AMD Radeon HD 7970 im Test: Neue Radeon-GPU weiß zu überzeugen

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Wolfgang Andermahr
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Fazit

Nach zahlreichen Tests sind wir nun am Ende des Launch-Artikels zur Radeon HD 7970 angekommen, die wir wahrlich mit Spannung erwarten haben. Um ein grobes Fazit vorweg zu nehmen: AMD ist es gelungen, mit der Graphics-Core-Next-Architektur in Form der schnellsten Single-GPU-Karte einen guten 3D-Beschleuniger auf die Beine zu stellen. Ein „Rundum-Sorglos-Paket“ erhält der Käufer aufgrund einiger (kleiner) Baustellen aber trotzdem nicht.

Der erste kleine „Haken“: Eine neue Architektur und ein effizienterer 28-nm-Prozess haben uns dann doch ein wenig mehr Leistung erwarten lassen als die Radeon schlussendlich bietet. In 1.920 × 1.080 arbeitet die Karte etwa 20 Prozent schneller als eine GeForce GTX 580 (8xMSAA außen vor gelassen) und ungefähr 35 Prozent flotter als die Radeon HD 6970. Das ist kein schlechtes Ergebnis, aber auch kein außerordentlich gutes. Besser gefallen hat uns die Geschwindigkeit in höheren Auflösungen wie 2.560 x 1.600: Dann gibt es rund 30 bis 35 Prozent mehr Leistung als auf der GeForce GTX 580. Richtig achtbar zulegen kann die Performance mit aktiviertem SSAA oder in noch höheren Auflösungen im Eyefinity-Betrieb, wo AMD mit der Radeon HD 7970 einen klaren Spitzenreiter auf dem Markt platziert. Zusätzlich steigt die Tessellation-Leistung an, sodass zukünftige DirectX-11-Titel selbst bei starker Nutzung kein Problem für den 3D-Beschleuniger sein sollten.

AMD Radeon HD 7970
AMD Radeon HD 7970

Ein großer Kritikpunkt bei der Radeon-HD-6000-Serie ist die Qualität des anisotropen Filters, die in dieser Hinsicht nicht nur deutlich hinter den aktuellen GeForce-Karten zurück liegt, sondern einfach nicht schön anzusehen war und ist. Hier hat AMD mit der Radeon HD 7970 (und allen Ablegern) einen großen Schritt nach vorne gemacht. Die Qualität der Standardeinstellung des Treibers ist vergleichbar mit der von Nvidia, sprich es gibt kaum noch Flimmern – endlich! Die aktuellen GeForce-Probanden erledigen die Arbeit zwar noch ein wenig besser, die jetzigen Unterschiede sind aber nur in einem direkten Vergleich sichtbar. Weniger gefallen hat uns dagegen der neue High-Quality-Modus, der trotz des Namens schlechter ist als die Standard-Variante: Das Flimmern wird stärker, auch wenn es nicht im Ansatz an das schlechte Niveau einer Radeon-HD-6000-Karte heranreicht. Den Sinn hinter diesem Modus können wir nicht erkennen, denn sonstige sichtbare Vorteile gibt es nur im theoretischen AF-Tester.

So weit die gute Nachricht in Sachen Qualität, nun aber eine schlechte: Abgesehen vom anisotropen Filter hat AMD die Bildqualität nicht verbessert. Die vorhandenen Kantenglättungsmodi inklusive dem sehr guten SSAA unter DirectX 9 sind identisch geblieben, doch SSAA unter DirectX 10 sowie DirectX 11 bleibt AMD im Gegensatz zu Nvidia ebenso schuldig wie Downsampling. Dort sehen wir eine verpasste Chance, um mit der Konkurrenz gleichzuziehen. In diese Features könnte man die große Rechenkraft der Radeon HD 7970 gut und sinnvoll investieren.

Das Kühlsystem des Referenzdesigns ist ein zweischneidiges Schwert: Unter Windows ist die Karte angenehm leise und lässt die GeForce GTX 580 sowie Radeon HD 6970 hinter sich. Ein ruhiges Arbeiten ist ohne weiteres möglich. Dafür zündet der Lüfter unter Last ein kleines Feuerwerk und wird leider sehr laut – so laut, dass die Grafikkarte beim Spielen durchweg stört. Hier hätte AMD mehr Arbeit investieren müssen, denn so ist das Referenzdesign nur etwas für geräuschresistente Käufer – und wirft an diesem Tag in Ermangelung von Alternativsystemen erst einmal ein schlechtes Licht auf die Neuvorstellung.

Bei der Leistungsaufnahme gibt es hingegen viel gutes zu berichten. Der Energiehunger im 2D-Modus wurde verbessert, womit die Radeon HD 7970 nun trotz der High-End-Performance zu den stromsparendsten Karten überhaupt gehört. Endlich braucht eine High-End-Karte nicht mehr x Mal mehr Leistung unter 2D als eine Low-End-Karte, obwohl beide dasselbe Bild in derselben Qualität ausgeben. Und unter Last zieht die Grafikkarte trotz der verbesserten Geschwindigkeit nur so viel Strom aus der Leitung wie die Radeon HD 6970 – und das obwohl AMD die Architektur sowie den Prozess sicherlich noch nicht völlig im Griff hat. Der Wermutstropfen: Absolut bleibt die Leistungsaufnahme sehr hoch.

