Zowie AM GS im Test: Diese Maus will Werkzeug sein
3/4Alltagserfahrungen
Während einige Spielermaus-Hersteller, meist auf Grundlage einer umfangreichen Software, möglichst detailreiche Konfigurier- und Feinjustierbarkeit ihres Produktes durch den Anwender anstreben, geht Zowie einen vollkommen anderen Weg, den des Minimalismus'. Keine Software, kein Spezialtreiber, keine Makros, keine Profile, keine abstrakten Tastenbelegungen oder verstellbare cpi-Stufen. Die Zowie AM offeriert lediglich fundamentale Einstellmöglichkeiten, welche durch das Drücken von Tastenkombinationen direkt an der Maus erfolgen. Ansonsten heißt das Motto: Einstecken und loslegen!
Neben der genannten Wählbarkeit der Abtastrate (450, 1.150 und 2.300 cpi) durch die Taste an der Mausunterseite wechselt die AM zwischen Rechts- und Linkshändermodus (vertauschen der Haupttasten, deaktivieren der abgewandten Seitentasten) durch simultanes Betätigen von rechter Haupttaste und Mausrad (Rechtshänder) oder linker Haupttaste und Mausrad (Linkshänder) beim Einstecken des USB-Anschlusses in den PC-Port.
Auf ähnlichem Wege kann auch die Polling-Rate verstellt werden. Hierfür drückt man beim Verbinden des USB-Anschlusses Taste die vordere, linke Seitentaste (1.000 Hz – Standardeinstellung), die hintere, linke Seitentaste (500 Hz) oder beide in Kombination (125 Hz). Die Einstellungen können natürlich beliebig oft verändert und wiederholt werden.
Im Praxiseinsatz hinterlässt die Zowie AM einen enorm guten Eindruck. Neben der hohen Agilität der 86 Gramm leichten, gut ausbalancierten Maus und den speziell auf rauen Untergründen (Aluminium, Holz, Hartplastik) wirklich piekfeinen Gleiteigenschaften der zu den Rändern leicht abgeflachten und somit auch auf Stoff kaum kratzenden Serien-Glides, sind insbesondere die nahezu perfekten Tracking-Eigenschaften der optischen Sensorik hervorzuheben. Sowohl auf Textil als auch den genannten Hartunterlagen erfolgt die Digitalisierung sowohl sehr schneller, ruckartiger als auch langsamer, feiner Bewegungen ohne Beanstandungen. Lediglich auf unbeschichteten, transparenten Untergründen, etwa unbeschichtetem Glas, ist keine Erfassung möglich.
Ferner ist zu unterstreichen, dass die Umsetzung der Mausbewegungen ohne Korrekturen, etwa Linienbegradigungen („Angle-Snapping“), oder zugerechnete Beschleunigungen an die Zeigerführung weitergeleitet werden. Mit der Zowie AM kann sich der Anwender sicher sein, dass seine Mausbewegungen im Rahmen der Möglichkeiten unverfälscht und jitterfrei umgesetzt und ein pixelgenaues Navigieren oder Zielen gestattet wird.
In hohem Maße gewöhnungsbedüftig sind für unseren Geschmack die verwendeten Huano-Switches. Der hohe Auslösewiderstand und die harten Anschläge bieten einerseits beste Voraussetzungen für dosiertes, exakt definiertes Abfeuern, können andererseits jedoch für einen höheren Ermüdungsgrad und eine gewisse Minimalverzögerung sorgen. Ähnliches betrifft das verbaute Mausrad. Sind sehr feine, diskrete Drehbewegungen gefragt, etwa beim Waffenwechseln, liegen die Vorteile der festen, dominanten Rasterung klar auf der Hand. Nutzt man die AM jedoch auch abseits des Schlachtfeldes und will längere Scrollwege zurücklegen, wird das laute, harte Raster schnell unangenehm und anstrengend.
Anwender, die mit niedrigen Mausgeschwindigkeiten spielen und ihr Werkzeug häufig anheben und umsetzen, haben mit Mäusen, die auf optischer LED-Abtastung basieren, häufig Probleme mit verspringenden Mauszeigern beim Wiederaufsetzen. Da die Fokussierung des Lichts, anders als bei einer Laser-Abtastung, mit der LED als ausgedenhte Lichtquelle etwas schwieriger ist, wird meist eine höhere Intensität gewählt, als zur Abtastung des Untergrunds nötig wäre. Die Folge ist eine spürbar höhere Lift-off-Distanz für LED-Mäuse als für Laser-Mäuse. Idealerweise unterbricht die Sensorik die Untergrundabtastung unmittelbar beim Anheben der Maus, um ein Verreißen des Zeigers zu unterbinden. Dies wird bei der Zowie AM durch eine speziell angepasste Fokussierlinse nahezu erreicht. Bereits ab einer Höhe von etwa einem bis eineinhalb Millimetern stoppt die Erfassung mit der AM. Das Verspringen des Mauszeigers beim Umsetzen ist damit unheimlich gering und auf dem Niveau guter Lasermäuse angesiedelt.
Neben den zahlreichen positiven Eigenschaften kann man an der Zowie AM in der ersten Revision auch noch einen konstruktiven Makel ausmachen, welcher jedoch überwiegend theoretischer Natur sein dürfte. Drückt man beide Haupttasten gleichzeitig mit jeweils etwas Schub zum Mausrad, so können sich die Tasten im vorderen Bereich leicht berühren oder gar überlappen (siehe Foto Nummer 18, oben rechts). Praktisch dürfte diese Tatsache kaum Relevanz besitzen, zumal trotz der Kollision beide Tasten ordnungsgemäß auslösen und der Anwender im Zweifel nicht einmal merkt, dass der Fehler auftritt. In unserer zweiwöchigen Testphase ist die Kollision nicht ein einziges Mal eingetreten – es sei denn, wir haben es provoziert. Überdies sollten alle AM-Modelle, welche aktuell ausgeliefert werden, über einen breiteren Spalt zwischen den Haupttasten verfügen und damit noch weniger vom dargestellten Problem betroffen sein.