz. Gerade diese Daten seien für die Provider wichtig. Man habe immer zum Ziel gehabt, so wenig Daten wie möglich zu erfassen, um so wenig Ressourcen wie möglich zu verwenden: „Weniger ist in diesem Fall mehr.“.