Weitere Händler beklagen Verhalten Apples
Erst vor wenigen Tagen berichteten wir über die Klage des französischen Apple-Händlers eBizcuss gegen das US-amerikanische Unternehmen aufgrund von Benachteiligungen. Nun haben sich weitere sogenannte Apple Premium Reseller (APR) zu Wort gemeldet und die Vorwürfe eBizcuss' bestätigt.
Dies berichtet ChannelWeb und beruft sich dabei auf mehrere APRs, die allerdings anonym bleiben möchten. Einer der Händler übersandte dem Nachrichtenportal ein 4.400 Wörter umfassendes Schreiben, in dem die Vorwürfe des französischen Mitbewerbers bestätigt, teilweise aber auch noch übertroffen wurden.
So soll Apple beim Verkaufsstart bestimmter „Flagship“-Produkte wie dem iPad oder MacBook Air bewusst unabhängige Händler nicht beliefert haben. Dadurch habe man sich teilweise den Ruf als „Laden ohne Produkte“ eingehandelt. Zudem sei es APRs aufgrund der schlechten Versorgung gar nicht oder nur kaum möglich, iPhones auf Vorrat zu beschaffen. Gerade dieser Punkt hätte bei zahlreichen Kunden für Verstimmungen gesorgt.
Bestätigt wurden auch die Vorwürfe eBizcuss', dass Apple Geschäftskunden abwerbe. Dabei gehe es um kleinere Unternehmen und Bildungseinrichtungen, denen der Hersteller Konditionen anbiete, zu denen ein APR nicht in der Lage sei. Durch das gezielte Beschneiden der Kreditlinien einzelner Händler verschlechtere Apple zusätzlich die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit.
Im Gegenzug verlange der Hersteller jedoch die Einhaltung zahlreicher Richtlinien. So müssen APRs ihre Ladengeschäfte beispielsweise bis zum Jahresende auf das neue v2-Design umstellen. Dies soll pro Filiale mit ungefähr 400.000 US-Dollar zu Buche schlagen, nach Einschätzung des Händlers gleichbedeutend mit der Verschlechterung der Gewinnmarge in Höhe von zwei bis vier Prozentpunkten. Deshalb sei es wahrscheinlich, dass mehrere britische Händler ihr Geschäft aufgeben würden.
Allerdings gebe es spürbare Unterschiede zwischen dem Verhalten Apples gegenüber britischen und kontinentaleuropäischen APRs. Worin diese bestehen, teilte die Quelle jedoch nicht mit. Auch wenn Maßnahmen wie das neue Design positiven Einfluss hätten, sei es gerade in den wirtschaftlich aktuell eher schlechten Zeiten für viele Händler finanziell nicht oder nur schwer zu stemmen, insbesondere in Hinblick auf Benachteiligungen.
Marktbeobachter räumen der Klage eBizcuss' allerdings nur wenig Chancen ein: „Wie viele dieser großen Unternehmen hat Apple mehr Anwälte als die Vertriebspartner Angestellte.“.