Radeon HD 7970 ohne Kühler
Radeon HD 7970 ohne Kühler

Wirklich loben müssen wir dagegen das ZeroCore-Power-Feature, was bei (von Windows aus) deaktiviertem Monitor die Grafikkarte in einen Schlafzustand setzt, die Leistungsaufnahme auf beinahe Null senkt und gleichzeitig den Lüfter anhält. Beim Wiedererwachen gibt es zwar einen Bug mit der Lüftersteuerung, doch handelt es sich nur um einen Treiber-Fehler. Zudem kann ZeroCore-Power bei einem Multi-GPU-System wahre Wunder wirken, da dann abgesehen von der primären Karte alle anderen abgeschaltet werden.

Davon abgesehen hat sich bei der Radeon HD 7970 nicht viel getan. Es gibt zwar noch andere neue Features wie einen verbesserten UVD, einen separaten Video-Encoder und verbessertes Eyefinity, jedoch sind die Modifizierungen nur für eine kleine Auswahl potenzieller Käufer interessant. DirectX 11.1 sowie PCIe 3.0, was beides von der neuen AMD-Karte unterstützt wird, ist dagegen noch eine reine Zukunftsangelegenheit, gehört zu einer modernen High-End-Karte aber dazu.

AMD hat mit Graphics Core Next und der Radeon HD 7970 somit am Ende eine gute Grafikkarte (mit kleineren Schwächen) sowie eine gute Architektur für die Zukunft geschaffen, die das Unternehmen sowie die Kunden über Jahre hinweg begleiten wird und Potenzial für weitere Verbesserungen aufweist.

AMD möchte sich die derzeit fehlende direkte Konkurrenz von Nvidia offenbar gut bezahlen lassen und verlangt 499 Euro für ein Exemplar. Damit wird die Radeon HD 7970 zwar sehr teuer werden, was sich allerdings ein wenig relativiert, wenn man die Kosten in Höhe von 450 Euro für eine GeForce GTX 580 mit einem drei Gigabyte großen Speicher bedenkt. Zumal AMD den Preis mit der Zeit sicherlich senken wird (alleine um auf etwaige Reaktionen von Nvidia selber zu reagieren) und es sich bei der Radeon HD 7970 um die beste (ab dem 9. Januar) im Handel erhältliche Grafikkarte handelt, für die immer ein Premium-Aufschlag zu bezahlen ist – wer nicht so viel ausgeben möchte, kann zur Radeon HD 7950 greifen. Und trotz der gezeigten, durchweg guten Leistung ist die Radeon HD 7970 kein Rundum-Sorglos-Paket: Denn wir vermissen einen leisen Lüfter unter Last (dieser ist viel zu laut, weswegen wir erste Partnerkarten abwarten würden) und in die Verbesserung der Bildqualität hätte mehr investiert werden können – denn genau dafür benötigt man solch eine Grafikkarte.

AMD Radeon HD 7970
22.12.2011
  • Schnellste Single-GPU-Karte
  • Meistens schnell genug für 2560x1600
  • Durchgängig AA/AF möglich
  • AF-Qualität deutlich gesteigert, Nvidias HQ aber immer noch unterlegen
  • Leise unter Windows (Referenzdesign)
  • Niedrige Leistungsaufnahme unter Windows
  • ZeroCore-Power-Feature
  • Eyefinity
  • DirectX 11.1 und PCIe 3.0
  • Mit 3.072 MB großer Speicher
  • Zu wenig neue Bildqualitätsverbesserungen (SSAA unter DX10/DX11, Downsampling)
  • Sehr laut unter Last (Referenzdesign)
  • Sehr hohe Leistungsaufnahme unter Last


AMD hat uns wenige Stunden vor Ablauf des NDAs informiert, dass unsere (und einige weitere) zum Test bereitgestellte Grafikkarten wahrscheinlich einen Fehler beim Auftragen der Wärmeleitpaste aufweisen, weshalb der Kühler nicht optimal auf der GPU aufliegt. Dementsprechend können wir nicht garantieren, dass die Messwerte bezüglich der Lautstärke und der Temperatur den Tatsachen entsprechen. Unser Sondertest mit der ausgetauschten Wärmeleitpaste zeigt den bestmöglichen Fall für die Radeon HD 7970, womit die Grafikkarte deutlich kühler und ein wenig leiser arbeiten würde. An unserer Aussage, dass der 3D-Beschleuniger sehr laut ist, wird dies aber voraussichtlich nichts ändern. Wir stehen weiterhin mit AMD in Kontakt und versuchen das Problem schnellstmöglich zu beheben, um neue Messungen durchführen zu können.

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