Motorola Razr im Test: Das Kult-Handy wird Smartphone
3/6Bedienung & Display
Mit seinem 4,3 Zoll großen Display gehört das Droid Razr zu der immer größer werdenden Riege von Smartphones, die auf Kosten des Transportkomforts auf eine größere Bedienfläche jenseits der vor nicht allzu langer Zeit eher noch gemiedenen 4 Zoll setzen.
Der Bedienung kommt das Mehr an Bildschirm natürlich auch in diesem Fall sehr zugute. In Kombination mit einer qHD-Auflösung (540 x 960) gehen allerlei Standard-Tätigkeiten wie Surfen, Mailen und die grundsätzliche Navigation durch die gängigen Menüs sehr übersichtlich und komfortabel von der Hand, was abermals die Vorteile von großen Display-Diagonalen und großzügigen Auflösungen (256 ppi) unterstreicht. Allerdings scheint auch beim neuen Razr eine PenTile-Matrix zum Einsatz zu kommen, was wohl der Grund für kleinere Unschärfen bei stark eingezoomten Inhalten – insbesondere bei schwarzer Schrift auf weißem Grund – ist. Hier hat man es aber mit Kritik auf hohem Niveau zu tun, die nur dann wirklich auffällt, wenn man danach sucht.
In puncto Display-Technologie setzen die Verantwortlichen auf Super-AMOLED, was neben der bereits erwähnten geringen Bautiefe auch positiv auf die Laufzeiten und die Kontrastwerte wirkt. Der wesentliche Unterschied zum Samsung-exklusiven S-AMOLED Plus besteht in der Anordnung und Größe der Subpixel. Während bei Super AMOLED Plus insgesamt drei Subpixel (rot, grün, blau) einen Pixel bilden, sind es bei Super AMOLED lediglich zwei (rot und blau). Durch diesen Schritt spart man einerseits Platz (auf der gleichen Grundfläche können mehr Pixel dargestellt werden), andererseits können bei bestimmten Farben feine Strukturen wie Linien oder Buchstaben nur leicht ausgefranst dargestellt werden.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Von dem fehlenden „Plus“ merkt man allerdings herzlich wenig, sodass sich die Darstellung durchaus die Prädikate „farbenfroh“, „scharf“ und insbesondere „kontrastreich“ verdient. Letzteres bereitet zugleich den Weg zur Einordnung der Display-Technologie, denn auch beim Razr machen sich die klassischen Vor- und Nachteile von AMOLED-Displays bemerkbar.
Während zu ersteren die besagten Prädikate zu zählen sind, gehört zu letzteren definitiv der klassische AMOLED-Blaustich. In unseren Augen handelt es sich hierbei aber de facto häufig – und so auch beim Testkandidaten – eher um einen leichten Grünstich, der bei hoher Display-Helligkeit zwar nur bei schlechten Blickwinkeln erkennbar ist, bei abnehmender Helligkeit aber immer deutlicher wird. Ein weiterer Diskussionspunkt bezieht sich auf die individuelle Wahrnehmung der Farben: Manch potentieller Nutzer dürfte auch beim neuen Razr von der sehr knalligen Darstellung irritiert werden, die insbesondere im Vergleich zu jener eines LC-Displays sehr auffällig ist. Hierbei handelt es sich nach wie vor um eine Geschmacksfrage, die es individuell zu klären gilt.
Doch auch abseits dieser gängigen Technologie-Merkmale lässt sich Kritik üben: Verglichen mit der Konkurrenz verfügt das Razr-Display über eine nur durchschnittliche maximale Helligkeit von circa 300 cd/m². Ausgezeichneten Kontrastwerten – Schwarz ist auch hier wirklich Schwarz – steht also ähnlich (überraschend) wie beim Samsung Galaxy Nexus eine nur mäßige Leuchtdichte entgegen. Letzteres hat sich in unserem gut dreiwöchigen Testzeitraum in keiner Minute schmerzlich bemerkbar gemacht; mit Blick auf die sonnigeren Zeiten im Jahr findet sich hier aber ein durchaus relevanter Kritikpunkt, der im Fazit erneut aufgegriffen werden soll.